Exkurs: Die Münchschwestern und die Giloths

Dokumentation

von  Fridolin

Genetisch sind die Münchschwestern für unseren Stammbaum auf den ersten Blick nicht relevant, da sie nur Stiefmütter des vier-, bzw. elfjährigen Nikolaus Link waren. Aber ihre Geschichte ist interessant genug, um einen Exkurs zu rechtfertigen. Vorweg sei gesagt, dass die beiden hier genannten Frauen noch eine ältere Schwester hatten, die 1826 einen Berberich ehelichte, nämlich Adams Halbbruder Franz Josef. Alle drei waren zusammen mit ihrem kleinen Bruder Ignaz frühzeitig Waisenkinder geworden. Ihr aus Mudau stammender Vater Johann Lorenz Münch, *ca.1770, †1.9.1800, hatte 1790 die Löwenwirtstochter Maria Juliana Giloth (*9.1.1766, †21.6.1803) für sich gewinnen können, starb aber schon nach zehn Ehejahren, und knapp drei Jahre später folgte ihm seine Frau. Ins Waisenhaus mussten die Kinder nach dem frühen Tod der Eltern aber vermutlich wohl nicht, konnten wahrscheinlich sogar im Elternhaus, dem Löwen, bleiben, denn da lebte auch ihr Onkel Christian (1772-1847), ein Metzger, der ebenfalls als Löwenwirt notiert wird. Er scheint die Rolle seines Schwagers Münch übernommen haben, und vermutlich dann auch die Sorge für dessen Kinder. Da sein Wohnsitz die Hausnummer 182 (=Schmiedsgasse 4, existiert nicht mehr) gewesen sein soll, befand sich der „Löwe“ unmittelbar neben dem Hotel Post (heute Emichs Hotel). Christians Sohn Johann Anton Karl (1814-1907) und auch sein Enkel Karl Christian Johann (*1866) haben dieses Gasthaus offenbar später auch noch weitergeführt.

Ihren Anfang in Amorbach nimmt die Familie Giloth schon 1648. Auf dieses Jahr wird zumindest die Geburt von Julianas Urgroßvater geschätzt. Er hieß Julius und soll aus Walldürn gekommen sein. Als Beruf ist zunächst Schuster angegeben, dann 1694 Hechtwirt, 1695 Löwenwirt, 1697 wird er Ratsherr und lebt bis 1732, also 84 Jahre. In dieser Zeit sind 4 Trauungen und 17 Kinder für ihn dokumentiert; er muss also ein recht ereignisreiches Leben geführt haben. Nicht alle seine Kinder seien hier genannt, aber doch immerhin drei:

Nachfolger seines Vaters wird Sohn Johann Adam, *14.10.1686, †19.10.1744, der ebenfalls Schuster u. später Löwenwirt bezeichnet wird. Daneben gibt es einen 1701 geb. Bruder, der nach seiner Priesterweihe als Pater Josef in der Abtei Amorbach gewirkt hat, und eine Schwester, die 1707 einen Schuhmacher Gaul ehelicht; dies dürfte ein Vorfahre von Anna Gaul (Rosina Links Mutter) gewesen sein; deren Vater war ja ebenfalls Schuhmacher, und Gaul ist sicher kein sehr häufiger Name. Es gibt hier auch einen 1714 geb. Sohn Johann Josef, zu dem es leider keine näheren Angaben gibt – er, oder ein Nachkomme, könnte durchaus nach Miltenberg gegangen sein.

Johann Adam, der „zweite“ Giloth in der chronologischen Reihe, ehelicht 1708 Maria Katharina Rosbacher, *1692, und auch dieser eher seltene Nachname kommt uns bekannt vor; hieß doch die leibliche Mutter von Nikolaus Link ebenso. Sie war zwar in Stadtprozelten geboren, aber da ein Neffe dieser Frau nach Eichenbühl „ausgewandert“ ist, scheint auch hier eine verwandtschaftliche Verbindung nicht unwahrscheinlich.

Von Johann Adam Giloths 13 Kindern überleben nur 3; ein vierter wird nur 24 Jahre alt. Da ist zum einen Franz Anton, der den "Löwen" übernimmt; seine 7 J. ältere Schwester Eva Margareta heiratet den Bäcker und Gastwirt Johann Ühlein, der den "Hecht" von seinem Schwiegergroßvater übernimmt und insgesamt 7 Kinder hat, (3 überleben.) Schließlich ist da noch der 6 J. jüngere Bruder Johann Philipp Lorenz, der Jurist in vielen Ämtern wird. (Klosterschultheiß, Oberamtsadvokat, F.L. Dikasterialadvokat). Dessen Tochter Agnes heiratet später ins Milieu des Vaters, nämlich den Vogteischreiber der Abtei, ebenfalls Klosterschultheiß, und großherzoglich-badischen Amtsverweser Johann Peter Gerhard Faulhaber. Auch ihm ist die Gastronomie nicht fremd, denn sein Vater war Müller und Engelwirt.


Franz Anton - der chronologisch dritte Giloth - ist außer Löwenwirt auch Metzger und lebt bis 14.8.1801. Er heiratet 1743 die 32jährige Witwe Maria Anna Haas, geb. Fertig, die 1762 als Mutter von 3 Haas- und 5 Gilothkindern stirbt. Daraufhin heiratet er im gleichen Jahr Anna Maria Kuhn, und zeugt mit ihr 8 weitere Kinder, darunter Maria Juliana, *9.1.1766, die den Johann Lorenz Münch heiratet und die Münchschwestern hervorbringt.

Seinen Münch-Schwiegersohn überlebt Franz Anton um 1 Jahr. Aus der Sicht der Kinder stirbt also erst der Vater, ein Jahr später der Großvater, und 2 Jahre darauf dann auch die Mutter.


Erwähnt seien hier aber noch drei weitere Onkels, darunter 2 deutlich ältere Halbbrüder von Christian und der verstorbenen Mutter, die wohl auch geholfen haben.

  1. Bartholomäus Kaspar, *1744 -1815, Metzger mit 5 Kindern, eine Tochter heiratet 1769 ihren Cousin Johann Anton Giloth, Vater von ihm ist 2. Johann Franz Anton

  2. Johann Franz Anton, *1747-1822, Lamm- und Engelwirt, sein Sohn Johann Anton wird Wirt im Bad. Hof

  3. Adam Josef, *1776, Metzger und letzter Sohn aus der 2. Ehe des Vaters


Man sieht: Die Münchschwestern waren zwar Waisenkinder, aber sie waren keineswegs allein; sie hatten eine starke Familie hinter und um sich.

Georg Josef Link heiratet nun zunächst mit Apollonia Rosbacher einen etwas entfernteren Nachkömmling dieser Familie. Nach deren Tod dann zwei dieser Waisenkinder; zunächst das jüngste der drei Mädchen Agnes Walburga Münch, doch diese Ehe war von vergleichsweise sehr kurzer Dauer. Agnes starb schon zwei Jahre nach der Hochzeit zusammen mit ihrem ersten Kind. Seine dritte Ehe mit der älteren Schwester Juliana verlief glücklicher, es sollten hier zwei weitere Söhne dazukommen, aber auch sie wurde nur 45 Jahre alt, ihr Mann dagegen knapp 62.

Inzwischen hatte die älteste der Münch-Schwestern, Maria Katharina Apollonia, 1826 den Schreiner Franz Josef Berberich geheiratet, den dritten Sohn von Nikolaus Berberich – eine frühe  Berührung unserer beiden Familienzweige. Damit hatte der nun in der Linie folgende Johann Nikolaus, letztes überlebendes Kind aus der Apollonia/Stadtprozelten-Ehe, über Tante und Onkel Berberich einen Zugang zum Schreinerhandwerk, das schließlich sein Beruf werden sollte. Und er dürfte über seine Stiefmütter beste Verbindungen zur Amorbacher Gastronomie gehabt haben.





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