Autonomé

Sonett zum Thema Selbstbild/Selbstbetrachtung

von  FrankReich

Ihr Haus steht vereinsamt in brennendem Schatten,
den Keller dazu hat sie niemals gebaut,
dafür sind die Türen vernagelt mit Latten,
die Fenster versiegelt mit eiserner Haut.

Die Gegend herum ist geprägt durch Debatten
verschlossener Lippen, die Stille schweigt laut,
als würde sie ihr einen Willen gestatten
in dem ihr Gewissen dem Selbst noch vertraut.

 Doch steht nur mehr sie auf verhärteten Platten,
gelähmt in Gedanken, im Wesen ergraut,
und fühlt ihre Kräfte unbändig ermatten.

Die Blicke gebremst, an der Decke gestaut,
verschreiben sich dem sie sich ausgesetzt hatten,
selbst während sie hinter ihr Spiegelbild schaut.


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Kommentare zu diesem Text


 diestelzie (20.04.22, 10:41)
Das autonome Leben bietet groteskerweise Vor- und Nachteile in einem. Die vernagelten Türen, versiegelten Fenster sind Schutz vor schädlichen äußeren Einflüssen, lassen allerdings auch "das Gute" draußen. Außerdem ist das Sichtfeld sehr eingeschränkt, auch wenn man hinter den Spiegel schaut, sieht man nur bis zur nächsten Wand.
Mir gefällt auch die laut schweigende Stille und dass Selbstvertauen nur durch die Durchsetzung des eigenen Willen möglich ist.
Das Ganze lässt sich natürlich auch weniger persönlich betrachten, aber du hast ja "Selbstbild" als Thema gewählt.

Liebe Grüße
Kerstin

 FrankReich meinte dazu am 20.04.22 um 17:52:
Das Streben nach Autonomie ist besonders dann von Nachteil, wenn es einem Trauma entsprungen ist und dann auch nur ein Vorwand, denn alles, was von Wert und Wichtigkeit ist, fällt auf kurz oder lang der Entsorgung oder Zerstörung anheim, egal ob es sich um Dinge oder Lebewesen, bzw. Pflanzen handelt.
Ich habe zwar das Thema Selbstbild gewählt, bin mir jedoch nicht sicher, ob da überhaupt noch eins vorhanden ist. 🤔

Ciao, Frank

P. S.: Danke besonders für Deinen Kommentar.

 Thal (20.04.22, 17:16)
... 😕
traurig

 FrankReich antwortete darauf am 20.04.22 um 17:37:
... und macht vor allem hilflos. 🤔

Ciao, Frank

 FrankReich schrieb daraufhin am 21.04.22 um 08:10:
Dein Kommentar erinnert mich auch an die tragische Liebesgeschichte zwischen dem Autor Wolfgang Koeppen und seiner Frau Marion, letztendlich gab er den Kampf gegen ihre Alkoholsucht auf und versuchte nur noch, ihr das Leben so lebenswert wie möglich zu gestalten.

Ciao, Frank
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