Morgens aber erwache ich zwischen zwei Schatten. Der eine der beiden ist wohl immer schon eine Weile lang dort, denn wenn ich die Augen aufschlage, höre ich bereits seine Stimme, so als hätte diese die ganze Nacht über gesprochen. Sie flüstert sehr sanft und schwach, so dass ich immer nur den Anfang der Sätze verstehen kann, die allesamt gleich beginnen. „Du willst“, flüstert die Stimme in mein linkes Ohr und alles Weitere ist so leise, dass selbst meine Atemzüge ausreichen, um den Inhalt zu übertönen. Ich muss ganz genau hinhören, mich konzentrieren, um mehr als bloße Vokale zu verstehen und diese Konzentration, dieses Lauschen, ist es dann immer, welches den anderen Schatten aufweckt und immer dann, wenn ich glaube endlich zu verstehen, wenn all meine Sinne in die linke Hörmuschel gekrochen sind, die Erkenntnis gerade so viel Licht in sich trägt, dass sich alles zu fügen scheint, höre ich bereits, wie er Luft holt und dann schreit er mit aller Kraft in mein rechtes Ohr: „Du kannst nicht“, schreit er, „du darfst nicht“ und „bald ist es zu spät.“
Ich bin immer so erschrocken, wenn er schreit, dass ich sofort alles vergesse, was die andere Stimme gesagt hat, und wenn ich mich dann aufsetze, um zumindest etwas zu entgegnen, bin ich alleine, die Schatten längst wieder in die Raumecken gekrochen. Das Echo dieser Schreie aber hallt dann noch eine ganze Weile in meinem Kopf wider. „Ich kann nicht“, denke ich, wenn ich den Wasserkocher fülle, „ich darf nicht“, denke ich, wenn ich Kaffeepulver in meinen Becher schütte, „bald ist es zu spät“, denke ich, wenn das Wasser brodelt.
Das aber, was ich zu erkennen glaubte, ist dann bereits verschwunden.