Mein wundersamer Weg zum Glauben -4-

Essay

von  Bluebird

Während ich mich im Frühjahr des Jahres 1985 also immer tiefer in den Spiritismus verstrickte und der Schreibkontakt mit der jenseitigen Welt immer mehr zur Normalität wurde, geschahen fast zeitgleich zwei Ereignisse, die ich rückwirkend sehr wohl als ein Wirken Gottes interpretiere.

Eines Tages unterhielt ich mich an der Uni mit Claudia, einer Mitstudentin über meine esoterischen Beschäftigungen, ließ meine spiritistischen Sitzungen aber unerwähnt. Sie hörte aufmerksam zu, sagte aber nichts. Schließlich fragte ich nach: "Und? Was denkst du darüber?"

    Sie schwieg nachdenklich noch einen weiteren Moment. Schließlich sagte sie: "Von diesen Dingen verstehe ich nichts. Ich bin Christin und halte mich an die Bibel!"
      Ich fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen. "Du glaubst an Jesus?" fragte ich gedehnt. "Aber wie kann man als gebildeter Mensch der Bibel glauben? Das sind doch in erster Linie Mythen, Legenden und Märchen. Daran kann man doch nicht ernsthaft glauben!" Ich war fassungslos und richtig entsetzt.
      Sie lächelte etwas verlegen. "Ich kann dazu nicht so viel sagen. Aber mein Freund ist Diakon in einer freikirchlichen Gemeinde und der kennt sich sehr gut in der Bibel aus. Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: "Du kannst ja mal Samstag abends bei uns in der Gemeinde vorbei schauen. Da haben wir einen offenen Abend  und danach wäre bestimmt noch Zeit für ein Gespräch mit meinem Freund."
     Ich reagierte schroffer als beabsichtigt: "Nein danke! Ich glaube, ich kann meine Zeit sinnvoller verbringen als über Märchen zu diskutieren."


 
Später, als ich alleine war, wunderte ich mich, wieso ich so gereizt reagiert hatte. Wenn ich von den esoterischen Dingen geredet hatte, so war nur recht und billig, wenn sie über ihren christlichem Glauben sprach?

  Und überhaupt, in meiner Kindheit hatte ich doch selber fest an Jesus und an Gott geglaubt. War es vielleicht die Erinnerung an jene längst vergessene Zeit, die mich hatte so ärgerlich werden lassen?


Wenige Tage später geschah dann Folgendes:

Als ich abends mit meinem Fahrrad durch einen schlecht beleuchteten Park fuhr und an einem kleinen See vorbeikam, hörte ich plötzlich eine klagende Stimme: „Ich will nicht mehr leben! Ich bringe mich um!“ Etwas irritiert hielt ich an und schaute mich um.

Direkt am Rande des Sees stand ein junger Mann. Da sonst niemand zu sehen war, musste die Worte wohl von ihm stammen. Ich zögerte einen Moment, aber als er erneut zu klagen und seinen Selbstmord anzukündigen begann, ging ich zu ihm hin und sprach ihn an: „Hallo, warum willst du dich denn umbringen?“

Der junge Mann hieß Frank und war offensichtlich psychisch krank. Für mich war es recht schwer einzuschätzen, ob er sich wirklich umbringen wollte oder dies nur eine Masche war, um etwas Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich wollte ihn nicht alleine am See zurücklassen und so schlug ich ihm vor mich ein Stück meines Weges zu begleiten.

     Zu meiner Erleichterung ließ er sich tatsächlich darauf ein und so lagen See und Park schon bald hinter uns. Er erwies sich in der Folge als ein netter, aber doch recht anstrengender Gesprächspartner. Deshalb hoffte ich ihn recht bald wieder loswerden zu können. Ich war müde und wollte einfach nur noch nach Hause.
     

Wir gingen gerade eine große Straße in der Innenstadt entlang, als er auf einmal vor einem größeren Gebäude stehen blieb und mich fragte: „Hast du Lust auf einen Tee?“ Etwas irritiert blieb ich ebenfalls stehen und fragte ich nach: „Wo, da drinnen?“

   Er nickte. „Samstags haben die Jesusfreaks hier immer einen offenen Abend. Anschließend gibt es in der Teestube dann meist noch Tee und Gebäck. Man kann sich mit denen ganz gut unterhalten!“
      Jetzt sah ich an der Hauswand  in riesigen Buchstaben das Wort Jesus-Haus stehen. Ich erinnerte mich, dass mir diese Schrift im Vorbeifahren schon einmal aufgefallen war und ich mich damals gefragt hatte, ob hier eine Sekte ihr Quartier hatte.

    „Aber es ist doch schon recht spät,“ gab ich zu bedenken. Doch er stand schon an der Türe und öffnete sie: „Siehst du, ist noch offen!“ Urplötzlich erkannte ich die günstige Gelegenheit und schwang mich auf mein Rad: „Ich muss los, Frank! Viel Spaß noch bei den Jesusfreaks!“ Und mit diesen Worten trat ich in die Pedalen.  „Halt, warte! Ich komme mit!“ hörte ich ihn hinter mir her rufen. Aber ich fuhr weiter, ohne mich noch einmal umzublicken.

Dieses zweite Ereignis mit den Informationen Jesus-Haus und Teestube sollten im weiteren Verlauf noch sehr bedeutsam werden. Denn ohne sie wäre ich einige Tage später nicht im Jesus-Haus gelandet und hätte mich möglicherweise niemals zum christlichen Glauben bekehrt.



Anmerkung von Bluebird:

"Mein wundersamer Weg zum Glauben" ist eine erklärende und analysierende Version meiner autobiografischen Erzählung:  Wundersam errettet aus des Teufels Küche

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (22.09.22, 12:01)
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Kommentar geändert am 22.09.2022 um 15:36 Uhr
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