Sonntagmorgens haben wir in Bonnard immer so etwas wie Tour de France. Da kommen die Radrennfahrer vorbei. Kleine Pulks von drahtigen Fahrerinnen und Fahrern, die in geselliger Manier die verschlafene Grande Rue mit Leben füllen. Buntes Leben, denn diese Cyclistes tragen farbenfrohe Trikots, die Waden und Unterarme sind braungebrannt und ihre Rennmaschinen machen echt was her: Filigran gebaut, blitzblank und was das Schönste ist: Sie huschen fast geräuschlos vorbei, nur mit dem feinen Klicken der Freilaufnaben, so dass man das Keuchen der Aktiven hört und die kurzatmigen Sätze, mit denen sie sich aufmuntern. Ehrlicher Sport, der Junge und Alte vereint – in den Hügeln des Morvan, die immer eine körperliche Herausforderung sind.
Ganz anders das Szenario ein paar Stunden später. Dann kommen die nicht so drahtigen Freunde des Morvan, die, die etwas bequemer sind und deutlich voluminöser von Gestalt. Dick in schwarze Leder-Kombis verpackt, bullige Helme und vor allem …. laut.
Man hört ihre PS-schweren Harleys oder Hondas schon kilometerweit heranröhren, bevor sie mit einem besondsers markigen Brüller vor der Pizzeria geparkt werden – gewichtige Darsteller genießen ihren Auftritt, wenn sie dann ihre Köpfe aus dem Helm herausschälen und schweren Schrittes der Terrasse zu streben. Tribünenplatz, vielleicht, damit man sie auch ja sieht, vielleicht, damit sie ja ihre teuren Boliden im Auge haben.
Anders als die gertenschlanken Cyclistes am frühen Morgen, die es den Hügel hochtreibt, bleiben jene Motards relaxed und konsumieren erst einmal ganz munter. Sie rauchen auch, genießen die gut belegte Pizza und sind natürlich gern gesehen bei der Chefin Sandrine, die diese Art Lebensfreude nach Kräften unterstütz. Bikers welcome, so plakatiert sie mit einem dicken Aufsteller.
Die asketischen Radler, nur angetrieben von reichlich Mineralwasser und ein paar Energie-Riegeln , sind nachmittags längst wieder zu Hause. Toll, sagen sie, was man so einfach erleben kann, auf zwei Rädern!
Unsere PS-Freunde aber starten nachmittags noch einmal richtig durch. Salut, Sandrine! Schließlich brauchten sie jetzt noch ihre Verdauungsrunde vor kurvenreicher Kulisse. Ein bisschen Sport muss ja auch sein im Heimatland der Tour der France, lachen sie. Haha. Hauptsache: Zwei Räder!