LEBENSHERBST

Gedicht zum Thema Jahreszeiten

von  hermann8332

LEBENSHERBST


EIN HÖLDERLINSCHES

SOZIAL – UND

JAHRESZEITENGEDICHT


Vor seinem Poole sitzt

der fette Kapitalistendrecksack

und schwitzt

ein eisiges Glas Whiskey

on the Rocks

in den Wurstfingern


Gastlich tönt dem Touristen

im mondänen Ausflugsort

die Biergartenmusik nostalgisch

der Blaskapelle spätsommerbar


Wohl kehren itzt die Pendler

in ihre Schlafdörfer zurück


In fernen Fußgängerzonen

fröhlich versickert des Schlenderns

und geschäftigen Kaufes

fröhlich Getriebe


Das Candlelight-Dinner glänzt

der Schickeria


Wohin denn ich ?


Es leben die Sterblichen

von Lohn und Arbeit :

weniger wechselnder Ruh

denn Müh


während die Rentenkapitalisten

sich mit Zinseinkommen

erwerbs - und investitionslos

und dem Walten der Zufalllsgewinn-

Göttin brüsten


Ist alles so offen freudig

warum schläft dann nimmer

mir in der Brust der

Sozialneidstachel ?


Am Abendhimmel trollt sich

ein wohlsituierter Herbst

hin zur nächtlichen Stille

gemäß des göttlichen

Herrschens Wille


selbstreferierend

gebührend


Unzählig fallen die Kastanien

und klopft das Stakkato

aufs Blechdach meiner

dürftigen Behausung

scheppernd nahe dem Baume


Goldene Welt

des Wohlstands

und der Saturiertheit,


O dorthin nehmt mich

mattsilbern rosiges

Abendgewölk


O möge droben

in Dämmerung und herbstzeitlich

rauchiger Luft der feudalen Grillstätten

geschwängert in alten Zeiten durch

glosende Kartoffelfeuer …


O möge droben

im letzten Lichte mir ...


O möge droben

in den gottbesetzten Sphären ...


O möge droben

nun nicht mehr wissend

was ich hatte gemeint ...


… eigentlich ...


… und vergessen habend ...



O möge droben

jetzt fallend es wieder ein …


O möge droben

zerrinnen mir Lieb und Leid

im selbstauferlegten ana-

choretischen Sein


und käme und komme

mehr Geld herein


in dürftige Tasche


und wär sie Penunze

gleichend dem prallgefüllten

Beutel den hortet als Wafner

das Whirlpoolkapitalisten-

schwein


beheizten Wasserpfuhls


im Herbst mit Solarschein

einer Sonnenanlage


als fehlsubventionierter

ungerechtfertigter

Sozialumverteilungsplage


Um mich der herbstliche Zauber

bitte flieh !


Denn brauch ichs dunkel

und einsam

unter dem Sternehimmel


wie immer ich bin


Komme nun sanfter Schlummer

zu viel begehret das Herz


Jugend doch endlich verglühst

du ja


der Anspruch bescheiden

geworden


Friedlich und heiter und prekär

ist das Alter nun da


in sich ruhend bloß

mit einer Minimalrente

bis zum Ende

im dürren Schoß


Sozialneid

hat sich zerbrochen verkrochen


stattdessen fatalistische Stoik

hingenommenes Geschick


Ich steh an der Schwelle

zu einer mittelfristigen

Altersarmut in Ewigkeit

bis zum Ende meiner

durchschnittlich

zu veranschlagenden

mittleren Lebenserwartung

und entsprechenden

Sterblichkeit


Mir wird kälter


Der Poolfettsack

wird älter



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