Heute ein Märchentag oder doch nicht

Glosse zum Thema Märchen

von  eiskimo

Wilhelm Carl Grimm hätte heute Geburtstag. Vor exakt 237 Jahren wurde er in Hanau geboren. Zusammen mit seinem Bruder Jacob gab er bekanntlich die Sammlung „Kinder und Hausmärchen“ heraus – fürwahr ein literarischer Meilenstein, denn wie präsent sind Märchen seitdem in den Herzen, vielleicht sogar im Gewissen der Menschen!

Heute könnte deshalb ein Märchentag sein. Denn Märchen enden ja immer glücklich. Alles wird gut, könnte man hoffen, gerade heute, exakt einem Jahr nach Kriegsbeginn in der Ukraine.

Zwar bleiben Ort und Zeit im Märchen meist unbestimmt, aber in diesem Fall ist die Zuordnung eindeutig.

Zahlen spielen im Märchen auch eine große Rolle: Die Drei, die Sieben, die Zwölf.  Ja, zwölf Monate dauert dieser Krieg jetzt. Sieben Nachbarländer hat die Ukraine, nämlich Moldawien, Polen, Rumänien, Russland, die Slowakei, Ungarn und Weißrussland. Und drei Szenarien gibt es für dieses so brutal gebeutelte Land: Es wird als Nation ausgelöscht, es schlägt die Invasoren zurück oder der Krieg zieht sich noch endlos lange hin.

Was auch den meisten Märchen zu Eigen ist: Es gibt einen Helden, dem eine schwere Aufgabe gestellt wird, die er dringend lösen muss. Wobei der Held leider eine Schwäche hat… 

Aus russischer Sicht könnte dieser Held Putin heißen. In seiner Märchen-Version muss er ja sein vom Westen gedemütigtes Russland wieder zu alter Größe führen, und der Drache, der ihm da auflauert, wurde von zwei bösen Brüdern, den USA und der EU, angestachelt. Des Helden Schwäche:  Er glaubt fest, er habe keine….

Spätestens hier würde ein Wilhelm Carl Grimm anmerken, dass es der Parallelen genug sei. Schließlich kämen in einem klassischen Märchen Sprüche, Lieder oder Verse zum Tragen, vor allem auch Zauberformeln oder magische Reime. Nichts davon können wir heute vorweisen, denn selbst die Rituale der UNO hatten keine Wirkung.

Ein letzter, ultimativer Einwand: Märchen spielen in einer wunderbaren oder abstrakten Welt, losgelöst von der Wirklichkeit.

Damit sind wir definitiv raus. Schade.  Denn allzu gerne hätten wir doch an das Happy End geglaubt. Und wenn sie sich nicht totgeschossen haben, leben sie vergnügt bis an ihr Ende.

 

 

 

 



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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(24.02.23, 10:34)
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 AchterZwerg (25.02.23, 07:14)
"Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern" geht nicht gut aus, ist aber von Christian Andersen.
Im übertragenen Sinne passt es umso besser zur aktuellen Situation, in der von fast allen Seiten gezündelt wird, was das Zeug hält.

Im Märchen erfriert das Mädchen am Ende.

So kann es gehen ...
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