Ein paar Worte an P. (Text vom 27.2.22)

Monolog zum Thema Aggression

von  eiskimo

Владимир Владимирович Путин


Was soll ich sagen? Du erlebst in Deinem streng abgeschirmten Befehlsbunker ja wohl gerade das Hochgefühl des ganz großen Vollstreckers, den Triumph, es all den verweichlichten West-Politikern gezeigt zu haben, und das krachend!
Ja, so schreibt ein Mann Geschichte. Coole Nummer, jedenfalls!

Nicht ganz so cool finde ich allerdings, Владимир, dass inzwischen etliche Leute dabei sterben, auch von Deinen eigenen Jungs. Klar, das wirst Du einkalkuliert haben bei Deiner vaterländischen Mission.

In Deiner Fernsehansprache hast Du ja die historische Pflicht zum aufopferungsvollen Kampf ausführlich dargelegt.

Doch wenn Du mich fragst, Владимир, ist das zu wenig, Es sind ja nur Worte. Wenn Du wirklich Eier hast, lässt Du dem jetzt auch Taten folgen.

Was eine echte Großtat wäre: Du übernimmst es, Владимир, den Müttern und Vätern der heldenhaft Gefallenen die Todesnachricht zu überbringen. Nein, keine vorgedruckte Feldpostkarte, keiner Deiner Lakaien, der da diese brutale Pflicht erledigt – Du selber wirst es tun.

Schließlich hast Du ja das Ende der Demütigungen beschlossen und den Einsatzbefehl gegeben - also musst Du Deinem Volk jetzt auch Stütze und Trostspender sein. Ganz konkret, in den Familien, Auge in Auge.

Du wirst es tun, Владимир, weil Du den Kampf nicht nur predigen, sondern selber aktiv begleiten willst. Das zeichnet den wahren Feldherren aus. Du wirst – und das ist der Preis Deiner Mission – an vielen Wohnungstüren schellen müssen. Es könnten Hunderte sein.

So, wie ich Dich bisher im Fernsehen erlebt habe, so männlich-stark und unbeirrbar, wirst Du, Владимир, das bringen. Es wird gewiss nicht leicht sein.

Ich hoffe, Du enttäuschst mich nicht. Du stehst sozusagen in der Schuld. Denn da, wo bitterlich geheult wird, da ist die wahre Front.
PS:
Solltest Du aber kneifen, dann gibt es unter Ehrenmännrn nur eine Konsequenz: Stopp den Scheiß




Anmerkung von eiskimo:

Fast genau ein Jahr alt ist dieser Text. Wie naiv ich war, den Adressaten bei seiner Ehre packen zu wollen. Und ich dachte - schon das war ein Horror - nur an Hunderte von Beileidsbesuchen. Einige Zehntausende müssten es inzwischen sein.
Und trotzdem: Es gibt - auch nach einem Jahr Krieg - keine Opposition in Russland, keinen Widerstand. Mein Adressat hätte wohl das hinter Putin versammelte Volk sein müssen

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (24.02.23, 06:31)
Ja,
das wäre mal eine abendfüllende Beschäftigung für P.
Er könnte allerdings auch an einer Seniorenfahrt nach Sibirien teilnehmen (Busanreise) und sich dort artgerecht bespaßen alssen. :)

 eiskimo meinte dazu am 24.02.23 um 06:54:
Eine Heizdecke zum Schnäppchenpreis würde ich ihm glatt dazuspendieren... bliebe er denn dort im Exil!
Ich fürchte allerdings, dass die Zeit noch nicht reif ist für Deine Idee.
LG
Eiskimo

 Regina (24.02.23, 10:52)
Eindrucksvoller wäre es noch, wenn Mutter Baerbock gleich mitkäme und im Namen aller Zulieferer diesen Leuten die feministische Außenpolitik erklären würde, Mutti Merkel zur Osterweiterung der NATO referierte und Mamala Harris diese Familien mit Hilfe des amerikanischen Standpunkts zu trösten verstünde.

Kommentar geändert am 24.02.2023 um 10:53 Uhr

 eiskimo antwortete darauf am 24.02.23 um 14:38:
Klar, schließlich sind sie ja Schuld, dass der Überfallene sich zu wehren traut.

 Regina schrieb daraufhin am 24.02.23 um 14:46:
und tun ja alles, damit das Abschlachten aufhört.

 Graeculus äußerte darauf am 24.02.23 um 15:18:
Einen Krieg zu beenden, gibt es mindestens zwei Wege:
1. Der Angreifer zieht sich zurück.
2. Der Angegriffene gibt auf.

Für 1. ist Putin zu stur (was ihm völkerrechtlich und moralisch die Verantwortung für den andauernden Krieg auferlegt). Auch eine 3. Möglichkeit - der Kompromiß - steht vor der Schwierigkeit, daß Putin auf keinen Fall bereit ist, die eroberten Teile der Ukraine aufzugeben.
Ich weiß nicht, warum manche Leute nicht bereit sind, über Putins Verantwortung für Krieg und Frieden zu sprechen. Dabei dürften sie das doch hier unbeschadet tun, während sie in Rußland dafür hart bestraft würden.

Die Möglichkeit 2 bedeutet - ich wiederhole mich -, der Erpressung und Gewalt nachzugeben und den Erpresser zu weiteren Taten zu ermuntern.

 Graeculus ergänzte dazu am 24.02.23 um 15:29:
Putin ist ja auch kein Ersttäter, was den Bruch des Völkerrechts angeht: Tschetschenien, Georgien, Syrien, die Besetzung der Krim (mit Soldaten ohne Nationalitätskennzeichnung, ein Bruch der Genfer Konvention). Der macht so weiter, wenn ihm nicht Einhalt geboten wird!

Irgendjemand (ich glaube, das warst sogar du, Regina) hat hier behauptet, eine Atommacht könne keinen Krieg verlieren. Du weißt oder solltest wissen, daß das nicht stimmt! Die UdSSR hat ihren Krieg in Afghanistan verloren, die USA haben in Vietnam und in Afghanistan verloren.

 eiskimo meinte dazu am 24.02.23 um 15:51:
"Ich weiß nicht, warum manche Leute nicht bereit sind, über Putins Verantwortung für Krieg und Frieden zu sprechen."

Das frage ich mich auch. Denn so gut ist sein Narrativ nicht.
Taina (39) meinte dazu am 24.02.23 um 16:17:
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 Regina meinte dazu am 24.02.23 um 17:56:
"
Irgendjemand (ich glaube, das warst sogar du, Regina) hat hier behauptet, eine Atommacht könne keinen Krieg verlieren. Du weißt oder solltest wissen, daß das nicht stimmt! Die UdSSR hat ihren Krieg in Afghanistan verloren, die USA haben in Vietnam und in Afghanistan verloren."
bitte, Graeculus, keine Unterstellungen. so habe ich das nicht gesagt. Und in Afghanistan war meines Wissens nie von Atom die Rede. D.h. die Atommächte haben sich zurückgezogen.
Aber eiskimo verrennt sich hier. Auf der einen Seite tritt er für russische Soldatenmütter ein, auf der anderen Seite möchte er nichts davon wissen, dass deren Söhne evtl. von deutschen oder amerikanischen Panzern den Tod empfingen. Waffen, so schrieb Agnete mehrmals, schaffen keinen Frieden, sondern mehr Tode. 

 



 eiskimo meinte dazu am 25.02.23 um 00:11:
Nur, damit die Chronologie stimmt: Mein Text entstand drei Tage, nachdem Putin den Krieg vom Zaune brach. Da gab es noch keinerlei deutsche  Waffenlieferungen, noch nicht mal Stahlhelme. Es schien sich auch keiner auf die Rolle eines Waffenlieferanten vorbereitet zu haben. Wenn anfangs todbringende Waffen in der Ukraine zum Einsatz kamen, waren es russische.
Taina (39) meinte dazu am 25.02.23 um 06:26:
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 lugarex (25.02.23, 07:16)
Ganz kurz:
wer ohne schuld ist werfe den ersten stein

Sonntagsgrüsse Luga
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