Die linke Futlippe hängt monströs weit herab, bis zur Mitte des mit Reißadern durchzogenen Oberschenkels, ist braun, rot gesprenkelt und pelzig; ich weiß nicht, was da los ist. Wenn ich den kleinen Handspiegel nehme, sehe ich in ein karstiges, dunkles Loch und frage mich, wie da all das Leben herauskommen kann, die Schwärze und die Verzweiflung der zukünftigen Welt. Der Ausschlag will nicht weggehen, aber immer noch fickt mich mein Mann, der Kerl, der mir angetraut ist, inbrünstig, wie er vorgibt, geil und stetig. Wie besessen. Das Licht ist gedämmt, die Vorhänge zugezogen, und er dringt in mich und verbreitet seinen Schleim in mir.
Jesus sitzt alleine auf seinem Thron in Eden, keiner ist es wert zu ihm zu gelangen, und auch seine Engel haben sich aus dem Staub und in die Tiefe gemacht.
Diese infektiösen, bakteriell durchseuchten Zellhaufen, die sich gegenseitig zerbeißen, wenn ihr Gehirn ihnen eine Bedrohung, Angst, suggeriert, die vertilgen müssen, um weiter zu leben, und deren Zellkonstrukte doch nach und nach zerfallen und sich selbst fressen – sind sie nicht liebenswürdig und nett anzusehen, freundlich bisweilen, herzallerliebst.
Vor Geilheit stülpt sich ihr glänzender Lotus nach außen, ihre Brustrosen strecken sich zur Sonne und ihr Gesicht leuchtet. Ich bade meine Visage in ihr, mein Gewesenes und mein Werden.
© Rainer M. Scholz