Für Betrübte

Gedicht zum Thema Abgrund

von  GastIltis

Manchmal, da wird er depressiv.

Er fällt so ungeheuer tief,

dass nichts ihn aufzuhalten scheint.

Er liegt dann irgendwo und weint.

Er liegt und weint und schläft nicht ein.

Von Trost kann keine Rede sein.

Er? Das ist der, der in uns wohnt.

Ich blieb bisher davon verschont.


Manchmal, da ist ihm alles gleich,

ob er nun arm ist oder reich.

Er ist ein Vogel, der nicht fliegt,

das bisschen Schwerkraft nicht besiegt,

obwohl er manchmal wie im Traum

zu schweben meint, man glaubt es kaum.

Wer abhebt weiß, dass es sich lohnt.

Ich blieb bisher davon verschont.


Manchmal, da glaubt er gar nichts mehr.

Er fühlt sich so unendlich leer,

als wär er nicht von dieser Welt.

Gut. Ihm fehlt nur ein wenig Geld,

um wach und frei und froh zu sein.

Dann fiele ihm auch etwas ein.

So aber schaut er in den Mond.

Ich blieb bisher davon verschont.


Manchmal, da ist er krank und alt

und fühlt sich blass und matt und kalt.

Er zuckt nicht einmal mit den Wimpern,

denkt nicht entfernt etwa an ... feiern.

Das Fleisch ist schwach, der Geist ist hin.

Er zweifelt an des Lebens Sinn,

hört Töne des Posaunenchors.

Ich blieb … ach leck mich doch am Mors.




Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: Tula, Taina, Didi.Costaire, Saira, Pfeiffer, AlmaMarieSchneider, AZU20, franky, Muckelchen, tulpenrot, Teolein, Pensionsklempner, plotzn.

Lieblingstext: Teolein, franky, Pfeiffer, Saira.
Manchmal!

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Saira (25.04.23, 14:00)
Lieber Gil,
 
ein interessantes Gedicht mit Tiefblick!
 
Er, der in uns wohnt, kann uns dazu bringen, in den Abgrund zu blicken. In meinen Augen geht für die aufgeführten „Stimmungen“ eine Depression einher. Die Folge können Lethargie, innere Leere, Schlaflosigkeit, Traurigkeit, physische Erkrankungen und mehr sein.
 
Ich bin erleichtert, dass du, lieber Gil, davon verschont wurdest. Möge es so bleiben!
 
Wer es schafft, dem, der in uns wohnt, den Stinkefinger zu zeigen oder ihm den Mors hinzustrecken, könnte gute Chancen haben, gesund zu bleiben.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 GastIltis meinte dazu am 25.04.23 um 14:43:
Danke liebe Sigi,

ein wenig Sorge hatte ich schon, weil Depressionnen leider etwas sehr Trauriges sind. Eine Krankheit, die oft nicht recht erkannt wird und deshalb vielfach falsch behandelt wird. Und nun kommt noch jemand daher, nämlich ich, und nimmt alles nicht so richtig ernst!
Wenn man gesund ist, sollte man das auch nicht tun!
Aber wer selbst mehr als ein Dutzend mal die Krankenhäuser von innen gesehen hat und sich mit verschiedenen Dingen herum geschlagen hat, kann sich schon als ebenbürtig betrachten. „Der Blinde stützt den Lahmen“ zitiere ich deshalb lieber als „Einer trage des anderen Last“. Aber das ist schon Ansichtssache! Gesundheit ist schon ein hohes Gut. Und dass Menschen infolge von Habgier und Machtstreben leiden müssen, ist mehr als traurig!

Sei herzlich gegrüßt und bleib aufrecht und gesund wünscht dir Gil.
Taina (39) antwortete darauf am 25.04.23 um 16:11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis schrieb daraufhin am 25.04.23 um 17:03:
Hallo Tanne, da bist du ja!
Das ist bestimmt ein willkommenes Thema für dich, dachte ich im Stillen. Und, siehe da, du hast dich dazwischen gemogelt! Aber es stimmt, was du schreibst. Ärzte sind auch nur Menschen. Keine Halbgötter in Weiß! Selbst wenn sie manchmal so tun! Danke für deine Zeilen. Die Tür steht dir für weitere Bemerkungen offen.
Herzlich grüßt dich Gil.
Taina (39) äußerte darauf am 25.04.23 um 17:51:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Teolein (70)
(25.04.23, 15:10)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis ergänzte dazu am 25.04.23 um 16:38:
Hallo Teo, manche Krankenhausaufenthalte sind in der Tat so, dass man sich gut fühlt. Vor mehr als zehn Jahren habe ich mich mal in der Notaufnahme vorgestellt, das soll man ja jetzt nicht mehr tun, weil ich gelb im Gesicht war und vorher unter Fieberschüben zu leiden hatte. Kurz: Ich hatte Hepatitis. Zur Klärung der Ursache brauchte es 17 Tage, in denen es mir von Tag zu Tag besser ging! Die Ursache war eine Unverträglichkeit. Etliche Jahre später war ich wieder in der Notaufnahme mit ähnlichen Symptomen, aber verursacht durch einen Zeckenbiss. Die Aufnahmeärztin hatte wohl die Auffassung, dass ich simuliere, obwohl ich aus Vorsicht alle Unterlagen von meinem vorherigen Aufenthalt mit hatte. Dann bat sie mich mit ihr vor den Spiegel. "Fällt Ihnen etwas auf?" Ja, sagte ich, Sie sind deutlich kleiner als ich. Nein, meinte sie, im Gesicht. Ja, sagte ich, sie sind wesentlich jünger. Nein, die Nasen, versuchte sie es weiter. Ach so, sagte ich, Sie haben eine kleine Nase und ich eine große. Ja, und die Farbe? Damit hatte sie die Katze aus dem Sack gelassen. Meine Nase war dunkler und von der Sonne etwas gerötet.
"Wenn Sie denken, dass ich trinke, liegen Sie aber völlig verkehrt!" war daraufhin meine doch gereizte Reaktion. Sie hat mich dann aufgenommen und das Klinikum hat mich total durchgecheckt. Das Ergebnis war ein Mitnahmeeffekt durch den Zeckenbiss, der aber sonst keine Auswirkungen hatte, außer einer fast Handteller großen Rötung, die sehr ungewöhnlich war. Wahrscheinlich hatte sie auch Respekt vor den Unterlagen vom vorherigen Aufenthalt, die recht umfangreich waren. Ja, manches kann interessant sein. Aber besser ist wohl, gesund zu Hause zu verbringen.
Danke und bleib gesund. Herzlich grüßt dich Gil.

 plotzn (25.04.23, 15:59)
Servus Gil,

Du hast ihn doch nicht etwa reingelassen? Den, der verhindert, dass du feierst und auf den Tasten klimperst? Man muss solchen Spaßbremsen frühzeitig Einhalt gebieten. Mir mir übernimmt das ein Vierbeiner:

Bis dato blieb auch ich verschont,
dass mir ein solcher innewohnt -
mein Schweinehund bewacht Platz
hält Fremde fern und macht Rabatz,
er sorgt, dass keiner depressiont
und seiner statt im Innren thront.

Liebe Grüße
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 25.04.23 um 16:54:
Hallo Stefan,

Dein inn'rer Schweinehund ist der,
der deinerseits illusionär
erscheint, wenn du ans Dichten denkst,
wobei du gleich beiseite schwenkst,
denn Dichten, bei dir Reimerei,
du hast den Eimer gleich dabei,
ist, wenn man schon kein Vorbild hat,
alleine für sich meistens platt!

Insofern danke ich dir dennoch für deine hingebungsvollen Versuche, deren Grad an Gelungenheit eben noch messbar erscheint (auf der Richter-Skala).
Und grüße dich von Herzen und hoffe, dass du auch weiterhin gesund und verschont bleibst (außer von Kritik). Gil.

 Didi.Costaire (25.04.23, 18:34)
Hallo Gil,

spätestens beim Reimwort "Wimpern" kommt man vielleicht auf schönere Gedanken. Es gibt Hoffnung.

Herzliche Grüße,
Dirk

 GastIltis meinte dazu am 25.04.23 um 19:17:
Hallo Dirk,
ich grüße dich. Genau! Feiern: Wenn man betrübt ist, sollte man nicht unbedingt feiern. Dazu muss man sich schon in eine fröhliche Stinmmung versetzen. Ich gehe mal davon aus, dass du diese Version meintest! Denn Kuscheln reimt sich ja nicht darauf.
Danke und viele erfolgreiche weitere Grüße sendet dir Gil.

 BeBa (07.05.23, 01:20)
Oh ja, ich kenne das, was man gemeinhin Depression nennt. So gut es geht, schreibe ich sie mir vom Leib! Geht nicht wirklich, aber ich bin auch noch nicht fertig mit meinen Bemühungen.

Du triffst auf den Punkt mit mancher Zeile. Ganz ehrlich mein Kommentar dazu: Gut gemacht! Besser hätte ich es vermutlich auch nicht ausdrücken können.

 GastIltis meinte dazu am 07.05.23 um 14:56:
Danke! Besser vielleicht nicht, aber kürzer allemal. Das nennt man dann Kunst!
Sei herzlich gegrüßt von Gil.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram