Das Ende

Gedicht zum Thema Abgrund

von  GastIltis


Das Nebelhorn ertönt nicht mehr.

Der Nebel legt sich bleiern schwer

auf Land und Meer und Ufer nieder.

Die Wellen samt den Wasserhosen

sie ziehn mit Rauschen und mit Tosen

hinfort bis zu uns Ahnungslosen,

umpeitschen unsre müden Glieder.


Der Nebel trifft uns unverhofft.

Vergrault, entfärbt uns wie so oft,

erreicht letztendlich die Gedärme,

verdichtet Wrasen, Wolken, Dünste,

schäumt violette Schattenkünste,

hüllt uns in Tang- und Hirngespinste,

vergrätzt, vergällt die letzte Wärme.


Wird erst der Nebel zum Basalt,

ändert er Relation, Gestalt.

Beginnt zu beben und zu schwanken

und bringt die ganze Welt zum Wanken,

verformt die Träume und Gedanken

zu steinernen Akanthus-Ranken:

Er endet in sich jedes Leben.




Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: Teolein, Didi.Costaire, TassoTuwas, Tula, AchterZwerg, TrekanBelluvitsh, AZU20, Pfeiffer, EkkehartMittelberg, plotzn, franky, Taina, Drita.
Lieblingstext: Teolein, TrekanBelluvitsh, EkkehartMittelberg, franky.
In jedem Anfang ...

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Kommentare zu diesem Text


 franky (14.11.22, 10:05)
Hi lieber Gast
 
Ein beeindruckendes Gedicht, Bilder in ihrer bleiernen Schwere.
 
Grüße von Franky

 GastIltis meinte dazu am 14.11.22 um 15:08:
Danke Franky,
eigentlich wollte ich heute ein anderes Gedicht einstellen. Aber dann habe ich aus dem Fenster gesehen und der Nebel hat sich regelrecht auf mein Gemüt gelegt. Also habe ich das bleischwere Gedicht ein- und das andere zurück gestellt.
Sei herzlich bei inzwischen sonnigem Wetter gegrüßt von Gil.

 EkkehartMittelberg (14.11.22, 11:34)
Hervorragend gestaltet, Gil, aber lass uns auf die Sonne der Erkenntnis hoffen, die den Nebel durchdringt.

Liebe Grüße
Ekki

 AZU20 antwortete darauf am 14.11.22 um 12:54:
Darauf hoffe ich auch. LG

 GastIltis schrieb daraufhin am 14.11.22 um 15:20:
Lieber Ekki,
die Sonne ist da! Aber ob es dazu reicht, uns bis zur Erkenntnis (an)zustrahlen, wage ich im Moment zu bezweifeln. Unserer wachsenden Lernfähigkeit sind da sicher Grenzen gesetzt. Jedenfalls meiner. Danke und sei weiter begierig, ohne dass du es ansatzweise nötig hättest.
Herzlich Gil.

Hallo Armin,
wenn der Nebel wieder erscheint, werde ich ihn an deine Zuversicht erinnern.
LG von Gil.

 TrekanBelluvitsh (14.11.22, 16:38)
Das ist eine gelungene düstere Interpretation von Nebel, die mir gefällt. Wenn wunderts...

Aber der Nebel kann auch verhüllen. Und zuweilen ist es gut, wenn wir etwas (oder jemanden) nicht sehen können.

 GastIltis äußerte darauf am 14.11.22 um 18:21:
Hallo Trekan, danke.
Natürlich ist es immer wieder schön, wenn sich Nebelfelder auflösen. Aber der Gedanke, dass sie bleiben, verstört schon. Deine Haltung, etwas oder jemanden nicht sehen zu müssen, teile ich. Ich hatte mal vor Jahren im Sommer in unserem Wochenendhaus meinen Cousin mit Frau aus dem Schwarzwald eine Woche lang zu Besuch. Am Ende ging ihnen das viele Grün gegen den Strich. Ja, wenn man aus dem Schwarzwald kommt …
Ich sehe da nur bei Oliv oder in Richtung Parteifarben schwarz!
Viele Grüße von Gil.

 AchterZwerg (14.11.22, 17:29)
Lieber Gil,
ich selber mag den November recht gern. Auch seine Nebelfelder. -
Dein stimmungsvolles Gedicht ist gleichwohl sehr schön ...

Auf dem Weg zum Filmabend
der8.

 GastIltis ergänzte dazu am 14.11.22 um 18:28:
Lieber Achter,
zu deinen ersten beiden Zeilen: das eine schließt das andere nicht aus. Ich bin auch ein Freund des Herbstes. Und der Nebel gehört nun einmal dazu. Ich kann mich aber auch noch an Zeiten auf dem Acker erinnern, ich glaube, da war ich noch Lehrling, als wir in der Landwirtschaft tätig waren und der Nebel uns fast erschlagen hätte.
Apropos Filmabend: bei dem Nebel?
Herzlich grüßt dich Gil.
Jo-W. (83)
(14.11.22, 22:12)
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 GastIltis meinte dazu am 15.11.22 um 15:22:
Lieber Jo,
das war natürlich nicht meine Absicht, dich mit depressiv erscheinenden Versen negativ zu belasten. Sicher habe ich eine leicht melancholische Grundhaltung. Sie bezieht sich aber nicht auf Beziehungen zu lieb gewordenen Menschen, ob ganz privat oder hier im Forum oder auch, was alte Freundschaften angeht. Sieh es mir bitte nach, dass ich mit der Sprache umgehe, als käme sie immer aus dem innersten Gefühl heraus. Manchmal ist es nur die Freude am Formulieren, am Finden von Ausdrücken und Begriffen. Lass dich deshalb besonders herzlich und freundschaftlich grüßen und sei mir bitte nicht böse.
Dein Freund Gil.

 TassoTuwas (15.11.22, 11:51)
Mein lieber Gil,
du schaffst es immer wieder mich, mit deinen fantasievollen Bildern zu erden!
Herzliche Grüße
TT

 GastIltis meinte dazu am 15.11.22 um 15:33:
Danke lieber Tasso,
ich hoffe, es ist mir einigermaßen umweltschonend gelungen. Du kennst sie doch, Heines Minnesänger: „Phantasie, die schäumend wilde, ist des Minnesängers Pferd...“
Lass uns reitend weiter ziehn! Herzlich Gil.

 Didi.Costaire (15.11.22, 22:13)
Hallo Gil,

das hast du in allerschönsten Grautönen geschildert. Noch hoffe ich aber, es gibt weiterhin

Leben neben Nebel

Liebe Grüße,
Dirk

 GastIltis meinte dazu am 16.11.22 um 18:20:
Danke, lieber Dirk!
Deine Zeilen beruhigen mich außerordentlich, vor allem dein perfektes Palindrom überstrahlt so ziemlich einiges und lässt mich fast meinen Unmut über Körpersäfte als Ursache für Humor oder Witz vergessen. Erst jetzt kommt dadurch „der Freibier-Fred“ für mich noch einmal ganz groß heraus. Manchmal braucht es eben Säfte, die außerkörperlichen Ursprungs sind!
Sei mit Freuden gegrüßt von Gil, der manchmal den zweiten Blick benötigt. Auch, um den Nebel neben Leben zu durchdringen.
Teolein (70)
(29.11.22, 19:31)
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 GastIltis meinte dazu am 30.11.22 um 11:41:
Hallo Teo, ja wieso? Schick mir doch mal deinen Tagesablauf in Kurzform, dann kann ich die Frage vielleicht beantworten. (Aber ohne gewisse Details!)
Nein, wahrscheinlich hast du gedacht, nach dem Titel „Das Ende“ kommt nichts mehr, und dann brauchst du auch nichts mehr zu schreiben. Jedenfalls an mich. Aber trotzdem schön, dass du dich besonnen hast.
Danke und sei herzlich gegrüßt von Gil.

 AngelWings (29.11.22, 19:44)
Es kann Nebel und der Wintersturm, was kannst besonders sein.

 GastIltis meinte dazu am 30.11.22 um 11:33:
Du nicht Wazwab kennen? Nein?
Armes Herr Gesangsverein!

 AngelWings meinte dazu am 30.11.22 um 16:24:
Dafür kenne andere Dinge!
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