Picardische Terz

Gedicht zum Thema Leidenschaft

von  Saira

Er atmet ein
atmet aus
beugt sich vor
senkt seine Hände

auf das Ebenholz
der Klaviatur,
berührt
und vollführt

fingertanzend
weiche Intervalle,
in Moll-Terz,
dunkel und traurig zugleich.

Die Klangfarbe
zaubert Orientakzente,
wird zum Traum
aus Tausendundeiner Nacht.

Dur-Akkorde
übernehmen
Momente der Harmonie
in großen Terzen.

Pianist und Piano
werden eins,
verschmelzen
in tiefer Leidenschaft.

Die Zeit
der Freude verstummt,
endet im finalen
Schlussakkord Picardie.

Melancholie
in Dur übernimmt,
bittersüße Wehmut
hallt noch lange nach.



©by Sigrun Al-Badri/ 2012



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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (24.08.23, 00:31)
Hallo Sigi,

Text und Musik stimmen überein in der spannungsreichen Überraschung der Schlussstrophe, in der die Gegensätze verschmelzen.

LG
Ekki

 Saira meinte dazu am 24.08.23 um 12:15:
Hallo lieber Ekki,

was für ein wunderschönes Feedback! Ich danke dir!

<3 liche Grüße
Sigi
Teolein (70)
(24.08.23, 07:53)
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 Saira antwortete darauf am 24.08.23 um 12:18:
Ja, aber Teo, an dich habe ich doch gedacht!!!

Happy day :) 

Schmunzelgrüße
Sigi

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 24.08.23 um 17:08:
Finger weg von meinem (!) Teo! Selbst wenn es sich um zarte Klavierhändchen handeln sollte.

Zusätzliche Info: Er hat mir gerade eine Doppelvogelhaushälfte ausgebaut.

Ich meine, zur Not könntest du natürlich ... :D

 Saira äußerte darauf am 24.08.23 um 17:38:
Ach nee, Zwergilein, sonst rufst du immer gleich nach Wilma, wenn dir Teolein zu nahe rückt, aber sobald er dir ein kleines  Häuschen ausbaut, ist er dein (!) Teo!

Ich ziehe mich jetzt zurück ...

 Quoth (24.08.23, 09:00)
Hallo Saira, mich erinnert Dein Text an Lang Lang und wie er manchmal, ergriffen von seiner eigenen Meisterschaft, die Hände in der Luft schweben lässt, den Kopf mit geschlossenen Augen zurücklegt und aussieht, als ob er gleich in Tränen der Inbrunst, der Leidenschaft für das Schöne ausbricht - bittersüß ... Mir ist es zu viel, ich glaube es nicht, und wenn ich etwas bewundere, dann ist es seine Schauspielkunst! Oder bin ich einfach nur unmusikalisch? Gruß Quoth

 Saira ergänzte dazu am 24.08.23 um 12:36:
Hallo Quoth,
 
ich kann nachempfinden, was du meinst. Auch mir sind bei Lang Lang seine Mimik und Gestik manchmal zu viel. Wenn ich dagegen die Pianistin Khatia Buniatishvili spielen sehe und höre, dann meine ich, die Verschmelzung und Hingabe beinahe spüren zu können und ich bekomme Gänsehaut.

Ich freue mich über deine Gedanken zu meinem Text.
 
Liebe Grüße
Sigrun
Agnete (66)
(24.08.23, 12:24)
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 Saira meinte dazu am 24.08.23 um 12:49:
Hallo Agnete,

ein eigenes Klavier muss wunderbar sein, aber auch teuer und man braucht Platz. Ich habe nur ein Keyboard und das ist natürlich nicht mit einem Klavier vergleichbar, aber es macht dennoch Freude, darauf zu spielen.

Ich freue mich, dass du dich in mein Gedicht hineinfühlen kannst.

Liebe Grüße
Sigrun

Antwort geändert am 24.08.2023 um 12:51 Uhr

 AchterZwerg (24.08.23, 17:15)
Liebe Sigi,

dein Gedicht hallt ebenso bei mir nach.
Ich mag es stets besonders gern, wenn Form und Text verschmelzen. 

Herzlichst
Heidrun <3

 Saira meinte dazu am 24.08.23 um 17:43:
Liebe Heidrun,

deine Gedanken zu meinem Gedicht schenken mir ein erfreutes Lächeln, besonders deswegen, weil es in der Lage ist, bei dir nachzuhallen.

<3 lichen Dank und <3 liche Grüße
Sigi

 GastIltis (27.08.23, 15:22)
Liebe Saira,
ich habe deinen Text für mich heraus kopiert und extra abgelegt. Und wenn mir wieder so ist, und ich alles richtig lesen und verarbeiten kann, werde ich versuchen, einen einzigen Ton zu deinem großartigen Werk beizutragen. Soviel Zeit muss sein.
Liebevolle Grüße von Gil.

 Saira meinte dazu am 27.08.23 um 18:23:
Wow, lieber Gil, was für eine Wertschätzung!

Darf ich das in meinem Alter noch sagen: Ich bin hin und weg und freue mich so sehr! Vielen lieben Dank.


<3 liche Grüße
Sigi

 GastIltis meinte dazu am 04.09.23 um 20:36:
Liebe Sigi, 
ich muss noch einmal auf den Text zurückkommen.
Nun bin ich ja im Moment nicht so schnell. Auf jeden Fall hat mich die Picardische Terz schon irritiert.
Warum? Bisher hatte die Picardie etwas mit Dresden, meinem Studium und unmittelbar dem Professor zu tun, bei dem ich meine Diplomarbeit geschrieben habe. Prof. Karl-Franz Busch hatte eine wasserbauliche Versuchsanstalt an der Picardie, die ich zwar nicht kennen gelernt, von der wir Studenten aber eine Menge gehört hatten. Das Gebäude, das der Straße den Namen gegeben hat, gehörte einem Herrn Picard, liegt am Großen Garten und steht schon über zehn Jahre leer. Zu unserer Zeit soll es wohl eine gut gehende Gaststätte gewesen sein, die aber außerhalb meines Einzugsgebietes lag; ich wohnte im Norden von Dresden. Sozusagen am Nordwestrand der Dresdner Heide. Dass es eine Landschaft in Frankreich geben könnte, von der der Name herrührt, davon hatten wir damals keinen blassen Schimmer. Und ob die Landschaft mit der Musik eine Verbindung hat, kannst entweder du mir erklären, oder ich muss es noch heraus finden. Was sich dabei nicht ändert, ist die Schönheit deines Textes.
Liebe und vertrauensvolle Grüße von Gil.

 Saira meinte dazu am 05.09.23 um 20:04:
Lieber Gil,
 
es ist schön, aus deinen Gedanken zu meinem Gedicht mehr von dir aus deiner Studentenzeit erfahren zu dürfen. Ich hätte nicht gedacht, dass dich die Picardie an Dresden, einen Herrn Picard und an eine wasserbauliche Versuchsanstalt an der Picardie erinnern würde. Gerne habe ich deine Ausführungen dazu gelesen.
 
Die Picardische Terz kenne ich als große Dur-Terz im Tonika-Schlussakkord eines musikalischen Abschnittes, der eigentlich in Moll steht.
 
Die Picardie ist eine historische Region in Nordfrankreich. Den Bezug zur Musik kenne ich leider nicht. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass man in den Weinbergen der Champagne bis hin zu den fantastischen Stränden am Ärmelkanal viel Inspiration für Gedichte oder Lieder erhalten würde, sollte man das Glück haben, dort zu urlauben.
 
Danke für deine Anregungen!
 
Mit herzlichen Grüßen

Sigi
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