wartezimmer, am wochenende, abends, nachts

Gedicht

von  Redux

ewiger transit.am ende der tage.

erstarrt ein verschattender raum.

an den heizkörpern sind die thermostate.

auf minus dreißig grad positioniert.

zeitschriften.magazine. alt und krank.

verkrusten in fingernageldreck und hautschuppen.

nagellack und ohrenschmalz. versinken.

vergilben in nachmittagssonne.

in ein betäubtes gestern. ohne namen.

das kein gestern kennt. versteinern.

noch das wabern der silben. kleine kinder flüstern.

in den jalousien. zappeln und verfangen sich.

das  was noch lebt. der zeiger der uhr.

ein  prähistorisches insekt.

verweigert sich. will bockend aufhören.

stemmt sich gegen die stille.

eins fünfundachtzig über dem fußboden.

wo liegt das land der orangenblüten?

in dem glückliche mädchen mit wogenden locken?

über frühlingsbäche huschen?



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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (05.09.23, 09:12)
Hallo Herbert,

beeindruckende Metaphern der Dekadenz werden am Schluss ironisch kontrastiert.

LG
Ekki

 Redux meinte dazu am 05.09.23 um 19:26:
Dein Kommentar freut mich sehr,
Liebe Grüße
Herbert
Agnete (66)
(05.09.23, 10:43)
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 Redux antwortete darauf am 05.09.23 um 19:27:
O...das hatte ich jetzt nicht so empfunden, dass sich dieses Gedicht so sehr von den anderen unterscheidet.
Aber dennoch...vielen Dank, Agnete

 AchterZwerg (05.09.23, 17:29)
Sei froh, mon Cher,
wenn dir niemand unaufgefordert seine offenen Beine zeigt oder so ...

Irgendwie ähneln sich ja alle Wartezimmer dieser Welt. ;)

 Redux schrieb daraufhin am 05.09.23 um 19:27:
Dann sag mir bitte, lieber achter, wie ich das Bild von den offenen Beinen aus dem Kopf bekomme...liebe Abendgrüße

 ginTon (05.09.23, 17:40)
minus 30 Grad, Halleluja sag ich da nur, es geschehen noch Zeichen und Wunder. apropos Zeichen, meines Erachtens funktioniert die Zeichensetzung überhaupt nicht, die meisten Punkte finde ich fehl am Platz. ansonsten interessant, sage ich mal...

 Redux äußerte darauf am 05.09.23 um 19:28:
Ich wollte mal etwas anderes machen. Aber dennoch danke für die Rückmeldung....

 ginTon ergänzte dazu am 06.09.23 um 00:15:
finde ich immer gut, immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren. ich wollte es auch nicht allzu negativ werten. diese Texte mit vielen Zäsuren folgen ja dem Zweck, diese brüchigen Augenblickszusammenstellungen erfahrbar zu machen. Tab. Er geht weiter. Punkt. Die verirrte Stadt verliert sich zwischen den Worten. Tab. Worte nichts als Worte... man darf bei solcherlei Texten natürlich nicht gegen die natürliche Betonung arbeiten und dies geschieht bereits in den ersten zwei Zeilen, da der Punkt hinter "Am Ende der Tage" einfach fasch ist...

 Redux meinte dazu am 06.09.23 um 18:58:
du hast sehr aufmerksam gelesen und ich glaube ich werde es entsprechend noch einmal umschreiben.
danke, ginton

 ginTon meinte dazu am 06.09.23 um 20:56:
ja, ich habe schon ähnlich geschrieben und auch ähnliche Werke anderer Autor:innen gelesen, also, warum die Erfahrung nicht miteinander teilen. kein Problem, gerne geschehen...

 Oops (06.09.23, 08:31)
..ein bißchen umgearbeitet könnte ein super RAP entstehen, die letzten 3 Zeilen der wiederkehrende melodische Refrain
😎ich mein ja nur.

Liebe Grüsse Oops

 Redux meinte dazu am 06.09.23 um 18:59:
du meinst schon sehr richtig....oops...danke dir...smile

 Saira (06.09.23, 09:55)
Moin lieber Herbert,
 
du reflektierst beispielhaft die Atmosphäre in einem Wartezimmer außerhalb der normalen Sprechzeiten.
 
Nun gehen Menschen normalerweise in die Notsprechstunde, wenn es ihnen sehr schlecht geht. Dort länger zu verweilen, bis man an der Reihe ist, kann hart sein. Man sieht evtl. blutende Wunde, hört Gestöhne und weinende Kinder. Wer hier sitzt, wünscht sich ganz sicher an einen anderen Ort … vielleicht an den, den du zum Schluss beschreibst.
 
In Bezug auf die Zeichensetzung bin auch ich, wie ginTon, irritiert. Für mein Empfinden würde sich dein Gedicht flüssiger und einprägsamer lesen, wenn du die vielen Punkte reduzieren und aus den Versen Strophen machen würdest.
 
Liebe Grüße
Sigrun

 Redux meinte dazu am 06.09.23 um 19:00:
ja, da hatte  er wohl recht, trotzdem vielen dank auch für deine einschätzung, sigrun
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