Nachts um 3

Bild zum Thema Begegnung

von  Isaban

Epileptisch flackern Neonleisten
Bahnsteig 4
es riecht nach nassem Hund
mit Fritten und Rolltreppe abwärts
blendet die Frau mit den
schwarzen Strümpfen
und den Regenhaaren
wie schön sie aussieht
unterm Kajalschleier der flüchtige
Blick einer traurigen Göttin
eine Laufmasche vom Knie aufwärts
ins Paradies
Futter für die alte Schlange aus Stahl.
Wo war mein Mund?

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Kommentare zu diesem Text


 styraxx (11.12.07)
Eine Göttin spät nachts am Bahnhof. Eine Göttin der Nacht? Atmosphärisch sehr dicht und autentisch. Eine filmreife Szene wie mir scheint, starke Bilder.
"unterm Kajalschleier der flüchtige / Blick einer traurigen Göttin" finde ich toll.
"Kajal" hindi schwarze Schminke, fenröstliche Tradition verschmilzt mit westlichen Alltagsbegriffen. Super!

Lieber Grüsse

Cornel

 Isaban meinte dazu am 11.12.07:
Eine Momentaufnahme, ein kurzes Aufflackern in der Wahrnehmung, ja du hast recht, fast wie das Zoomen einer Kamera, vom Weitwinkel zur Großaufnahme und dann ausgeblendet. Ich freu mich, Cornel, dass dir die Bilder gefallen.

Danke.

Herzliche Grüße,
Sabine.

 AZU20 (11.12.07)
Gutes Stimmungsbild, in das du die Frau in genauer Schilderung hineinstellst. Gefällt mir gut. Und wo war der Mund? LG

 Isaban antwortete darauf am 11.12.07:
Meist im Gesicht, offen oder geschlossen, stumm oder beredt -
aber das überlasse ich gerne der Interpretation jedes Einzelnen.
Hab vielen Dank, Armin, für deine Rückmeldung und die Bereitschaft, dich auf das gezeigte Bild einzulassen.

Herzliche Grüße,
Sabine
E.Lucy_Dation (32)
(11.12.07)
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 Isaban schrieb daraufhin am 11.12.07:
Um den Lesern die Möglichkeit einer eigenen Interpretation zu geben werde ich die meine hier nicht veröffentlichen, ich habe dir aber per PM eine Antwort auf deine Fragen zukommen lassen. Ich freue mich, dass dir zumindest das dargestellte Bild gefällt und bedanke mich herzlich für die Rückmeldung und dass du uns an deinen fantasievollen Assoziationen teilhaben ließest, Lucy.

Liebe Grüße,
Sabine
janna (60)
(11.12.07)
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E.Lucy_Dation (32) äußerte darauf am 11.12.07:
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 Isaban ergänzte dazu am 11.12.07:
@ Lucy: Eine sehr, sehr interessante Interpretation, Lucy. Das lässt durchaus erkennen, dass der Interpretationsspielraum je nach Fantasie der einzelnen Leser anscheinend doch noch sehr viel größer ist, als ich vermutet hatte. Spiegel, Alkohol, Hirnflackern und bleah. *g* Spannend.

@ Janna: Nun, vielleicht gibt es ja noch andere Interpretationsmöglichkeiten.
Auch wenn ich niemandem seine ganz persönliche Interpretation nehmen möchte:
Würde LI von LD als "wie schön sie aussieht" reden?
Gibt es , wenn ein Gedicht unter dem Thema Begegnung steht noch andere Betrachtungsmöglichkeiten, als von übermäßigen Alkoholgenuss getrübt LI hirnflackernd vor einen Spiegel zu stellen?

Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass ihr beide euch so intensiv mit meinem Text auseinandergesetzt habt. Danke.


Liebe Grüße,
Sabine

 BrigitteG meinte dazu am 11.12.07:
Ich finde die letzte Zeile gar nicht so schwierig - meine erste (und einzige *g*) Assoziation war, dass das Lyrische Ich sich selbst Vorwürfe macht, dass es nicht versucht hat, das Lyrische Du zu küssen - deswegen sozusagen der Mund des Lyrischen Ichs an der falschen Stelle, nämlich nicht auf der Frau *g*.

 Isaban meinte dazu am 11.12.07:
*g* Auch eine sehr stimmige Interpretation, Brigitte.
Danköö.

Grüß dich lieb.

Sabine
steinkreistänzerin (46)
(11.12.07)
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 Isaban meinte dazu am 11.12.07:
Auch sehr interessant, deine Gedankengänge, Annette.
Ich finde auch sehr spannend, wer sich hier dazu entscheidet, LI weiblich zu sehen und wer LI männlich sieht. Und klar, neben einigen anderen hier schon genannten Tätigkeiten könnte ja ein Mund auch mal zum Sprechen da sein. Stimmt!
Danke schön. Ich freu mich, dass meine Zeilen so zum nachdenken und zum Weiterspinnen der Bilder anregen.

Herzliche Grüße,
Sabine
Fabian_Probst (44)
(12.12.07)
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 Isaban meinte dazu am 16.12.07:
Hi du!
Wenn du "in" schreiben würdest, lies mal den ganzen Satz, Fabian. Haut nicht hin, ne? Nein, das "mit" ist schon richtig, auch die Dopplung des "mit", um das Skurrile dieser Begegnung zu zeigen, diese Erscheinung, die ebenso wenig zu Ort und Zeit zu passen scheint, wie die Duftmischung, die in der Luft liegt.

Wenn man übrigens unten steht und die von oben runter rollende Rolltreppe empor blickt hat man eine sehr gute Sicht auf Knie u.s.w.

Eine verpasste Gelegenheit. Ja, wer weiß. Das ist wohl Interpretationssache. Aber doch, irgendwo schon, ganz gleich, welche Absicht man hineininterpretiert.

Ich danke dir für deine Rückmeldung, Fabian und für die Auseinandersetzung mit meinem Text.

Herzliche Grüße,
Sabine
Jack (33)
(08.08.08)
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 Isaban meinte dazu am 08.08.08:
Es kommt immer drauf an, was man bebildern will, Jack, welche Stimmung man übermitteln möchte. Man muss sich nicht auf ein Genre festlegen. Es gibt hervorragend Gedichte ohne jeden Reim. Aber wenn man klassische, gereimte Gedichtformen verwendet, dann sollte man es richtig tun, d.h., sich auch mit dem Handwerk beschäftigen.
Ich dank dir schön für deine Rückmeldung.

LG, Sabine
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