DAS VERMÄCHTNIS
In meinem Herzen
soll`n sie sein beschlossen
all diese Hunde,
die ich hab und hatte
und last not least
ein Vöglein klein
das ich habe erschossen
mit einem Luftgewehr
als ich ein Bursche war
von sechzehn Jahr
Nun bin ich ein Greis
von über achtzig
und schlohweiß
und schäme mich
dafür so sehr,
daß mir der Schmerz
manchmal durchzuckt
das Herz
Der Vater meines Freundes
packte mich
und schob mich dorthin
wo das Vöglein japsend lag
und kläglich schrie
Ich vergesse
diesen Anblick nie
Ich bitt es heute
um Verzeihung
und habs unendlich lieb
ich der gemeine Dieb
seines fröhlichen
doch kurzen Lebens
Ich suchte es
ganz zu vergessen
Doch vergebens
Drum schloß ich es
in meinem Herzen ein
Dort soll es immer bei mir sein
zusammen mit meinen Hunden
An ihnen
hab ich`s halbwegs
wieder gut gemacht
was ich dem Piepmatz
hatte angetan
in meinem juvenilen
bösen Wahn
und sie behandelt
achtungsvoll und sorgsam
mit aller Zärtlichkeit
Vergangen, verflossen
ist viel Zeit
und diese Bluttat
stiftete - so hoff` ich -
doch immerhin auch Gutes
deshalb bin ich trotz
der Verzweiflung
inzwischen wieder
guten Mutes :
Sie hat die Augen mir
und auch das Herz geöffnet
für alle fünf
drei Hund , mich
und ein Vöglein
Ihr Vier ,
O seit willkommen mir :
und kommt herein
Ps
Ich mußte diese Zeilen
schreiben
sonst würde ich darunter
zu sehr leiden
und hoffe
daß mich dies Geständnis
und Vermächtnis erleichtert
und meine Reue
mich entschuldigt für die Tat,
die sich durch jugendliche
Dummheit und Grausamkeit
so zugetragen hat
und mich Zeit meines Lebens
„ mitgenommen “ hat
in jedem Sinn des Wortes
… die mich verändert hat
...in der Tat ...
Und sollte ich
debil, dement
und humil werden,
nach meinem Dasein
hier auf Erden
und ohne Geist und ohne
jegliches Gedächtnis
So gilt es dennoch
dies Vermächtnis :
Seit willkommen
Kommt herein
und fühlt euch
wie daheim !