Ätsch!

Engagiertes Gedicht zum Thema Schreiben

von  IngeWrobel

Ach, wären unsre Buben Daktylonen
und unsre Töchter süße kleine Jamben,
dann würden wir die Prototypen dichten
und die Ergebnisse anschließend klonen.

Wenn ich dran denk, wie ich es gerne hätte,
und wie ichs für gewöhnlich damit halte,
entstünden wohl bei dem Zusammenschlusse
ganz allerliebste stimmige Sonette.

Das Hohelied des Reimes neu gesungen!
Wir gäben beide alles zum Gelingen.
Zwei Solo-Dichter werden Symbiose:
Nie haben Verse schöner je geklungen!

Doch Schöpfer, Gott willst du alleine bleiben,
und mich, mich willst du immer nur als Muse!
Drum kündige ich die Verbindung heute ...
ich kann auch gut für mich alleine schreiben!!!



© 2009-08-13

 


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Kommentare zu diesem Text


 Rosalinde (21.10.23, 06:48)
Liebe Inge,

falls ich das Gedicht richtig verstehe, kämpft die Frau wieder mal um ihre Gleichberechtigung, zumindest beim Sonettschreiben. Das ist sehr bescheiden. Ja, der alte Adam. Und der Blödsinn mit der Muse, auch wenn es scherzhaft gemeint sein sollte.

Ich habe mal ein Gedicht geschrieben vom Fahren auf der Autobahn. Da ging es zwar nicht um die Frau als Muse, sondern darum, dass der Hauptakteur nur das graue Band sieht, nicht aber die Landschaft, durch die er fährt, während die Frau immer nur die Beifahrerin ist, sie aber sieht, was vorbeifliegt. Im Grunde dasselbe Thema. 

Schreib doch einfach, Inge, Erlaubnis brauchst du nicht. Möglich, dass da auch die Angst beim Du ist, dass die Muse aus ihrer Rolle aussteigen könnte und nun selbst das Du als Muse betrachtet? Ja, es ist schon ein Elend mit den Männern. 

Wie gewohnt bei dir, alles perfekt. Du hast das Thema im Griff.

Lieben Gruß, Rosalinde

 IngeWrobel meinte dazu am 21.10.23 um 10:56:
Liebe Rosalinde, 
Du gewährst dem Text soviel Ernst zu, dass das Augenzwinkern zu kurz kommt. 
Tatsächlich entstand das Gedicht während einer Phase lebhaften Austausches mit einem hervorragenden Lyriker, der gerade mal wieder ein Meistersonett geschrieben hatte. 
Wir waren uns gegenseitig Inspiration und Muse / Musaios und ich musste neidvoll zugeben, dass sein letztes Werk einfach grandios war. 
Ich bin ihm heute noch sprachlich unterlegen ... was mich aber nicht betrübt, weil ich andere Stärken entwickelt habe – z.B. in Kurzprosa. 
Die humorvolle Betrachtung der eigenen Schwächen und Macken wirst Du öfter bei mir finden. 
Meine Grundeinstellung habe ich heute Morgen in einem neuen Text "80" zum Ausdruck gebracht, der sich auf "Alters-Resignation" bezieht. Ich werde ihn heute im Laufe des Tages posten. 
Sei bedankt für die Beschäftigung mit meinem obigen Gedicht 
und lieb gegrüßt 
von der Inge
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