Draußen rauschen die Trends vorbei

Engagiertes Gedicht zum Thema Schreiben

von  IngeWrobel

~

Seit fast sechs Jahrzehnten hab ich mich geplagt:
geschrieben, gedichtet auf „Deibel-komm-raus!“;
geschielt, zugegeben, wohl auch nach Applaus – 
das Zauberwort hat jedoch niemand gesagt:

„Du bist eine Dichterin wie man sie braucht!“
Der Grund: Leider findet man mich nicht modern.
„Ein bisschen mehr trendy, das hätten wir gern.
Du hast doch dein Leben noch nicht ausgehaucht!“

Da sitz ich im Turm mit Sonettchen & Co.
und finde Erfüllung in alter Manier
und mach mir nicht klar: Heute schreibt man nicht so!

Und draußen da rauschen die Trends vorbei,
die zeigen, wie Heute geschrieben sei...
Doch mich lässt das kalt, denn es bringt kein Pläsier.

~


Anmerkung von IngeWrobel:

~ inspiriert von Manfred Maurenbrecher ~

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (06.05.20)
Liebe Inge,
bleib dir treu und lass die Trends vorbei rauschen. Aber sei mal ganz ehrlich: Du kannst auch trendy und mit den Trend-fans so liebenswürdig ironisch spielen, dass sie dich mögen. Die wissen doch eh, dass Sonette a bisserl mehr verlangen. Freilich tun sie sich schwer, es zuzugeben. Aber sie können sich so schlecht verstellen. :)
Herzliche Grüße
Ekki

 IngeWrobel meinte dazu am 06.05.20:
Lieber Ekki,
"Fans" wie Du lassen mich nicht verzagen. So lange ich so netten Zuspruch erhalte, sonettiere und werkele ich weiter in meinem Dichterstübchen. Versprochen!
;-)
Herzliche Grüße zurück
Inge

 ViktorVanHynthersin (06.05.20)
Lt. wiki kommt Trend aus dem Mittelhochdeutschen: trendeln „kreiseln". Was sich also im Kreis dreht, kann sich niemals beständig weiterentwickeln. Diese Chance hat nur, wer sich über Jahre bemüht, nicht den Trends hinterher zu hecheln.
Herzlichst
Viktor

 IngeWrobel antwortete darauf am 06.05.20:
Lieber Viktor,
Dank für Deine Recherche!
So kann ich bösen Kritikastern ein unschlagbares Argument entgegenschleudern, wenn es mal nötig sein sollte. (Darf ich Deinen Namen nennen?)
Herzlichst zurück
Inge
Jo-W. (83)
(06.05.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 IngeWrobel schrieb daraufhin am 06.05.20:
Lieber Jo,
ja, wir kennen uns schon aus der Lyrikecke, wo ich meine ersten Schritte ins Internet wagte. "Verdamp lang her" um mit BAP zu sprechen ... und ich füge an: viel gelernt!
Danke Dir für den Austausch, der bestätigt, dass eine gewisse Kontinuität dem Mainstream vorzuziehen ist.
Ein Lächelgruß zu Dir
Inge

 Moja (06.05.20)
Lass es rauschen, liebe Inge, bleib bei Deinem Stil, wozu sich verbiegen?

Worüber es aber sich nachzudenken lohnt, finde ich, ist diese Zeile:

„Du bist eine Dichterin wie man sie braucht!“

Was wird gebraucht - und wozu?

Lieben Gruß,
Moja

Kommentar geändert am 06.05.2020 um 10:13 Uhr

 IngeWrobel äußerte darauf am 06.05.20:
Liebe Moja,
Du aufmerksame Leserin!
Zwingst mich, über meine eigene Formulierung nachzudenken...
Ganz im Vertrauen, nur zu Dir, gestehe ich, dass ich früher den Traum hatte, mit einem Gedicht im Deutsch-/Literatur-Schulbuch verewigt zu werden. *rotwerd*
Das ist zwar nicht geschehen, aber ich bin stolz darauf, dass eine Geschichte, also Prosa, von Abiturienten im Deutschunterricht interpretiert wurde. Das genügt, um mein Selbstbewusstsein zu streicheln.
Herzliche Grüße zu Dir!
Inge

 Didi.Costaire (06.05.20)
Hallo Inge,

dieses Gedicht gefällt mir sehr, denn es ist gut formuliert und hat Klang. Außerdem geht es mir ganz ähnlich - wobei ich manchmal behaupte, von den Altmodischen einer der Modernsten zu sein.

Schöne Grüße, Dirk

 IngeWrobel ergänzte dazu am 06.05.20:
Lieber Dirk,
ja, ich sehe da durchaus Ähnlichkeiten ... nicht nur und erst durch die "Goldene Feder 2018".
Gerade aber eine Flexibilität beim Schreiben, Varianten im Stil, werden von Lesern und Zuhörern oft nicht geschätzt, weil man ihre Erwartungseinstellung überfordert.
Ein Trösterle von mir – ich kenne das.
Solidarische Grüße
von der Inge

 TassoTuwas (06.05.20)
Liebe Inge,
von dir aus den Seele geschrieben, aber auch für manche andere!
Mit einer großartigen Überschrift.
Herzliche Grüße
TT

 IngeWrobel meinte dazu am 06.05.20:
Gell, lieber TT, Du kennst das auch!

Zum Titel: Ich las ein Interview mit Manfred Maurenbrecher, in dem er diesen Satz sagte. Das passte so genial zu meiner Erfahrung, dass ich ihn fragte, ob ich zitieren dürfe. Er willigte ein, obwohl er mein Schreiben (noch) nicht kannte. Das Ergebnis gefiel ihm dann und er bemerkte sofort, dass es ein Sonett ist. Wenn man seine Musik hört versteht man, warum Songtexte im Englischen "Lyrics" heißen.

Herzliche Grüße zu Dir zurück!
Inge

 Borek (06.05.20)
das was vorbeizieht
liebe Inger ist einerlei
und auch schon bald vorbei
Das Altbewährte zählt
Goethe, Schiller und Kant
gehören immer noch in den Schrank
mit frühlings haften Grüßen
Borek

 IngeWrobel meinte dazu am 06.05.20:
Hallo Borek,
allgemein möchte ich Dir nicht widersprechen, denn Du hast Recht.
Aber ich bin zu neugierig und wissensdurstig, um mich auf Bewährtem auszuruhen. Deshalb wage ich beim Lesen und eigenen Schreiben, neue Wege zu prüfen und zu gehen. Mit einer guten Wissensbasis im Hintergrund ist das für mich kein Risiko, sondern bestenfalls sogar eine Bereicherung.
Danke für Dein Lesen
und Sonnengrüße zurück!
Inge
Sätzer (77)
(06.05.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 IngeWrobel meinte dazu am 06.05.20:
Lieber Sätzer,
ein Wandel ist von mir keineswegs angestrebt.
Sehr aufmerksame Leser entdecken vielleicht eine Entwicklung, indem ich Altes verfeinere und Neues in Angriff nehme. Das geht weit über Stilistisches hinaus ... und dem bleibe ich treu. *lächel*
Liebe Grüße zurück
Inge
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram