Abendstimmung

Das Bett wartet schon, es ist nicht gern alleine. Es klopft schon mit dem linken Standbein, ziemlich laut und ungeduldig. Der Tisch protestiert, die Lautstärke ist zu laut, da lacht der Stuhl, meint:"Endlich, bald fällt Last von mir!" Da meint der Tisch: "Verweichlicht ist die Jugend!" Von drüben murrt die Kommode: "Wie wahr, wie wahr! Ich kann's beurteilen, sah ich schon Metternichs Zeiten!" Die Küche lacht, kann das Gekeife nicht verstehen, trägt sie doch die größte Last! Da schalten sich die Dielen ein und ächzen gequält, können das alles nicht verstehen, auf ihnen stehen schwere Bücherschränke, die jungen Bücher zeigen Zungen, die alten mahnen zum guten Benehmen, indem sie mit den Seiten wedeln. Draußen, im Vorzimmer, nobel und sich nicht beteiligend, rümpft der Jugendstilschrank die Griffe, gerade frisch lackiert, grenzt er sich gerne vom Pöbel im Wohnzimmer ab. Er ist ja nur froh, dass er nicht mit dem zusammengebauten Schwedenpack im Schlafzimmer zu tun haben muss. Darunter muss der überteuerte Schreibtisch sowieso immer leiden, der ist schon froh, wenn das Studium zu Ende ist und wieder Ruhe einkehrt. Die Couch beteiligt sich nicht an der Runde, hüllt sich mit weichen Wolldecken in wohliges Schweigen. Sie erfährt viel Liebe.