Komplizierte Liebe

Text

von  Mondscheinsonate

Es ist doch ein Kreuz mit der Liebe, nicht wahr? Wohl denen, die sich verlieben und es wird erwidert, alles passt, Friede, Freude und Eierkuchen. 

Am Schlimmsten ist es, wenn man jemanden mag, sich gut versteht und plötzlich wird dieser - wir sagen in Wien - anlassig. Das bedeutet, er oder sie kommt einem zu Nahe und das schnürt die Kehle ein. Jede Körperzelle sperrt sich gegen diesen Menschen. Das "Mögen" wird zu "bleib mir fern"! Der Gipfel der Zumutung ist dann, wenn man es ausspricht, meint: "Ich will das nicht!" und das Gegenüber wird aggressiv, bepöbelt einen, meint, man sei gefühlskalt. Ernsthaft? Wie viel Ego spielt da mit, dass man nicht begreift, dass einen nicht jeder lieben kann?

Dass man nicht akzeptiert, dass das Gegenüber das nicht will, ist eigentlich ein starkes Stück.

Meine Freundin war gestern auf der Polizei und nun darf sich der Ex auf 100 Meter nicht mehr nähern. 

Er schickte ihr unzählige Briefe mit Blut unterschrieben, stand vor ihrem Haus, brüllte hinauf, drohte mit Selbstmord.

Ja, ich erlebte das auch, da war ich 19, der kam dann in die Psych. Und ein zweites Mal auch noch, mit 31, das war ein Stalker. Neun Jahre später schickte er mir Geburtstagswünsche via Facebook. Neun Jahre gestalkt, mich in die Oper verfolgt, vor meinem Haus gestanden, Telefonterror. Ich sagte meinem Lebensgefährten nichts, der hätte ihn zu Brei geschlagen, ich schwieg und litt unendlich.

Seitdem HASSE ich es, wenn jemand zu nahe kommt, wenn ich das nicht will. Der Letzte, der das tat, hielt Endlosmonologe über mein kühles Verhalten. Leute, eines sage ich euch, immer, das meine ich ernst, immer auf Hintergründe achten und nicht vorverurteilen. 


Schlimm ist, wenn man liebt oder verliebt ist, entrückt, verzückt, im 7.Himmel oder auf Wolke sieben und der andere auch nicht ganz abgeneigt ist, zumindest neugierig, sehnend, nachdenkend, aber es geht nicht. Dann ... rien va plus ... nichts geht mehr. Vernunft muss siegen. Wie lange will man sich noch blockieren? Ja, es gibt so etwas, Menschen, die füreinander bestimmt sind, aber völlig konträre Leben führen, das geht nicht. 


Auch geht nicht, wenn Moralvorstellungen konträr sind, da kracht es nach der ersten Verliebtheit. Aber ordentlich.


Ein Jammer, alles ein Jammer. Wohl den Verliebten und Liebenden, die Arme, Beine, Körper, Münder genießen dürfen, mit Haut und Haaren fressen können. Eine Hoch - Zeit erleben dürfen, ohne Hindernisse.

Ich sage: Gut lieb!


Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Redux (03.07.24, 17:23)
Es ist und bleibt immer eine komplizierte Angelegenheit. Schlimm, wenn es dermaßen ausufert wie bei deiner Freundin.
Das ist dann aber keine Liebe oder Verliebtsein mehr, sondern krank und voller Hass.
Vielleicht ist das Miteinander von Paaren zu vergleichen mit der Parabel  Schopenhauers von den Stachelschweinen; immer muss der ideale Abstand zueinander neu gesucht werden.
Leider klappt es in vielen Fällen nicht....

 Mondscheinsonate meinte dazu am 03.07.24 um 18:29:
Wie wahr. Gut, der Typ ist verrückt.

 Saira (03.07.24, 19:59)
Deine Parallele geht mir unter die Haut, Cori.

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 04.07.24 um 07:05:
Danke.

 Janna (04.07.24, 06:03)
Da kommt mir einiges sehr, sehr bekannt vor. Naja, irgendwann (jetzt bei mir) ist man alt genug, um mur noch seine Ruhe haben zu wollen. Aber das kann dauern.  :D
Guter Text mal wieder!

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 04.07.24 um 07:06:
Ruhe klingt nach einem Ziel.

 Dieter_Rotmund (04.07.24, 08:58)
Die Nahe ist ein Fluss in Rheinland-Pfalz.

 Verlo (04.07.24, 10:31)
Er schickte ihr unzählige Briefe mit Blut unterschrieben, stand vor ihrem Haus, brüllte hinauf, drohte mit Selbstmord.
Mehr kann man jemand nicht lieben!

Wenn man unerfahren ist.

Später versteht man und geht, ohne vorher zu monologisieren.

Kommentar geändert am 04.07.2024 um 11:00 Uhr

 Verlo (04.07.24, 10:38)
Der Letzte, der das tat, hielt Endlosmonologe über mein kühles Verhalten.
Dazu gehören immer zwei, Mondscheinsonate.

Oder stand er vor deinem Haus und trug seinen Text vor als spräche er im Theater?
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram