Die Generation meines Vaters

Text

von  Mondscheinsonate

... kennt keine eigene Schuld. Sie entschuldigt sich auch nicht, nein, im Gegenteil, sie geht bei Schuldzuweisungen stets auf Angriff. 

Beispiel:"Du warst nie da, wenn ich dich brauchte." Antwort:"Du hast mich am 23.7.1992 nicht angerufen."

Ein Extrembeispiel, das so vorgefallen ist und am 2.1.2024 passierte, ich notierte es mir, weil es eigentlich lustig ist (und bei jemanden anderen exakt gleich passierte). Unfassbar lächerlich, eigentlich.

Und er ist kein Einzelfall, sämtliche, noch lebende Väter von anderen Leuten, die zwischen 1945 und 1950 geboren worden sind, sind so und hauptsächlich Männer. Von Frauen lassen sie sich sowieso nichts sagen. Das steht auf jeden Fall fest und das Beleidigtsein und Aushauen ist eklatant. 

Die Wahrheit ist die: Wir Töchter haben kein vermeintliches Mutterproblem, sondern ein Vaterproblem. Sie waren alle keine Vorbilder. 

Zu sehr waren wir "Mädchen" damit beschäftigt, das "Mutterproblem" aufzuarbeiten, dass wir ganz vergessen haben, wer uns die Misere der Leere eigentlich eingebrockt hat: Männer, die zwar fleißig am arbeiten waren, aber niemals Väter waren, keine einzige Sekunde, keine Vorbilder, den männlichen Part in der Erziehung selbst entzogen haben. - Ausnahmen gibt es, aber wenige. 

Von ihren Eltern traumatisierte Typen, die noch in den Trümmern spielten, ihr Trauma nie aufgearbeitet haben, das Hungerleid umwandelten in "Schaffe, schaffe Häusle baue", ihr einziger Lebensinhalt die Arbeit war, damit sie nie wieder das leere Gefühl im Bauch spüren mussten. Der Rest blieb auf der Strecke. 

Immer gehen sie auf Angriff, denn schließlich "sind sie nun wer", meinen sie, haben "sich etwas geschaffen" und sei es nur ein Diplom, vom Schulgeld, dass sich die Mutter von der Gelddose absparte. "Dem Buben soll es einmal besser gehen!" 

Diese, komplett zerstörten Kinder, die mitliefen, es musste schließlich weitergehen, führten unglückliche Ehen, beschissene Beziehungen, die auseinander gingen und immer nur die Frau Schuld war, zeugten nach den rebellischen Jahren Kinder (ach, man meint doch die 1960', genau, die sexuelle Revolution, wo sie die Frauen traumatisierten und wie Ware behandelten, meinten, Kinder seien selbst Schuld, wenn sie missbraucht werden- kam alles von diesen ehrwürdigen Männern), arbeiteten sich hoch, wurden selbst zu den Autoritären, die sie als Junge verabscheuten, Bonzen. 

Es sind die, die andere abwerten, um ihnen dann hinten wieder reinzukriechen, weil sie doch "jemanden brauchen" um bewundert zu werden - eine Ego-Schleppe.


Ja, der Vater, der verbot der Mutter, die Schule zu machen, nachzuholen. "Sie hatte sich schließlich um die Kinder zu kümmern!" , während er Tag- und Nachtdienste schob. Einziger Satz:"Sie hatte doch alles! Ich kaufte ihr doch alles!" - Wir sind ein undankbares Pack!- Ja, Geld, damit kann man sich Liebe erkaufen, bei manchen funktionierte es. 

Wie ich schaute, als mich in einer Dating-App Männer aus dieser Generation anschrieben, nämlich so:"Dich will ich ficken, bis es dir bei den Augen rauskommt!"  - Wow, fremdschämen deluxe. Das war kein Einzelfall. Und, "Nein" wurde nicht akzeptiert, schließlich waren sie wer. Die Betonung liegt auf der Vergangenheit. 

Und nein, werter Leser - männlich, das ist kein Männerhass, es ist wie es war und noch ist. Ein wenig Selbstreflexion tut gar nicht weh.

Ach ja, wie liebevoll der Opa zu seinen Enkeln ist - der Versuch, alles wieder gut zu machen. Andere schaffen es nicht einmal bei unseren Kleinsten vor lauter Egogetue. 



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Kommentare zu diesem Text


 Regina (16.07.24, 06:49)
Du beschreibst einen Männertyp, die den Krieg nicht mehr erlebt hat, aber noch von den Wehrmachtsvätern erzogen wurde, nach einem soldatischen Vorbild, auch dann, wenn man jetzt evtl. Kriegsdienstverweigerer war und evtl. politisch links. Familienarbeit inklusive Kinder wurde ausschließlich an die Frauen delegiert. Nach der Arbeit hatte da das "Hotel Mama" zu funktionieren, das alles wie unterbewusst einprogrammiert. Viele Scheidungen in dieser Zeit gingen zu Ungunsten der Frau aus, weil die Männer in dieser Situation noch rücksichtsloser agierten als zuvor. Das ging so lange, bis die Frauen das nicht mehr wollten und sich dem Feminismus einer Alice Schwarzer anschlossen. 
Man hat ja gesagt, dass Deutschland nach dem dreißigjährigen Krieg hundert Jahre brauchte, bis die Gesellschaft wieder gesundete. Wie lange würde es nach einem Weltkrieg dauern?

 Mondscheinsonate meinte dazu am 16.07.24 um 07:12:
Bloß nicht daran denken! Es reicht, dass die alten Kriege noch so nachwirken.
Sekrotas (68)
(16.07.24, 11:45)
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 Mondscheinsonate antwortete darauf am 16.07.24 um 18:03:
Statt in die Selbstreflexion wird alle Kraft in die Schuldabwehr gelegt; 
Stimmt.
Kuchen (42)
(16.07.24, 15:57)
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 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 16.07.24 um 18:03:
Kommt hin.

 DanceWith1Life (16.07.24, 17:18)
eigentlich, aber das ist in einem literarischen Werk eher schwer zu bewerkstelligen, sollte dieser Text mit solchen Worten enden wie, "so, genug im Schlamm gewühlt, wie geht es Dir."
Auch Narren brauchen "Liebe" um weiterzukommen. iykwim.
Sekrotas (68) äußerte darauf am 16.07.24 um 17:45:
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 DanceWith1Life ergänzte dazu am 16.07.24 um 17:49:
lol, im Sinne von bei sich selbst ankommen, war es gemeint, ich empfinde das als Fortschritt, deswegen die gewählte Formulierung. Soll heißen, ich verstehe den Ansatz des Textes und deine Antwort auf meinen Kommentar sehr gut, man muss es trotzdem als etwas positives erleben, um sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen.

Antwort geändert am 16.07.2024 um 17:58 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 16.07.24 um 18:02:
Es ist zu heiß, Dance, ich hatte Stress, vielleicht verstehe ich deshalb deine Zeilen nicht.

 DanceWith1Life meinte dazu am 16.07.24 um 18:05:
Alles gut Mondschein, es ist nur ein persönlicher Sprachgebrauch, der sich einem sowieso nicht immer sofort erschließt.
Sekrotas (68) meinte dazu am 16.07.24 um 18:18:
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 DanceWith1Life meinte dazu am 16.07.24 um 18:38:
ja, das war eine haarige Aussage, geb ich zu, das "selber lol" habe ich deswegen erwartet. Wer in diesem, im Prinzip "menschlichen", wie wollen wir es nennen, es ist eine Mangelerscheinung auf Grund fehlgeleiteter Interessen, bei der hier angesprochenen Generation sogar noch aus einem desaströsem Umfeld heraus, ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen, die zwei Weltkriege erlebt und überlebt hatten. Also was da alles erwartet und nicht erwartet wurde, ist schon eine sehr lange Geschichte. Gemeint war es in dem Sinne, dass man in so einer Verquickung, ja zu aller erst einmal das Interesse an solchen Dingen wecken, bzw freilassen muss, es wurde weggesperrt. Also meiner Beobachtung nach.

Antwort geändert am 16.07.2024 um 18:39 Uhr

 Quoth (17.07.24, 09:08)
Du beschreibst eine Generation von Vätern, die Workaholics waren. Sie hätten es nicht sein können, wenn ihre Frauen nicht Co-Workaholics gewesen wären, die mitleidig auf andere Frauen herabblickten, deren Männer weniger arbeiteten und nach Hause brachten, und die im Hausfrau- und Muttersein tatsächlich auch einen Lebenssinn fanden, der Frauen, die berufstätig wurden, oft abhanden kam.
Sekrotas (68) meinte dazu am 17.07.24 um 09:20:
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 Mondscheinsonate meinte dazu am 17.07.24 um 19:54:
Eigenartiger Gedankengang.
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