Aurora

Text

von  Mondscheinsonate

Das schönste Blau, das ich habe, ist von der Marke Aurora, kräftig und schön. Federgleiten ist es allein nicht, die Farbe macht es. 

Mein Chef hat eine wunderschöne Montblanc, aber man merkt, aus Prestigegründen, "die hat man halt", während ich seine Feder mit Liebe betrachte. Er schmeißt sie nach dem Schreiben oft unsanft in den Aktenhaufen. Am Liebsten würde ich sie enteignen und meinen:"Sie behandeln sie nicht gut genug!"

Jeder Jurist hat einen Füllhalter, einfach jeder, der älter als 40 ist. Ein schönes Phänomen. Man hebt sich dadurch vom Pöbel ab. Die Jungen schreiben mit Kugelschreiber. Der Stil beschränkt sich auf die Rolex vom Papa gekauft. Uhren sind nun die neuen Federn, damit wird sich abgegrenzt. 

Aber, so ein schönes Meerblau, in dem man versinken kann, das ist schon besonders. 

Die meisten Juristen schreiben interessanterweise mit grüner Tinte. Fakt: 99% der Juristen (über 40), die mir begegneten, schreiben mit grüner Tinte. 70% mit dem gediegen gestreiften Pelikan (auch ich) und 30% mit Montblanc. Ich schreibe blau, vielleicht fehlt mir noch die Erfahrung, irgendwann wird es dann auch grün. Vielleicht benötigt es einfach Zeit. Momentan sehe ich keine Veranlassung mit grün zu schreiben. 

Aber, der Montblanc meines Chefs, das ist ein richtig schönes Schreibgerät. Es kostet fast 2000 Euro, ich kenne die Preise. Fast hätte ich ihn mir auch einmal gekauft, aber er ist zu groß für meine Hände. Montblanc produziert Schreibgeräte fast ausschließlich für Männer, groß und pompös. Pelikan hingegen hat in die Zeit gefunden. In Führungspositionen sind schon viele Frauen, das haben sie noch nicht herausgefunden und wenn etwas für Frauen produziert wird, dann ist es so weiblich, dass es nur weiblich ist, unerträglich. Das Mittelmaß wurde noch nicht entdeckt. 
Bei Besprechungen liegen unsere Federn oft nebeneinander. Einmal sagte mein Chef: "Der Kleine muss noch wachsen." Er lachte. Also doch nur ein Statussymbol. Ich sagte:"Muss er nicht, er ist gut so wie er ist und das Blau ein Traum."



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (16.07.24, 07:16)
Eigenartig,
dass gerade in eher "unnützen" Dingen so viel Schönheit und Nachhaltigkeit verborgen liegt.

In der Sprache der Symbole steht für das (weibliche) Prinzip des Wassers, für Sanftmut und Wahrheit des Intellekts.
Grün indes für Ambivalenz, Leben als auch Tod.
Warum also wechseln? 8-)

 Mondscheinsonate meinte dazu am 16.07.24 um 07:19:
Ich mag grün gerne, aber nicht auf Papier. Ich finde, es vertuscht das Morden (abholzen)der Natur auf pseudo-gestörte Weise.
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