Die Freundin überredete mich zum 90' - Revival zu gehen, sie ist erst 25. Ich fragte skeptisch: "Was hast du mit dem am Hut, du bist 25?" Da meinte sie, dass sie "die alte Musik" mag. Die alte Musik... wahrlich alt bin ich geworden.
So fuhren wir in den Prater, sie hatte zwei Eintrittskarten extra für mich gekauft, das gestand sie, um mich aufzuheitern. Wie lieb, das dachte ich.
So standen wir Alten zunächst herum, wir, die Bachelors, Masters, CEOs, der Herr Doktor und die Frau Doktor, sowie die Magistrae, stocksteif, etwas befangen, leicht deplaziert, neben Handwerkern, ihren Meistern und sonstigem, auch jungen Volk, man hörte die Berufe aus den Stimmen heraus, es wurde hauptsächlich über Arbeit geredet, manchen sah man die Höhenflüge auch an, bevor alles begann, alle hatten wir Wein oder Bier in der Hand, auch Mineralwasser, es wurde Cola-Rum verkauft, das säuft heute niemand mehr. Ein Versuch war es wert. Es roch nach Chanel und Tom Ford. Die längst gealterten Stars und Sternchen bemühten sich, aber irgendwie war der Glanz längst verblasst. Doch, irgendwann, der Tag rückte in den Abend, erwischte es uns alle, wir begannen zunächst mit dem Fuß zu wippen, dann mit den Hintern zu wackeln und siehe da, plötzlich ging eine Welle durch von 15-jährigen fast 50-jährigen. Meine Freundin lachte vor Freude, denn ich tanzte, freute mich mit den anderen mit. Sie meinte: "Da schau her, so kenn ich dich gar nicht und du singst sogar mit!" Ich lachte, das war lustig, wirklich lustig. "Everybody, everybody in the House of Love...!" - "Hasi, da war ich 15!" - "Rednex!" oder "I'm Blue...!" (Das Lied hasste ich immer! Fand sogar das lustig!) Und es folgte "Culture Beat" - "Mr. Vain"! So cool!
Irgendwann sagte ich: "Genug!" Es war genug, wirklich, ich war erschöpft von der Vergangenheit, wollte weg.
In der U-Bahn lehnte ich mich zurück, lächelte, sagte: "Gut war's, besser ist's jetzt."
Damals lebten noch alle. Das war schön, das dachte ich aber nur, sagte es nicht.
