Alles für die Katz'!

Text

von  Mondscheinsonate

Nein, nicht einmal an etwas oder jemanden Schönen denken hilft, jetzt ist der Kater auch noch krank und das ist mir "too much", ehrlich, mir tut das Tier so leid. 

Aber, ich lasse ihn in Ruhe, heute Früh waren wir (er und ich) schon in der Tierklinik, er hat eine Sommergrippe. 

Das tut so weh, wenn unseren Tieren etwas fehlt. 

Gestern sah ich noch "Zwischen uns das Leben", der Film war unendlich wahr und traurig. Dann begann das klägliche Seufzen des Katers, ich konnte nicht schlafen, machte mir Sorgen, fuhr gleich um sechs Uhr Früh in die Klinik. 

Mir fiel meine Großmutter ein, die immer besorgt um den Reihenhausblock ging und ihre Katzen rief, ihre Katze hatte Epilepsie und brauchte Tabletten, das war sehr wichtig, da gab es kein "heute eben nicht" und da rief sie "Peggy!" oder "Mischa!", gab nicht auf, es wurde schon dunkel, dabei schliefen die Katzen zumeist im Keller und scherten sich nicht um die Schreierei der Alten. Und, dort unten war es kühl, schön, mit 

Seidenteppichen ausgelegt, die die Großmutter unbedingt aus Kairo haben wollte, den Preis runterdrückte, sie war Meisterin der Überredungskunst, dann nicht wusste wohin damit und somit im Keller landeten und darauf breiteten sich die "Mistviecher" lang aus und schliefen, während die sengende Hitze draußen blieb. 
Aber, den Keller hatte auch ich gerne, ich fand das reichhaltige Weinangebot so hübsch, obwohl ich zu klein für Alkohol war, die Flaschen waren wunderschön, viele aus Frankreich und auch Cognac der edelsten Sorte. 

Und es war mir eine Freude, die Flaschen immer wieder in die Hand zu nehmen, "feines Hotel" zu spielen, den noblen Gästen Wein zu kredenzen, natürlich öffnete ich die Flaschen nicht, das wusste ich, dass das STRENG VERBOTEN war. Aber, selbst dieses Spiel war ebenso VERBOTEN, jedoch das ignorierte ich. 
Eines Nachmittags quälte ich wieder einmal die Katzen, die breit ausgestreckt auf den Teppichen lagen, mit meiner unendlichen Liebe, die not amused waren, beide auf die drei zusammengestellten höheren Weinregale flüchteten, indem sie von Regal zu Regal hinauf hüpften und dort saßen sie dann ganz oben und starrten mich hämisch an. 
Ich weiß nicht warum, aber ich wollte unbedingt diese Katzen liebhaben, genau jetzt, das ging mir gegen den Strich, ich nahm einen Stuhl der geschnitzten Bauernstube (hässlich), stieg darauf, war zu klein, hielt mich ganz oben fest, stieg wie ein kleiner Affe auf das mittlere Regal, hing da, den einen Fuß im einem mittleren Regal, der andere Fuß im anderen, vor meiner Nase der Spalt, dann wusste ich nicht vor und zurück, stellte mich auf, stand und war mit meinen Augen auf Höhe der Katzenaugen, die sich derart schreckten, dass sie an den Rand des Regals liefen und wie Eichhörnchen wieder von Regal zu Regal hinabsprangen und auch ich wollte wieder runter, da schwankte das eine Regal, kippte fast, kam nochmals in Balance, nach Entlastung meines körperlichen Balasts, ich schwang mich auf das andere, das war zu heftig, das kippte ebenso, ich kippte mit, sprang kurz vor dem Boden ab, das Regal krachte zu Boden, mir auf die Zehen, die mir dadurch gebrochen wurden, einige Flaschen zerbarsten, Scherben und Splitter trotzten kurz der Schwerkraft, sprangen in die Höhe, einige Splitter bohrten sich in mein Bein, ein roter Sud ergoß sich, auch ein weißer, mit beißendem Geruch, über die dünnen Seidenteppiche und den Steinboden, ich schrie und plärrte, die Großeltern kamen die Kellertreppe hinunter gelaufen, mir schwante das Schlimmste, das Allerschlimmste überhaupt und es trat ein, denn während der Großvater, kriegserprobt, als Arzt schnell reagierte, auf mich zulief und das Regal hob, um meine Zehen zu befreien, sich sofort hinkniete und mich untersuchte, ich schrie vor Schmerz, stand die Großmutter geschockt in der Türe und schrie: "Mein Château Mouton-Rothschild! Meine Lafite Rothschilds! Das teuerste Regal! DAS TEUERSTE!" Die Großmutter sah ich das erste Mal bitterlich weinen, das war der größte Schmerz, da kam die Scham und Panik, was als nächstes passieren würde, doch sie drehte sich nur um und ging.
Tatsächlich tötete ich ca. 190.000 Schilling, ein riesengroßes Vermögen, das die Versicherung zum Teil zahlte, Opa drehte da etwas, aber das war unglaublich schlimm. 

Nein, ich bekam keine Ohrfeigen und nein, auch keine Strafe, ich hatte sie durch die Schmerzen bekommen. Die Großmutter sagte nur: "Lass die Katzen endlich in Ruhe!" und ich bekam jahrelanges Kellerverbot. Sie sperrte ihn zu, wenn ich kam, die Katzen mussten durch das Fenster. Hie und da kamen spitze Bemerkungen, wenn noble Gäste kamen, da sagte die Großmutter: "Ich würde Ihnen/Euch gerne meine reichhaltige Weinsammlung zeigen, aber es blieb, Dank dem Kind, nur der günstige Wein über (der auch teuer war)." Natürlich erzählte sie dann noch jahrelang mein Missgeschick, da weinten die Männer fast und die Frauen fanden es fast süß, denn es war "Alles für die Katz' ". 

Nun, ich gehe jetzt wieder den Emil streicheln. 


Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Aron Manfeld.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Saira (04.08.24, 19:21)
Du bist eben ein echter Katzenmensch <3
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram