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von  Mondscheinsonate

... bearbeitete ich einen Kaufvertrag ob einer Liegenschaft in Döbling um 3,9 Millionen Euro. Dieselben Quadratmeter in Rudolfsheim-Fünfhaus (wir reden hier von Bezirksbezeichnungen Wiens) kostet 350.000 Euro, ich will es nur geschrieben haben. 

Das verstehe, wer will? Ich schon, es kommt immer auf das Klientel an und auf den Ausblick, die angrenzende Nachbarschaft, die Infrastruktur. Im 15. Bezirk, also in Rudolfsheim-Fünfhaus wohnen fast nur noch Ausländer, es war früher "Klein-Istanbul", jetzt mittlerweile Bosnien oder Serbien, teilweise auch Kabul oder irgendein Ort in Indien. 

Döbling hingegen ist "reinrassig", nobel und edel (Man höre bitte die Ironie heraus!), aber auf jedenfall grün. 

Grün, im Sinne von schön, mit Bäumen und Gras. Unten nicht, aber oben schon, Ober- und Unterdöbling. 

Ja, die Unterschiede sind eklatant. Ich bezahle für mein Familiengrab in G., Niederösterreich, 1600 Euro alle 10 Jahre. Es ist ein katholischer Privatfriedhof, auch Waldfriedhof. Am Zentralfriedhof bekommt man schon eine Gruft ab 400 Euro. Ja, das Sterben ist teuer, das Totsein auch. 


Ich finde, Debatten über Gehälter sinnbefreit. Sicher, ich arbeite oft 60 Stunden (eigentlich immer) und verdiene definitiv 50-70% weniger als ein CEO, aber ich möchte nicht die rechtliche Verantwortung haben. Was viele nicht mitbedenken, ein Geschäftsführer steht immer mit einem Fuß im Kriminal. Er hält den Kopf hin für alle Ungereimtheiten und die gibt es überall. Also, Scheiß auf das Geld.

Da finde ich eher die Grundstückspreise absurd. 

Letztens hatte ich einen Kaufvertrag für ein Loch, desolat bis ins kleinste Detail, ekelhaft, das Haus sah schon schimmlig aus, die Leute bezahlten 450.000 Euro für das Drecksloch. Hauptsache Eigentum. Wie gestört muss man da eigentlich sein?

Und natürlich, auf jeder Liegenschaft liegt eine Pfandurkunde darauf. Selbst der Unternehmer, der mit seiner Freundin eine Wohnung in Wien - 23. kaufte, schön, keine Frage, diese um 932.000 Euro, nahm diese in die Pfandurkunde auf. Wie sang schon Fendrich: "Das Immobiliar gehört der CA". Jetzt eben BA-CA.

Letztens lachte ein Bankmensch mit mir am Telefon, weil ich fragte, ob man noch RAIKA sagen kann? Er sagte:"Ja, im Volksmund", das heißt schon seit Jahren nicht mehr Raiffeisenkasse. Meine Güte  sagte ich, ich bin alt. Wir lachten. (Es heißt Raiffeisenlandesbank)

Nun, ich las auf einem Haus, gesprayt von einem Vollidioten: "Mietfreie Wohnungen für alle Menschen!" - Und, wer erhält die? Letztens las ich den Abschlussbericht des Rechnungshofs über ein Männerwohnheim. Sie empfahlen es zu schließen. Grausam, aber sie gehen nur nach Zahlen. Nicht übel nehmen. Aber es zeigt, was "Mietfreie Wohnungen" bewirken würden, ein fettes Minus. Und diese Obdachlosen müssen wenig bezahlen. 

Wer also in einer abgefuckten, heruntergekommenen, dreckigen Stadt wohnen möchte, kann ruhig weiter auf sowas pochen. 

Was schon gehört, das wäre die Regelung dieser eklatanten Nobelzuschläge. Altbau bleibt Altbau, nicht so in der Stadt. Im Ersten kommt ein Lagezuschlag hinzu. Meine Wohnung (wenn der Einantwortungsbescheid kommt) ist Eigentum, ich bezahle 450 Euro Betriebskosten. Kauft man die Wohnung, kostet sie 4,6 Millionen, ich sah es, es wird eine im Haus in der Größe verkauft. Mietet man diese Größe in der Gegend, dann bezahlt man bis zu 3.600 Euro Miete. 

Im Vergleich, dieselbe Größe im 11.Bezirk: Miete 852 Euro inkl. Betriebskosten, KP: 735.000 Euro, Betriebskosten 287 Euro.

Noch ein Vergleich: 15.Bezirk: 522.000 Euro, 643 Euro Miete, inkl. BK, BK 164 Euro.

Klatsch, Klatsch, Klatsch. 

Und dann wundert man sich über die Klischeesierung. Wisst ihr eigentlich, dass 90 % der Käufer im 15. Bezirk tatsächlich Ausländer sind? 

Ich finde, das gehört alles reformiert. Jeder soll sich eine schöne Gegend leisten können. Dann gäbe es eine schöne Verteilung und keiner würde sich über das Geballte, das Zuviele aufregen (würde dann gar nicht auffallen). Was wetten?

Ah ja, und die Anlegerwohnungen, die Deutsche, Tschechen und Schweizer kaufen, gehören auch verboten. Leerstehende Wohnungen in der Größe um die 50-60 qm², fast schon gut leistbar um 450.000 Euro im 12.Bezirk, Neubau, für junge Familien geeignet. Leider weggekauft von gierigen, nicht hier wohnenden Menschen. Die Jungen müssen dann 650.000 Euro aufwärts bezahlen, weil diese Neubauten ans Ausland verkauft wurden, an Menschen, die nicht mal hier wohnen. Da krieg ich so einen Hals! 



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Kommentare zu diesem Text


 Teo (24.08.24, 18:01)
Hallöchen,
eine relativ hohe Zahl an Leerständen gibt es auch in vielen Städten des Ruhrgebietes. Allerdings nennst du da wahre Mondpreise. Der Preis für eine etwa 100m2 Wohnung liegt bei uns etwas bei
200.000 bis 300.000 Euro.
Je nach Wohnlage....

Kommentar geändert am 24.08.2024 um 18:02 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 24.08.24 um 18:09:
Wahnsinn! Ich von 150 qm² in meinem Fall.

Antwort geändert am 24.08.2024 um 18:10 Uhr
Thal (44)
(24.08.24, 19:35)
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 Mondscheinsonate antwortete darauf am 24.08.24 um 20:11:
Die kannst dir bei deiner Apokalypse aber auch picken. 😂
Thal (44) schrieb daraufhin am 24.08.24 um 21:32:
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 Regina (25.08.24, 05:11)
Wohnen wird so behandelt, als sei es eine Ware, mit der gehandelt, spekuliert und der gesellschaftliche Status definiert wird. Das ist unbedingt falsch und führt zu absurden Verhältnissen. Das führt dein Text vor Augen.

 Mondscheinsonate äußerte darauf am 25.08.24 um 12:50:
Absolut absurd.

 Dieter_Rotmund (25.08.24, 14:07)
Zwar Empörungstext, aber mal zu einem erfrischend anderen Thema als sonst.

 Mondscheinsonate ergänzte dazu am 25.08.24 um 14:14:
Ich denke nicht, dass Problemstellungen Empörungstexte sind. Differenzierung wäre immer angebracht.

 Augustus (26.08.24, 17:57)
In China ist ein Wohnungserwerb nur möglich, wenn die Eltern in der Gegend geboren wurden und man dadurch das Privileg erhält in dieser Gegend ein Haus oder Wohnung zu kaufen. Oder eine Person arbeitet mindestens 5 Jahre in der Gegend. Ausländer dürfen höchstens nur eine  Wohnung als Eigentum kaufen; und wenn sie sie nicht selbst bewohnen sind sie verpflichtet diese zu vermieten.

So werden ausländische Immobilienunternhemen gehindert in China Immobilien im großen Maßen zu kaufen; politisch ist das gewollt, weil kein Einfluss von außen möglich ist. In Deutschland bereichern sich ausländische Investoren an Immobilien auf deutschen Boden und quetschen die Mieter aus, und wenn die Mieter nicht zahlen können, quetschen sie den Staat aus, der einspringen muss; also indirekt die arbeitende Bevölkerung, die Steuern zahlt.

Kommentar geändert am 26.08.2024 um 18:01 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 26.08.24 um 18:38:
Ein wirklich schreckliches Thema.
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