Lesen und Schreiben verboten

Volksstück zum Thema Apokalypse

von  hehnerdreck

Schade, das Schreiben gab mir die Möglichkeit, meinen unausgesprochenen Gedanken eine Form zu verleihen, die von anderen wahrgenommen wird, auch wenn es nicht immer leicht ist, damit umzugehen, dass meine Worte nicht so empfunden werden, wie ich es mir vorgestellt hatte. Jeder scheint alles, was er liest, anders zu verstehen, als es der Autor gemeint hat, und umgekehrt. Am Ende könnte man fast sagen, dass niemand so gelesen wird, wie er gelesen werden wollte.

Vielleicht ist das der Grund für das Schreibverbot ... ? Übrigens, wie teuer wird es mich zu stehen kommen, wenn meine unautorisierten Zeilen, die ich jetzt schreibe, gefunden werden, vielleicht von einem Denunzianten, der mich bei den Behörden anzeigt, so dass eines Tages mitten in der Nacht eine antiliterarische Spezialeinheit meine Haustür aufbricht, während ich schlafe, und mir dann Fuß- und Handschellen anlegt, nur weil ich so etwas wie diesen Text hier geschrieben habe?

Aber irgendwie muss ich doch meine Gedanken zu Papier bringen, und irgendjemand, wenigstens einer, muss doch auch lesen, was ich geschrieben habe, denn ich schreibe ja nicht nur für mich, sondern auch für andere, die gerne irgendetwas lesen, und wer weiß, vielleicht ist es Schicksal oder Fügung, dass ausgerechnet meine Zeilen, die ich verbotenerweise geschrieben habe, von jemandem gelesen werden, der ebenfalls den Mut hat, sich nicht an dieses seltsame Gesetz zu halten?



Anmerkung von hehnerdreck:

Wer Texte, Broschüren, Bücher oder verschiedene andere gedruckte und digitale Medien liest oder schreibt, muss mit schweren zivil- und strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Wer jemanden kennt, der gegen das Lese- und Schreibverbot verstößt, ist laut Gesetz verpflichtet, den Täter bei der nächsten Anti-Literatur-Behörde anzuzeigen. Je nach Sachverhalt und Schwere des Vergehens wird unter Umständen eine Belohnung in Aussicht gestellt.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (29.08.24, 05:01)
George Orwell lässt grüßen.

LG
Ekki

 Mondscheinsonate meinte dazu am 29.08.24 um 06:18:
Bradbury

 hehnerdreck antwortete darauf am 30.08.24 um 00:47:
Die beiden warnten vor dem Totalitarismus. Robert F. Kennedy Jr.: 'Mit Zensur fängt es an!' Danke und LG

 niemand (29.08.24, 08:53)
Ja, wir nähern uns den orwelschen Befürchtungen immer mehr an.
Mal sehen wo der Irrsinn endet :O 
LG niemand

 hehnerdreck schrieb daraufhin am 30.08.24 um 00:59:
Es gibt viele kleine und große Welten bzw. soziale Inseln. Ich erhoffe mir viel von den Graswurzelbewegungen. Es ist nicht einfach, eine vernünftige Balance zu halten zwischen dem Ertragen schlechter Nachrichten und dem Schaffen sinnvoller neuer Dinge für die Zukunft.

Danke und Dir auch einen LG

vom Weimarer Schreibstüberl

 Tula (29.08.24, 12:16)
Hallo Daniel
Ist bereits Realität, teilweise oder vollständig, in Ländern wie Afghanistan (insbesondere mit dem letzten Ausbruch von Frauenhass), Nordkorea, China, Russland, Cuba, Venezuela, Iran usw. Leider gibt es in Deutschland Parteien, welche mit solchen Systemen auch noch liebäugeln. In Portugal leider ebenfalls, insbesondere die Kommunisten.
Freut mich jedenfalls, dass du in deiner Satire vor dem Trend in Richtung autoritärer / totalitärer Ideologien warnst. 

LG Tula

 hehnerdreck äußerte darauf am 30.08.24 um 00:54:
Deine luziferischen Kommentare sind schon ein wahrer Segen. Man muss sie nur entsprechend umdeuten und schon kommt etwas Wahres und für die Zukunft Planbares, sehr Vernünftiges dabei heraus.

 Tula ergänzte dazu am 30.08.24 um 02:00:
Hallo Daniel
Ganz nebenbei: bist du für oder gegen die EU whistleblower Direktive?

Ich frage nur, weil in gewissen sozialen Medien die Maßnamen zum Schutz derjenigen, die Korruption und jede Art von 'weiße-Kragen-Verbrechen' aufdecken, beharrlich und böswillig als Angriff auf die Meinungsfreiheit umgedeutet wird. Gilt natürlich auch für Volksverhetzung, sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz und andere strafrechtliche Vergehen, die bei der gesetzlichen Umsetzung der Direktive mit berücksichtigt werden. 

Die bewusste Verleumdung des Gesetzgebers, dem unterstelllt wird, dass er damit unliebsame Kritiker als Andersdenkende politisch verfolgen will, dient als weiteres Beispiel von verschwörungstheoretischem Quark, dem mitunter sogar Hobby-Literaten aufsitzen  ;) 

Gut, dass wir im Gegensatz zu anderen Meinungsfreiheit  haben und uns hier im Forum über alles Mögliche, ohne jede Furcht vor einem wie in deinem Text beschriebenen Szenario, ungehemmt auslassen können. Ich denke, das wird auch in Zukunft so bleiben.

LG Tula

 hehnerdreck meinte dazu am 30.08.24 um 02:45:
Auch hier informierst Du im Sinne des Advocatus Diaboli (wenn auch teilweise bis völlig spiegelverkehrt codiert) sehr informativ über die akuten Probleme unserer Republik..

Statt sich über Enteignung, Kündigung des Bankkontos, sozialer und gesellschaftlicher Vernichtung und fast dem Hungertod ausgesetzt zu sein zu entrüsten, kann man darin auch eine Chance auf ein gutes Leben in einem fremden Land sehen, mit dem zusätzlichen Bonbon, weit weg vom zukünftigen Kriegsherd und möglichen Vernichtungsgebiet in der neuen Heimat in Sicherheit zu sein. Man muss also nicht immer nur vom Schlimmsten ausgehen.

 Tula meinte dazu am 30.08.24 um 08:58:
Moin Daniel
Ich stelle fest, du bist ein Engel der Wahrheit, der es vorzieht, kniffligen Fragen auszuweichen. Ob du damit beim letzten Gericht durchkommst, kann ich nur ahnen.

Ein tatsächliches Beispiel für einen Ansatz in die vom Text beschriebene Richtung wäre Projekt2025, von Trumps engsten Vertrauten ausgearbeitet. Er droht ja auch ständig, Zuckerberg und andere 'Dissidenten' bei seiner Wiederwahl für viele Jahre in den Knast zu werfen. Seine deutsche Alice im Wunderland hat bereits bekundet, dass sie sich wirklich freuen würde, wenn er die Wahl gewinnt. Kein Zufall.

Um ehrlich zu sein, stehe ich hinter der genannten Direktive.

LG Tula

Antwort geändert am 30.08.2024 um 08:59 Uhr

 Pensionstarifklempner (29.08.24, 23:14)
Will mal so sagen, wenn wa keen Wasser mehr ßum trinken ham, dann ist dit SCHREIBEN irgendwie sinnlos. Tinte braucht Wasser.
Es grüßt DADADIDI von de Schreibstube

Paradox - wenn es eine Schreibpolizei geben sollte, dann müssten die ja auch lesen können. Analphabetentum als Höchstqualifikation !
Wohin mit den ganzen schönen Buchstaben. Ich behalte mein großes B !

 hehnerdreck meinte dazu am 30.08.24 um 00:52:
Schönen und dankbaren Gruß zurück vom Weimarer Schreibstüberl!

Ja, interessante Überlegungen ... Der Buchstabe als Sinnbild für die (neue) Sünde!

Und dann kommen die radikalen Steinzeitmenschenpuristen, will heißen, zurück zum Ursprung: es darf dann nur mehr gegrunzt werden ... Sprache verboten!
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram