verreimte gedanken zu GOTT (1) – der setzt uns vielleicht auf den pott / wenn er denn mal wieder kommt / was bestimmt kaum allen frommt / so kam's schon dostojewski vor / in seinem „GROSSINQUISITOR“...

Gedicht zum Thema Gott

von  harzgebirgler

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...„Wenn der Glaube an Christus verfälscht und mit den Zielsetzungen dieser Welt vermengt wird, dann geht auch der Sinn des Christentums verloren. Der Verstand fällt dem Unglauben anheim, und statt des großen Ideals Christi wird lediglich ein neuer Turm zu Babel errichtet werden. Während das Christentum eine hohe Auffassung vom einzelnen Menschen hat, wird die Menschheit nur noch als große Masse betrachtet. Unter dem Deckmäntelchen sozialer Liebe wird nichts als offenkundige Menschenverachtung gedeihen.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Großinquisitor


***


mir kommen nie geschöpfe in die tüte

die sich dann von mir abkehr'n meiner treu!“

doch trennt' der liebe gott in seiner güte

nur leider gottes weizen nicht von spreu

obgleich er sich das anfangs vorgenommen

so ist der mensch halt auch zur welt gekommen...


*


"so menschen gibt’s" sprach gott "die sind mein eben-
bild ach um himmels will’n beileibe nicht

da könnt’ man sich ja gleich die kugel geben
und das stünd’ mir weiß gott schlecht zu gesicht!"

die engel um ihn rum war’n voll am nicken
so hatten sie den herrn noch nie erlebt:
sein schöpfungsplänchen konnt’ er langsam knicken
obwohl das ja doch nach dem besten strebt

es gibt nun aber leider kreaturen
die haben mehr von satan als von gott
und hinterlassen weltweit blut’ge spuren

und gerne schleifte man sie aufs schafott -
es half schon öfter unholde zu köpfen
dann könnt’ die menschheit etwas hoffnung schöpfen...



**



der liebe gott ist ein konstrukt
das uns kaum in die suppe spuckt
wenn wir machen was wir wollen
ohne ihm tribut zu zollen
als dem schöpfer aller dinge
denn konstrukten gott was ginge
die je an was wir so treiben
deshalb lässt’s auch kaum wer bleiben...



*

es steht ein gott schon aus sehr lange  zeit
wohl auch ob uns'rer unausstehlichkeit
denn letztlich ist und bleibt er doch das maß *
was längst der mensch, verzückt von sich, vergaß.

* „Ist unbekannt Gott ? Ist er offenbar wie der Himmel ? Dieses glaub' ich eher. Der Menschen Maß ist's.“ (Hölderlin, In lieblicher Bläue blühet)

*

ist die erd' erst menschenleer
fragt nach uns nicht einer mehr
auch kein gott - der stellt sein sein
das steht fest dann gleichfalls ein
denn wir können nur am leben

ja sein bildnis wiedergeben
deshalb darf man fast drauf wetten:
irgendwie wird er uns retten
vorm totalen untergang
doch die zeit dahin ist lang...

„Lang ist
Die Zeit, es ereignet sich aber
Das Wahre.“ (Hölderlin)

*

Als Gott, total des Echos bar,
noch ganz für sich wer weiß wo war
im Unbestimmten, Ungefähren,
begann es doch in ihm zu gären
vor endlos öder Langeweile:
Wenn ich die Lage richtig peile,
kennt mich kein Schwein und ruft mich an -
mal sehn, wie man das ändern kann?!
 
Gott ging in sich mit sich zu Rat
und schritt dann kurzerhand zur Tat:
Schöpfte - aus welchen Töpfen immer -
die Welt, das All mit Sternenschimmer,
schöpfte das Licht, schöpfte die Nacht,
kunstvoll verfugt, nicht ungeschlacht,
sowie die Erde samt dem Paar,
das des Geschlechtes Quellgrund war.
 
Nun hatte Gott echt was zu tun;
die Menschheit ließ ihn nicht mehr ruh’n,
sah zu ihm auf zwar, rief ihn an
als Herrn, der alles macht und kann,
tat aber sonst stur, was sie wollte - 
kein Wunder, daß der Herr oft grollte
und bald sein Einsamsein vermißte,
war es auch gänzlich leer und triste.
 
Als er zudem bekümmert sah,
was seinem Fleisch und Blut geschah,
da ward ihm klar: Es wird nur schlimmer,
zog sich zurück ins Wartezimmer
der eigenen Unendlichkeit
und sinnt voraus das End’ der Zeit,
an der sein Ebenbild längst baut -
es sinkt der Tag, der Abend graut...


**



es wandelt gott mit riesenschritten
von alters her durch zeit und raum;
was menschen jemals taten, litten,
kümmert ihn scheints seit langem kaum.
 
er läßt den menschen frei gewähren,
vertraut in ihm auf seinen geist:
vollkommenheit mag leiten, nähren
ihn, bis die nacht den morgen kreißt.
 
dass wir nicht den verstand verlieren
vor fernem, das sich endlos dehnt,
vermag der mensch zu reflektieren,
wodurch er sich zag heimisch wähnt.
 
so kommt ins dasein eine ruhe
und stiefeln wir am rand entlang -
begriffe sind wie wanderschuhe
und sichern w/irren erdengang.
 
zu fassen nicht und schwer zu sehen,
unkenntlich fast an dem, was ist
der gott, da wir im zeitraum stehen,
einsam mensch an sich selbst meist mißt.
 
doch hats uns eh schon übertroffen,
in unserm wesen eingeholt;
oh alles was wir sind und hoffen,
vollkommenem bleibts anbefohlen.
 
warum sollte gott verweilen -
er weilt doch, kommend stets, schon längst;
er muß nicht zögern, muß nicht eilen,
er lächelt w/leise, wenn du denkst
er sei dir ferne, sei nicht nah:
er ist in allem ständig da.


*

als gott noch ein ganz lieber war
hielt ihn der mensch für blöd
und sich für toll und wunderbar -
die welt ward langsam öd

und es zerbrach ein gleichgewicht
system kam aus dem lot -
bescheuert ist der mensch, nicht dicht,
sieht kaum schon was ihm droht...


*


bevor einst gott ans schöpfen ernsthaft dachte

da schöpfte er im grunde schon verdacht

dass wenn er nicht nur licht nein alles machte

ihm dies noch viele scherereien macht


er sollte ja dann auch alsbald gewahren

wie eigenwillig ebenbilder sind

die keineswegs nach seinem will'n verfahren

und dachte bei sich prompt: “gott menschenskind


du musst jetzt zeigen wer hier herr im hause

sonst tanzen die dir auf der nase rum

denn schließlich heißt der hausmeister nicht krause!”


und brachte die zwei kurzentschlossen um

das ew'ge leben sowie zudem jeden

weit'ren vorteil dort im garten eden...


*

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bevor gott einst ans schöpfen ging
und an mit seinen werken fing
gab es bloß chaos überall
und auch noch keinen sündenfall

die erde war voll wüst und leer
ganz ohne baum und grizzlybär
der mensch war gleichfalls nicht in sicht
gott sprach erst mal "!ES WERDE LICHT!"

denn sonst konnt’ ja selbst gott nichts seh’n
und mußte blind zu werke geh’n --
gott schuf den himmel und die erd’
und legte fürn elektroherd

vorausschauend bereits den grund
denn was zu kochen ist gesund
oft gern ergänzt durch rohe kost
heut’ kommt die sogar schon per post --

gott gab sich müh’ und gab echt gas
schuf land und meer und farn und gras
nebst sternen sonne mond und tier’n
die wenn sie fell ham selten frier’n

und mit erstaunen nimmt man wahr
dass eher licht als sonne war -
dann stand der mensch auf dem programm:
der liebe gott formte adam

sowie eva nach seinem bild
die beiden machten ihn bald wild
durch fruchtgenuß vom weisheitsbaum
und ratzfatz war er aus der traum

vom leichten leben ohne tod -
gott hatt’ es ihnen angedroht
denn fühlen muss wer der nicht hört
weil eine schlange ihn betört...


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den tod hat uns das urpaar eingebrockt
und auch das paradies gleich mitverzockt -
den beiden paaradieschen war nicht bange
sie gingen auf den leim der falschen schlange
was gott mit radikalem schnitt quittierte
der zu den dann letalen folgen führte
zumindest steht es so ja in der bibel:
gott nahm den sündenfall dem urpaar übel!


*


als adam schlief entnahm ihm gott ne rippe
und formte daraus eva dessen frau
die nahm den teils entrippten auf die schippe
denn zweifellos war der mehr dumm als schlau

sonst hätt’ er in den apfel nicht gebissen
den ihm das weib forsch vor die nase hielt
doch macht’ der kerl sich daraus kein gewissen
und hat ihr auf die brüste bei geschielt

das ist des mannes schwachpunkt stets gewesen
bis heute ist das ja bei männern so
ein jeder kann es in der bibel lesen:

gott wurde seiner schöpfungskron’ kaum froh
ja aus dem paradies ward sie vertrieben
so steht es in der bibel klar geschrieben...

**


das abnabeln von gott begann

als wer "COGITO SUM" ersann

denn wenn der mensch IST weil er DENKT

kein schöpfer mehr bei ihm verfängt...



*

den lieben gott erschreckt kein schwarzes loch
im gegenteil „dir stopf ich's loch schon noch -
auf deine nimmersatte fresserei
da pell' ich mir salopp gesagt ein ei!“
sprach er jüngst zu einem riesengroßen
das erschrak zutiefst vor seiner bloßen

stimme die fast urknallmäßig hallte
während gott die rechte faust entballte
und steckt ihm einen finger in den hals
den kleinen nur der größer schon ist als
alles was son gierschlund jemals schluckte
bis der nahezu vor brechreiz zuckte -

„wehe du kotzt mir jetzt auf den kittel!“
drohte gott „dann geb' ich dir ein mittel
was dein vielfraßmaul ad hoc verschließt
und du dauermittagsschlaf genießt!“
drauf wandte er sich ab vom schwarzen loch
das unendlich erschüttert lunte roch...


**


warum es gott nicht dunkel ließ
einst ist doch klar weil er sich stieß
dran weiter nichts als nichts zu seh'n
so war das ewig schon am geh'n

bevor er an zu schöpfen fing
und AUF SEIN WORT das licht anging
nicht nur nein quasi alles ward
bis hin zu christi himmelfahrt

warum er nicht schon früher schuf
denn schöpfen scheint ja sein beruf
wenn man so will bleibt rätselhaft -
das nichts hat ihn total geschafft

auf jeden fall dann irgendwann
drum fing er voll zu schöpfen an
was ihm zum glück auch gott sei dank
KRAFT SEINES WORTS perfekt gelang --

die SPRACHE bringt erst welt ans licht
stiftet ideal sie im gedicht
weshalb george davon spricht:
“kein ding sei wo das wort gebricht”....


***


Was ist Gott? unbekannt, dennoch

Voll Eigenschaften ist das Angesicht

Des Himmels von ihm. Die Blitze nämlich

Der Zorn sind eines Gottes. Je mehr ist eins

Unsichtbar, schicket es sich in Fremdes. Aber der Donner

Der Ruhm ist Gottes. Die Liebe zur Unsterblichkeit

Das Eigentum auch, wie das unsere,

Ist eines Gottes.“

(Hölderlin, Was ist Gott?)

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (09.09.24, 11:36)
Hallo Henning

in Dostojewskis Parabel vom Großinquisitor in den Gebrüdern Karamasov  antwortet Christus dem Großinquisitor nicht.
Die oberste weltliche Gerichtsinstanz hat Christus nicht verstanden.

Beste Grüße
Ekki

 harzgebirgler meinte dazu am 09.09.24 um 16:06:
hallo ekki,

er erschien ungebeten
und schwieg drum still betreten.  

beste dankesgrüße
henning

 Teichhüpfer (09.09.24, 12:31)
Ich glaube das nicht, daß die Gewalttätig werden. Die sagen, winke winke, wenn das hier los geht. Die Kirche hat das benutzt, um Angst zu machen.

 harzgebirgler antwortete darauf am 09.09.24 um 16:10:
"Winke sind
Von alters her die Sprache der Götter."
(Hölderlin, Rousseau)
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