Ein Brief

Text

von  Mondscheinsonate

Liebes,


Du brauchst das jetzt, deshalb möchte ich auf Deine Worte halbwegs eingehen.

Wenn ich Dir schreibe, dann höre ich Musik. Momentan ein Lied, das ich mit Dir verbinde, nämlich Paul Weller "You do something to me" - anhören, das ist ein Befehl! 

Wollen wir nur kurz zusammen den Glückskeks öffnen, den ich gerade zur Bento-Box bekam? - Knack - This month you will feel a lot of sympathy. Na, bitte!

Und nun noch schnell die Post zusammen.... bloß nicht die Visa-Rechnung, aber da ist etwas Interessantes, wieso bekomme ich das? Absender: Museumsverein St.Veit im Pongau. Sogar mit Briefmarke, wie stilvoll, keine Massensendung! Oh my f... God! Freude! 29. Bernhard Tage St.Veit Seelackenmuseum! Interessant, Thomas Bernhard und Franz Kafka: Ein Prozess. - Und ich kann nicht hinfahren, Heul! 

Du siehst, nur, dass Du einen Einblick bekommst, wer ich noch alles bin, hier ein Thomas Bernhard, auch Franz Kafka-Fan.

Ich will nicht bereut werden. 

Das wäre für mich das Schlimmste.

Wollen wir uns auf etwas einigen? Wir sind Freunde mit einem fetten geistigen Plus und wehe, ich krieg keine Nachrichten mehr wie am Mittwoch, das mag ich auch! 

Weißt Du warum ich die Gedanken so oft auf den Punkt bringen kann? Was Du fühlst, fühle ich auch und dies mit Freuden und Zweifel - es ist ja in Wahrheit ein Festhalten an einem Gefühl, das so alt ist, fast wie wir selbst. Dieses "Dir kann ich alles sagen", dieses "weil ich Dich schon so lange kenne", das "war damals schon schön."

Das ist eine andere Vertrautheit, eine zarte Liebelei, heute noch. Reizend, man kann es drehen und wenden wie man will. 

Und ja, ich hätte Dich gerne auf Deinem Flug begleitet, werde ich aber nie physisch, denn ich existiere nur in Deinen Erinnerungen - so gesehen, nimm mich in Gedanken mit, wohin Du auch magst, ich bin auch so ein Flugjunkie (lass das bloß nicht meine Professorin im Umweltrecht hören!). 

Liebes, ich war 16 Jahre lang in dieser "es funktioniert"-Beziehung. Mir erzählst Du nichts davon, ich kenne alle Einzelheiten. Irgendwann gingen Brüderchen und Schwesterchen spazieren. 

Ja, ich fand das auch ganz toll, aber vermisste die Schmetterlinge im Bauch, die holte ich mir jeden Mittwoch im Hotel Orient mit einem GF, 10 Jahre lang. Und ja, ich war auch ein Mistvieh. Du siehst, wir sind gar nicht so viel voneinander entfernt. Nur, dass ich keinen Trauschein hatte.

Aber, die Person, die das tat, bin nicht mehr ich. Ich kann anders darüber nachdenken. Es war eine Scheiß-Aktion. 

Nein, es ist keine Ausrede, aber ein intaktes Familienleben bekamen wir wohl nicht so ganz vorgelebt. Ich schrieb Dir bereits, wir liefen mit, nebenher. Ist das Familie?

Selbst wir beide waren früher unfähig, zueinander zu stehen. Etwas Ernstes draus zu machen. Früher wäre es möglich gewesen. Wir waren zu allem, was mit Gefühlen zu tun hatte, unfähig. 

"Lass mich bloß damit in Ruhe!" 

Glaubst Du, dass es mir Spaß machte eine Jägerin und Sammlerin zu sein - oh ja, wir tickten gleich - ich suchte nach jemanden, der meine Seele berührt, aber das weiß ich jetzt, über 30 Jahre später. 

Du hast meine Seele berührt, Du - ja. 

Das, was ich spüre, jetzt und schon länger, hätte ich gerne in Wirklichkeit. 

Das"Angekommensein-Gefühl", in Fleisch und Blut. Ja, das Gefühl habe ich bei Dir, aber als Denkerin weiß ich, dass ich noch auf der Suche sein muss. 

Nun, wir sind Freunde, immer schon gewesen, mit einer längeren Schweigephase. Grins. 

Dir kann ich alles mitteilen, Du bist Ich, tief im Herzen. Bist mein liebstes Kleinod, das ich immer in meiner Seele trage. Ich spüre Dich. Du gibst mir Kraft. Die Geschichte von den zwei Königskindern, das Meer war dazwischen. Spring bloß nicht rein als Nichtschwimmer! 

Das täte mir weh. Dir soll es immer gut gehen. Nein, alles ist gut. 


Ich bin nächste und übernächste Woche in Linz. Nächste Woche habe ich  Summer School, guck, das ist cool: https://www.jku.at/institut-fuer-entrepreneurship/praxis/foundersweek/

Und dann Umweltrechttage. Ich liebe diesen Kongress, erinnere Dich, die guten Apferln. Grins. Diesmal muss ich aber in einem Radisson schlafen, kotz, ich vermisse jetzt schon meinen geliebten Hauptplatz, wenn ich in der Früh aus dem Fenster sehe, ... na gut, der Schillerpark tut es auch. Schiller mag ich übrigens auch.


Ich küsse Dich, mein hübscher Sonnenaufgang. Nicht trübsal blasen, ich bin immer da - ich zeige auf Dein Herz. 

C.



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