Zukunftsmelodie

Prosagedicht

von  Redux

Einige Millionen Jahre später kniff Mutter Erde die Augen zu
und schüttelte sich: es gab keine Menschen mehr;
nur noch wenige Spuren waren unter Gras und Felsen da.

Insekten, die den Menschen sahen, als er aus dem Affen hervorging,
waren immer noch da und beherrschten die Lüfte,
und ein immerwährendes Zirpen und Summen zog sich um den Globus.

Für einen kurzen nervenaufreibenden Augenblick stand die Welt
in einem atemberaubenden Stromschlag wie zitternd da,
um anschließend wie verwundert zu fragen: Was war das denn?

Danach setzte sich alles wie vor dem fort: Gebirge falteten sich,
Landmassen näherten und entfernten sich zu- oder voneinander,
und Kalt- und Warmzeiten traten auf im steten Wechsel.

Gesteine bildeten sich und wurden in Laven wieder geschmolzen,
neue Spezies und Gattungen traten hervor und starben aus
und gelegentlich kamen Meteore aus dem All zu Besuch und
rissen Narben, die nach Millionen von Jahren wieder verheilten.

Es war wieder Ruhe eingekehrt.

 

 

 



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Kommentare zu diesem Text


 Oops (10.10.24, 09:21)
Das klingt wie ein Vorspann, (bildreich und spannend) in eine neue Episode des Lebens auf der Erde. Hast du vor einen Roman zu schreiben? 

LG Oops

Sorry aber dazu fällt mir ein uralter Witz ein:
Der Mars trifft auf einem Spaziergang die Erde und sagt: O je, wie siehst du denn aus? “ Darauf die Erde: Naja, ich hab Homo sapiens… Darauf der Mars: Mach Dir keine Sorgen, das kenn ich, geht schnell vorbei…“

 AchterZwerg meinte dazu am 10.10.24 um 09:36:
. :D :P

 AchterZwerg (10.10.24, 09:39)
Eine schöne Perspektive, die viel Hoffnung birgt.
Der Planet wird sich erholen, die Artenvielfalt in die Höhe schnellen und endlich, endlich wieder "Ruhe" im Garten Eden herrschen!

 Quoth (10.10.24, 09:47)
Ich fürchte, es werden sich Delphin- und Walstaaten bilden und untereinander bekriegen ... Der Mensch hat kein Privileg auf die Pest der Vernunft ...

 Redux antwortete darauf am 10.10.24 um 17:49:
Bitterböse und vielleicht sogar wahr....

 Saira (10.10.24, 11:00)
Moin Herbert,
 
die Vorstellung, dass Insekten, die einst Zeugen der menschlichen Evolution waren, weiterhin die Erde bevölkern, verstärkt das Gefühl der Kontinuität und der Unveränderlichkeit der Natur, während die Menschen nur eine flüchtige Episode in der langen Geschichte des Planeten darstellen.
 
Dein Schlusssatz: „Es war wieder Ruhe eingekehrt.“
 
Ist es die Ruhe vor dem Sturm, eine Rückkehr zur Normalität oder eine Akzeptanz des Schicksals?
 
Ein Wow-Gedicht!
 
Beeindruckte Grüße
Sigrun

 Redux schrieb daraufhin am 10.10.24 um 17:51:
Vielen Dank, Sigrun.
Der Blick auf das Ganze, bzw. der Blick auf das Ganze ohne uns Menschen lässt enormen Raum für philosophische Gedanken...echt schwer

 Graeculus (10.10.24, 16:47)
neue Spezies und Gattungen traten hervor und starben aus
und gelegentlich kamen Meteore aus dem All zu Besuch und
rissen Narben, die nach Millionen von Jahren wieder verheilten.

Das klingt nicht so ganz nach Ruhe; etwas ruhiger als mit uns wär's schon.

 Redux äußerte darauf am 10.10.24 um 17:51:
Aus einem anderen Blickwinkel und in einem anderen Kontext hast du vollkommen Recht....
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