Buch

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von  Mondscheinsonate

Pünktlich zur BuchWoche Wien erscheint wieder am 19.11.2024 das Gratisbuch in einer Auflage zu 100.000 unter dem Titel "Eine Stadt. Ein Buch. 2024". Diesmal ist es "Picknick auf dem Eis" von Andrej Kurkow. Der Autor selbst meint, es hat viel Humor und erklärt vielleicht den Konflikt Ukraine-Russland ein wenig. Ich kenne es nicht, freue mich darauf. 

Wie schon öfters erwähnt, hat Wien eine große Buchhandeldichte, die Bibliotheken gehen gut und das Buch ist ein Heiliges Gut, egal, ob gelesen wird oder nicht, es wird zumindest sehr gut behandelt. Die "Bücherschränke" wachsen auch heraus, aus alten Telefonzellen werden Tauschzellen. Interessant ist, was dort zu finden ist, viel Liebesschmus, extrem viel SF, Kochbücher und je nach Grätzel auch Kinderliteratur. Die Klassiker habe ich persönlich noch nie gesehen, das sind Bücher, die sich die Leute im eigenen Schrank zuhause behalten. 

Ein Projekt scheiterte gerade kläglich aus "logistischen Gründen", so Thalia, nämlich die Rückgabe von gebrauchten Büchern gegen Geld, dies auf Kommission. Der Kooperationspartner im Ausland macht das jetzt wieder online. Das war mir gar nicht so unrecht, denn wir haben auch genug Antiquariate, die auch leben möchten und der große Thalia muss nicht alles an sich reißen. Wenngleich, ich gestehe, ich bin gerne im Thalia, ich finde ihn sympathisch. Was die gebrauchten Bücher angeht, wer nicht in einer bücherfreien Landgegend wohnt, kann ruhig in Antiquariate gehen, braucht nicht dauernd online bestellen. 

Ich liebte es als Kind, meine Tage und Nächte bei meiner Freundin zwischen hunderten Büchern zu verbringen, ihre Eltern hatten ein Antiquariat und dementsprechend viele auch zuhause, dazu noch eine extra Eigentumswohnung um die Ecke vom Geschäft, die für die Öffentlichkeit zugänglich ist, wo ca. 50.000 Bücher in Regalen schlafen, sozusagen, ein zweites Geschäft, jetzt gehört alles meiner Freundin und ich denke, das ist das schönste Geschenk, das ein Kind bekommen kann, sie sieht es auch so und ist gerne Buchhändlerin. Sie erzählte mir, dass sie ein gutes Click and Collect- Geschäft während der Lockdowns machte, auch online. Die Leute kauften viel Bücher über Investitionen, Gold und Albert Camus' "Die Pest". 

Auch auf TikTok sind Buchhändler nun ein gern gesehener Gast, die Jungen sehen das fleißig. Das hört man doch gerne. Die BuchWien ist ebenfalls jedes Jahr gut besucht, eine "Kauf mich!" - Messe mit Vorträgen. Der Herbst ist nicht nur die Zeit der großen und kleinen Buchmessen, sondern auch die des Tees, ein Buch und ein Tee, eine gute Kombination. 

Seit Neuesten stellen meine Nachbarn ihre Zeitschriften und Bücher auf die Postkästen zur "freien Entnahme", das haben wir gerne. Sollte doch, von einem Vollidioten, so nannte ihn einmal ein Nachbar, ein Buch im Altpapier landen, wird es herausgenommen und dann folgt ein "böser Brief" an der Mülltaumtür, nicht sehr freundlich. Das amüsiert doch sehr. 

Aufpassen muss man doch als bibliophiler Mensch, horten ist nicht immer gut, es geht um die Statik. Da muss man sich unbedingt erkundigen, wie viel zugelassen ist, sonst erwartet einen ein Bescheid mit der Aufforderung auszumisten, ansonsten hohe Geldstrafen. Ich sprach mit einer Mitarbeiterin eines großen Verlages, sagte: "Das Herz tut uns Studenten weh, dass die Buchhandlung schloss." Da sagte sie: "Ja, aber die Miete war nicht mehr tragbar (Schwachsinn! Die verdienen sich krumm und blöd!). Angedacht war, dass in der Belletage darüber nicht nur Veranstaltungen sein sollen, sondern auch ein kleinerer Bücherverkauf, aber das erlaubte der Magistrat nicht, wegen der Statik." Schlimm. Es tut immer in der Seele weh, wenn sich eine Buchgeschäftstür für immer schließt, aber in Wien kann jeder sicher sein, es öffnet sich bald eine neue.


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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (20.10.24, 09:25)
Bei uns in Frankfurt ist ja ebenfalls Buchmesse.
Und es gibt unzählige, sehr gut (!) besuchte Veranstaltungen und Lesungen. Kostenlos!
Ich bin mir sicher, es gbt nicht weniger Interessenten als früher, nur andere Arten der Liebe zum geschriebenen Wort, ihrer Vermarktung und Ausbreitung.
Davon konnte ich mich gestern wieder frohen Herzens überzeugen.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 20.10.24 um 10:24:
Frankfurt❤️ Mein Mekka!

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 20.10.24 um 11:50:
https://topos.orf.at/frankfurter-buchmesse-booktok106

 Klemm (20.10.24, 12:43)
Ich war schon immer ein Fan der Stadtbibliothek und bin es geblieben. Leider bringe ich sie oft spät zurück und muss dann Gebühren zahlen. Aber ich mag den Altergeruch des Papiers und die Notizen, die fremde Menschen hineingekritzelt haben.

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 20.10.24 um 12:53:
Ich mag das auch, wenn in Büchern etwas drinnen ist!
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