Da ist sie wieder, die Traurigkeit, die die Atmung befällt, lähmt; die Bewegungslosigkeit, das Starren ins Leere, die Leere selbst.
Ich muss an den Unsäglichen denken, der "Creative Writing", das lebenswichtig, ja, überlebenswichtig ist, als Narzissmus diagnostizierte, um Gekränktheit mit Kränkung zu sühnen. Wäre ich doch nur ein Arschloch, eine Narzisstin, dann würde ich den ganzen Tag mit Belehrungen und Kampfhahngequatsche füllen, weil nur ich recht habe. Mein Ego würde nur um mich kreisen, nichts würde mir fehlen, vorallem niemand.
(https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38717657/)
Es ist schlimm, wenn das Gefühl da ist, dass zwei Menschen zusammengehören, aber das Leben trennt.
Aber, ehrlich gesagt, ich möchte nicht über Liebeskummer schreiben, das ist schon 1000-mal gelesen worden, das können Andere viel besser, sondern über den Rückfall, ich deutete ihn bereits an als ich Fieber hatte, den, in Zeiten, wo ich noch hilflos war. Es ist interessant, in manchen Situationen will man zurück ins Alte, obwohl sonst der Fortschritt sehr gut tut. Ich dachte: "Jetzt hätte ich gerne meinen Kleiderschrank zurück, in den ich mich verkroch, wenn ich Angst hatte oder traurig war." Ich öffnete meinen, schob die unzähligen Kleider zurück, was kaum möglich war, setzte mich ins Innere. Nach drei Minuten fühlte ich mich noch schlechter, weil es blöd war und fand es nach dem Verlassen nicht einmal lustig. Normalerweise lache ich darüber. Ich lache immer über meine Blödheiten. Das fand ich nicht lustig, das war ermattend. Das Erwachsensein ist manchmal grausam. Damals reichte mein Kopf nicht einmal zu den Kleidchen hinauf, jetzt fielen mir förmlich meine zwei Ballroben auf den Kopf, dies in Plastik, noch von der Reinigung. Unbequem war es auch, früher hatte ich viel Platz. Und damals saß ich mit Rosalie, einem dicken, weichen Steiffschwein umarmt, meine Knie ans Kinn gezogen. Kann sein, vielleicht fehlte mir auch Rosalie. Die ließ ich beim Auszug zuhause.
Nein, der Schrank ist schrecklich, früher war er wichtig.
Auch sehnte ich mich nach meinem Papa, der rief aber an, wir plauderten, er brachte mich zum Lachen. Kurz. Als Kind hatte ich selten einen Papa, der war immer nur am arbeiten und brachte viel Geld nachhause, das die Mama versoff. Er sagte, sie versoff ein Einfamilienhaus, kreditfrei, von dem sie bei der Hochzeit geträumt hatten. Sie war eine entzückende 19-jährige Braut, sah aus wie Twiggy im kurzen Hochzeitskleid und ihrem zarten, kurzen Schleier. Sie sahen glücklich aus.
Am Standesamt, im Hintergrund alte Tanten, andere Verwandte, die grimmig dreinsahen. Er war nicht die richtige Wahl, sie hätte reich heiraten sollen, er war nur ein Arbeiter.
Als ich schon ein paar Jahre da war, da waren sie bereits zehn Jahre verheiratet, da sagte ich immer mehr, dass die "Mama schon wieder komisch sei," da sagte meine sechs Jahre ältere Schwester, dass die trinkt. Ich verstand das nicht, aber es war beängstigend. Ich sagte: "Trinken ist böse."
Mit dem hatte ich recht.
Früher baute ich mir oft aus Stühlen und einer übergeworfenen Decke eine Höhle, dort drinnen war ich sicher.
So stellte ich mir Stühle zusammen, warf eine Decke darüber und legte eine darunter, kroch hinein in mein Zelt, nach kurzer Zeit wurde ich noch trauriger als ich es schon war. Kroch wieder hinaus und fühlte mich ratlos. Räumte wieder alles weg.
Viel viel später auf der hässlichen Couch, die mein geistiges Universum werden würde, fühlte ich mich wie eine Gestrandete auf einer Insel, aber es war ein Paradies, ich hatte meinen Freitag.
Nach dem Schrankerlebnis kramte ich in der alten Kiste mit der alten Kleidung aus 1993, zog meine Cordglockenhose an, der Knopf ging zwar zu, aber ich bekam Beklemmungen, sonst saß die Hose, ich habe noch immer 26/30 als Größe, öffnete den obersten Knopf, zog ein altes Shirt an, es roch nach Mottenkugeln, und setzte mich mit einem Kräutertee auf die hässliche Couch, aber nicht annähernd so hässlich (jetzt einmal, dass das klarer wird, die hässliche Couch hatte so ein Muster wie die alten Strickzeugtaschen alter Damen, verblasst und mit großen gestickten Rosen darauf, dies in begé und verblassten braunen Einsätzen) und die Ruhe wollte sich nicht einstellen, im Gegenteil, ich fühlte mich noch fürchterlicher.
Ich stand auf, ging zum Spiegel, sah mich an, sagte laut: "Du siehst aus wie ein Volltrottel!" und zog mich schnell um, zog mein Pyjama an, das, mit Katzen darauf, das mir die Stiefmama schenkte (Warum?!) und legte mich in mein Bett. Mathilde kam, legte sich zu mir, ich umarmte sie, schlief ein. Als ich Stunden später erwachte, lag die Katze noch immer bei mir und ich streichelte sie, dachte, dass mich nur das Jetzt trösten kann, das, das ich mir erschaffen habe und Vergangenes vergangen ist, die Wärme verlor.
Dann fiel er mir wieder ein, ich sank mit dem Kopf unter die Bettdecke, so wie ich es als Kind auch manchmal tat, wenn ich etwas nicht denken wollte, das half ein wenig. Wenigstens etwas blieb, etwas muss doch immer bleiben.