Drei komische Heilige

Gedicht zum Thema Weihnachten

von  plotzn

Vor einiger Zeit in 'ner fürchterlich kalten

Dezembernacht eilen drei finstre Gestalten

durchs Land, denn sie müssen bei eisigen Winden

noch schnell einen schützenden Unterschlupf finden.

 

Der erste, ein Goldiger, zeigt in die Ferne,

dem Weingeist nicht abgeneigt sieht er schon Sterne.

Der zweite, mit ihm in die Wolle geraten,

beweihräuchert sich an den eigenen Taten.

 

Der Dritte im Bunde, ein mürrischer Alter,

zitiert ständig irgend 'nen Vers aus dem Psalter.

So stapfen sie schimpfend, das Blut schwer in Wallung,

und finden im Schneetreiben endlich 'ne Stallung.

 

Sie öffnen das Tor, doch da steht schon Gesindel

im Stroh um ein winziges Kindl mit Windel.

Laut fluchen die drei, von dem Anblick vergrätzt:

»O Jessas, Maria und Josef! – Besetzt!«



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Kommentare zu diesem Text


 Moja (07.12.24, 10:54)

Schlagfertiger Perspektivwechsel!
- lachend grüßt Moja

 plotzn meinte dazu am 08.12.24 um 09:49:
Merci, Moja!

Liebe Grüße
Stefan

 Didi.Costaire (07.12.24, 12:50)
Hallo Stefan,

Das sind ja seltsame Heilige...

Sie haben sich schlicht in der Ecke gebettet.
Das war ihnen ziemlich zuwider.
Der Kasten voll KöPi, der hat sie gerettet.
Dann sangen sie schmutzige Lieder.

Liebe Grüße, 
Dirk

Kommentar geändert am 07.12.2024 um 17:32 Uhr

 plotzn antwortete darauf am 08.12.24 um 10:09:
Richtig, Dirk!

Die großzügigen Gaben aus Gold, Weihrauch und Myrrhe beruhen nur auf einem Übersetzungsfehler. Auch als sie endlich eingeschlafen waren, war die Sache noch nicht überstanden.

Die Schnarcherei machte die Ruhe zunichte,
ein sägender Mix samt Genäsel,
so gingen sie ein in die Krippengeschichte
als Schaf neben Ochsen und Esel.

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg (07.12.24, 13:19)
Hallo Stefan,
das ist ein Kunststück, so komisch sein, dass man heilig gesprochen wird.
Liebe Grü´ße
Ekki

 plotzn schrieb daraufhin am 08.12.24 um 10:10:
Umgekehrt geht das auch, Ekki.

Man kann so heilig sein, dass man komisch spricht.

Liebe Grüße
Stefan

 Saira (07.12.24, 14:30)
Was für eine Weihnachtsgeschichte, lieber Stefan! Die drei Heiligen: Der erste berauscht sich am Alkohol, der zweite feiert sich selbst, während der dritte, ein mürrische Typ, der Ansicht zu sein scheint, dass seine Weltanschauung die einzig wahre ist.

Am besten gefällt mir allerdings das Kind mit der Windel! Pampers?

Klasse gedichtet!

Herzlichst,
Sigi


Kommentar geändert am 08.12.2024 um 09:11 Uhr

 plotzn äußerte darauf am 08.12.24 um 10:17:
Tja, liebe Sigi, ein der Orthografie nicht so kundiger Schreiber hat später daraus myrrhischer Typ gemacht und was aus dem Ganzen dann durch viele Abschriften geworden ist, kann man in der Bibel nachlesen.

Gepampert wurde die Babys erst später, damals gab es noch die kratzigen Stoffwindeln aus Baumwolle und Stroh statt antiallergischer Hartschaummatratze.

Liebe Grüße
Stefan

 GastIltis (07.12.24, 17:13)
Hallo Stefan, und ob!

Ein Dichtersmann, eifrig, ich könnt ihn ermorden,
versetzt diese Story doch glatt in den Norden.
Erfindet dort Kälte und wenig Quartier,
es fehlt ihm nur noch das bekannte Getier.

Vom Morgen- ins Abendland springt er, ins kalte,
dann übernimmt er so Typen, verkommene, alte,
er bringt sie auch noch phantasierend zusammen,
weiß, wofür sie stehn und woher sie denn stammen,

verrät zwar nicht alles, weil er viel vergessen,
denn er ist nur von einem Gedanken besessen,
man läuft nicht so weit ohne Sinn oder Zweck,
das heißt, man schmeißt seine Jugend nicht weg,

nur weil ein Komet oder sonst so ein Schwindel
am Himmel erscheint, schon schreibt er „Gesindel“,
Man ahnt, er führt doch nur eins im Schilde:
Wir sind die Guten, die andern sind Wilde!

Viele Grüße von Gil.


 plotzn ergänzte dazu am 08.12.24 um 10:33:
Nun mäßig dich, Gastl, kein Grund zur Verhärmung,
das Ganze spielt vor dieser Klimaerwärmung,
da war noch fast Eiszeit im näheren Osten,
man musste die Schlösser der Autos entfrosten.

Der dortiger Nahverkehr kam zum Erliegen
und Eiszapfen hingen am Gitter der Wiegen.
Du machst mit Genöle die Stimmung zunichte,
zeig Demut und schweige - lern erst mal Geschichte!


Entrüstete Grüße!
Stefan

 Tula (07.12.24, 17:16)
Servus Stefan
So macht die Bibel wieder Freude  :D

LG Tula

 AchterZwerg meinte dazu am 08.12.24 um 06:52:
Genau! :)

 plotzn meinte dazu am 08.12.24 um 10:39:
Servus Tula,

das werden manche gläubigen Christen vermutlich anders sehen, aber wer nicht auch mal über sich selber lachen kann, ist mir sowieso verdächtig.

Liebe Grüße
Stefan

 Teo (07.12.24, 18:07)
Hi Stefan,
was soll ich sagen...voll authentisch.
Schneetreiben...das traut sich nur einer...unser Stefan.
jau, kannze so lassen.

Gruß aus dem Abendland

Teo

 plotzn meinte dazu am 08.12.24 um 10:41:
Servus Teo,

fang du nicht auch noch damit an. Ich hab unserem Gastl schon erklärt, warum es sich genau so und niocht anders abgespielt hat.

Schöner Advenzkranz!

Versöhnliche Grüße
Stefan

 klausKuckuck (07.12.24, 23:29)
Hättest ans Ende «Fortsetzung folgt» setzen sollen, Stefan. Das Allzumenschliche deiner Weihnachtsgeschichte wäre so bis zum 24. Dezember flott weitererzählt worden, und die Bibellfesten in der KV-Gemeinde wären beim Vergleichen mit dem Original zu Hochformen aufgelaufen. (Eine Vermutung)

Grüße, Peter.

 plotzn meinte dazu am 08.12.24 um 10:44:
Servus Peter,

vielleicht gibt es tatsächlich noch eine Fortsetzung der Reihe "Was so nicht in der Bibel steht". Es waren nämlich eigentlich vier und nicht drei Heilige Könige
(*Spoiler*).

Liebe Grüße
Stefan

 AchterZwerg (08.12.24, 06:55)
Was soll ich noch sagen, außer:

"Lobet den Stefan, denn der ist urkomisch!"

 Saira meinte dazu am 08.12.24 um 09:12:
:)

 plotzn meinte dazu am 08.12.24 um 10:45:
Ui, Heidrun! Das druck ich mir aus und hänge es über mein Bett. Zu irgendjemanden muss man ja beten...

Dank Dir und liebe Grüße!
Stefan
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