Aus der Reihe

Text

von  Mondscheinsonate

Manchmal ist es ganz gut, wenn jemand aus der Reihe tanzt, so soll es doch überall einen Ort geben, kleine Oasen, wo der werte Leser, die werte Leserin, nicht immer dasselbe Thema lesen muss oder sich mit "Ich bin aber gescheiter als DU" - Kommentaren sowie Texten auseinandersetzen muss, einfach ein Bänkchen, wo es vielleicht um nichts geht, außer Gedanken, wo jeder sein kann, wie er ist, auch unbegabt, aber voller Liebe zum geschriebenen Wort. Sich ausrasten darf von Vortodesintelligenzaufstampfungen, Lehrstühlen und gesellschaftlichen Trennungen zwischen Handwerk und Professur, die Beine ausstrecken kann, einfach nur den Gedanken folgen darf, muss überhaupt nicht sich anstrengen, einfach lesen kann, so wie in einem Groschenroman - sind wir uns ehrlich, manchmal tut das Triviale ganz gut, der Alltag ist mühsam genug. Selbst das Dauersaufen ist auf Dauer anstrengend, überhaupt, wenn man es permanent alleine tun muss. 

Gut, ich trinke nicht, manchmal denke ich, so ein Glaserl wäre ganz gut, aber dann höre ich die ehemalige Nachbarin, die mir gestern erst erzählte, dass der Dauerlebensgefährte meiner Mutter Kieferkrebs hatte oder hat, auf jeden Fall Bestrahlungen und Chemo hatte, jetzt ganz dünn ist.

Der hat nur gesoffen und geraucht, so wie sie. 15 Jahre jünger als sie ist er, also 61, der "Charly". Furchtbar verblödet der Typ. Ich erinnere mich noch, damals gab es noch die Zeitung "Täglich Alles", das war unterster Boulevard, da las er mir einen Artikel vor und brauchte dafür eine Stunde. Auch seine Sätze waren grenzwertig, Artikel gab es keine. Aber, er liebte meine Mutter bedingungslos und jetzt sind sie seit 31 Jahren ein Paar. Ich habe nur 16 Jahre geschafft (und schlage die berühmten Drei Kreuze!). Was ich sagen will: Blöd, aber gutmütig, denn meine Mutter ist ein Monster, das alles und jeden überlebt. Vermutlich auch Charly, muss ich leider konstatieren. 

Das ist ein unglückliches Haus, nur weg aus dem Haus! 

Heute las ich die Zusammenstellung einer Verlassenschaft von einem Sachverständigen. Alles wurde mit EUR 0 angegeben, bis auf die Fotoausrüstung (Merke: Ein Objektiv mit 50 Euro. Gekostet hat es wahrscheinlich 500 Euro oder mehr. Es zahlt sich überhaupt nicht aus, teure Dinge zu kaufen. Man kann nichts mitnehmen, was dableibt ist Schrott!) und im Endeffekt war Hab und Gut EUR 1100 wert. Ist das nicht traurig, vom Herrn Mag. rer.nat.soc.?

Der hat sicher total schöne Naturaufnahmen gemacht. Traurig. 

Wo war ich? Ach ja, auf jeden Fall gibt es schon Unglückshäuser und aus denen entspringen Unglückskinder.

Aber, wenn diese Unglückskinder ihr Unglück annehmen, dann lebt es sich ganz gut. Und wenn man nichts zum Jammern hat, faktisch einen "Run" hat, dann schafft man sich eben ein Unglück, damit man wieder unglücklich sein kann, denn Glück - dem traut man nicht. Das hat nichts mit dem Rucksack der Vergangenheit zu tun, die ist einem längst egal, nein, es geht um das Unglücklichsein an sich.

Menschen, die reflektieren können, brauchen das. Die, die das nicht können, sind immer Happy Peppi, da müssen sie über nichts nachdenken und es geschieht keine Veränderung. 

Ehrlich gesagt, das ist mir too much.

Suspekt. Und überhaupt, das denke ich, während ich einem Flugzeuggeräusch lausche, kann mir keiner erzählen, er sei immer gut drauf. Das ist schlichtweg gelogen. 

Auf jeden Fall würde ich nie saufen, Säufer sind mir zutiefst zuwider. Die leben in ihrer eigenen Welt, die nennt sich EGO und bilden sich ein, sie sind so toll oder das Gegenteil, kaum etwas dazwischen. Ungustiös sind sie alle. 

Ich trinke Wasser. Irgendwie hat mir der Charly fast leid getan, aber dann dachte ich, dass jeder die Rechnung für den Raubbau seines Körpers bekommt. Es ist so. Oder die halbe Familie will nichts mehr mit einem zu tun haben. Das sind mir ja die Liebsten, alles und jeden bekehren und schaffen es nicht einmal, ihr eigenes Leben im Griff zu haben. 

Nun ja, manchmal liebt man jemanden überalles und muss aber gehen, dies, wegen den Umständen oder weil man schlichtweg kein Kasperl ist - BespaßerIn. Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sang schon unsere Connie Francis.

Aber, ich singe zum Abschluss: "Sag mir was du denkst..." - ja, das wäre schön, so ein Kuss, spielt's nicht, spielte es nie.

So, hopp, hoch, ab, wieder ins Obergescheite, zu denen, die schreiben können, die Pflicht ruft für den werten Leser. 


Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Graeculus und AndreasGüntherThieme.

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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (09.12.24, 22:40)
genialer Schluss, Madame, also das allez hopp, an den imaginären Kameltreiber der Intelligenz, der auch noch schreiben und lesen kann, vorlesen muss er nicht können, das erledigt Alexa per Mausklick und braucht dafür nicht mal ein "Oberstübchen", wir könnten ein liberisches Wettrennen veranstalten, erste Etappe, am gemütlichsten an den Hindernissen des Denkens vorbei, zweite Ertappe, am sichersten die Untiefen der Liebe vermeiden, dritte Etappe....Blackeyedpeas "where is the Love....7793 Etappe...Sei wer Du bist
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