Aggressionen II

Aphorismus zum Thema Aggression

von  EkkehartMittelberg

Du willst bei Fachgenossen gelten?
Das ist verlorene Liebesmüh.
Was Dir misslingt, verzeihn sie selten,
was Dir gelingt, verzeihn sie nie.“
Oskar Blumenthal (1852-1917)

1. Zeigst du Schwächen, provozierst du Aggressionen. Zeigst du keine Schwächen, provozierst du sie erst recht.

2. Manche schüren mit gezielten Bemerkungen Aggressionen. Wenn sie ihr Ziel erreicht haben, empören sie sich über ungezügelte Gefühle.

3. Wer im Bewusstsein seiner geistigen und körperlichen Vorzüge andere einzuschüchtern versucht, setzt sich dem Verdacht aus, machthungrig zu sein oder unter verborgenen Minderwertigkeitskomplexen zu leiden.

4. Wer mit seinen Aggressionen keine einschüchternde Wirkung erzielt, hat noch sich selbst als Objekt.

5. Eine Gesellschaft ohne Streben nach Besitz hätte wenig Grund zur Aggression.

Februar 2012

Neue Aphorismen

6. Aggressive projizieren Schwierigkeiten nach außen, die sie im Umgang mit sich selbst haben.

7. Aggressive kennen selten die Gründe ihrer Zerstörungswut.

8. Eiskalte Aggressionen tarnen sich vor ihrer Entladung.

9. Aggressionen verändern festgefahrene politische Positionen.

10. Der Aggressor ist immer der Andere.

Januar 2025






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Kommentare zu diesem Text


 Aron Manfeld (31.01.25, 12:38)
Wäre diese verdammte Welt nur ein wenig mehr wie Du, lieber Ekkehart.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.01.25 um 13:44:
Meine Eitelkeit wird dieser verdammten Welt auch nicht helfen, Aron. :D

 harzgebirgler (31.01.25, 13:48)
wenn aggressivitäten
nicht oder kaum aufträten
gäb's aphorismen über
schlimmstenfalls nasenstüber.  

beste grüße
henning

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 31.01.25 um 13:57:
Merci, Henning,
Aphorismen zu Aggressionen sich mehr verlohnen.
Beste Grüße
Ekki

 Lorolex (31.01.25, 15:26)
Hallo Ekki, ich weiß nicht, trifft iregendwie auf Donald Trump zu! Solche Leute werden nie lernen, dass es wie in den Wald hineingeschrien, auch wieder zurück kommen wird!
Zum Glück sind wir beide das krasse Gegenteil!

LG Kai

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 31.01.25 um 16:16:
Merci, Loro,
ich hoffe, dass die Aphorismen auf alle zutreffen, die sich aggressiv verhalten.
LG
Ekki

 Graeculus (31.01.25, 16:29)
Ein gestern gesehener Film ("Freud - Jenseits des Glaubens", mit einem beeindruckenden Anthony Hopkins als Sigmund Freud) bringt mich zu der Frage, was heute von Freuds Aggressionstheorie zu halten ist:

Alle unsere Triebe lassen sich auf zwei Grundformen zurückführen, nämlich
1. den Liebestrieb (Eros), der Verbindungen erstrebt und zu erhalten versucht, und
2. den Todestrieb (Thanatos), der darauf aus ist, Verbindungen aufzulösen.
Dieser Todestrieb richtet sich eigentlich gegen seinen Träger selbst, ist also ein Selbstzerstörungstrieb. Freud hat seine Existenz angenommen, um verbreitete Tendenzen der selbstzerstörerischen Art (Suizid, Drogenkonsum usw.) zu verstehen. Da der Todestrieb aber dem Liebestrieb zuwiderläuft, wird er in der Regel nach außen umgelenkt, also gegen andere, und wird damit zu dem, was wir als Aggression bezeichnen. (Eigentlich ist er autoaggressiv.)
Falls das zutrifft - es ist hoch umstritten -, liegt die Aggression mithin in unserer Natur.

Freud hat darüber einen spannenden Briefwechsel mit Albert Einstein geführt.

Ob es dazu paßt, daß die SS sich für die schwarze Farbe und den Totenkopf als Symbol entschieden hat? Und daß die Nazis ihr Volk in einen selbstmörderischen Krieg mit den drei großen Weltmächten (Großbritannien, UdSSR, USA) geführt haben? War hier ein unbewußtes (Triebe sind meist unbewußt) Verlangen nach Selbstzerstörung bestimmend? Wagners Götterdämmerung?

 Aron Manfeld äußerte darauf am 31.01.25 um 16:38:
Erich Fromm schrieb einmal, lieber Wolfgang, Adolf Eichmann könne weder lieben noch hassen, womit er wohl Recht hatte.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 31.01.25 um 17:46:
Hallo Wolfgang, für mich ist unzweifelhaft, dass nach Freud Aggression in unserer Natur liegt. Das bedeutet, dass sie nach Scheinargumenten suchen wird, um sich zu rechtfertigen, und dass der Kampf der Vernunft gegen sie unendlich und äußerst mühsam ist.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.01.25 um 17:46:
Die ursprüngliche Antwort wurde am 31.01.2025 um 18:10 Uhr wieder zurückgezogen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.01.25 um 18:00:
Wolfgang, die schwarze Farbe und der Totenkopf der SS passen zu Freuds Tanatos-Theorie. Sie wurden freilich vordergründig zur Abschreckung gewählt:"Der Totenkopf gehört untrennbar zur Symbolik der SS wie die schwarze Uniform – Zeichen, die abschrecken und Angst einflößen sollten. Heinrich Himmler war sich dieser Wirkung bewusst und stolz darauf: „Ich weiß, dass es manche Leute in Deutschland gibt, denen es schlecht wird, wenn sie diesen schwarzen Rock sehen; wir haben Verständnis dafür und erwarten nicht, dass wir von allzu vielen geliebt werden.“ https://www.wissenschaft.de/magazin/damals-archiv/die-ss-macht-des-schreckens/

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.01.25 um 18:10:
@Graeculus:Der selbstmörderische Krieg der Nazis mit den drei Weltmächten ist meines Erachtens einfach der Selbstüberschätzung und nicht irgendeinem Trieb geschuldet.
Man könnte freilich konstruieren, dass der Todestrieb die Selbstüberschätzung hervorgebracht hat.

 Teo (31.01.25, 16:39)
Hi Ekki,
Die Weisheit von Oscar Blumenthal kannte ich bereits. Recht hat er, der Oscar!
Von den Aphos möchte ich 1 und 10 lobend erwähnen. Die anderen Acht haben aber auch ihre Berechtigung.
Schönes Wochenende 
Teo

 Graeculus meinte dazu am 31.01.25 um 16:49:
Die Weisheit von Oscar Blumenthal kannte ich bereits.

Aber klar! Sie steht seit langem auf Ekkeharts Profilseite.

 Teo meinte dazu am 31.01.25 um 16:54:
Ja wo denn sonst?
Muss man das denn noch erwähnen?

 Aron Manfeld meinte dazu am 31.01.25 um 17:11:
Du wolltest angeben, Volker.

 Teo meinte dazu am 31.01.25 um 18:12:
Richtig Wolfgang,
Dir den Hammer. Da kannste dir selber schön die Rübe pudern.
So bin ich zu dir <3

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.01.25 um 18:17:
@Teo: Gracias, Teo,
ich habe vermutet, dass 1 und 10 besondere Aufmerksamkeit finden würden.
LG
Ekki

 Saira (31.01.25, 19:28)
Hallo Ekki,
 
besonders bezeichnend empfinde ich die Nr. 5 und 6.

Nr. 5: Das Streben nach materiellem Besitz ist oft der Auslöser für Konflikte und Aggressionen in der Gesellschaft.

Nr. 6:  Ich denke, dass aggressive Menschen oft unsicher sind und nicht in der Lage sind, ihre inneren Konflikte zu lösen. Daher projizieren sie sie auf andere und schon werden es äußere Konflikte.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.01.25 um 19:58:
Vielen Dank, Sigi.
ich denke auch, dass der Eindruck ungebremster Aggressionen dem zunehmenden Kapitalismus geschuldet ist.
Zu 6 stimmen wir ebenfalls überein.

Herzliche Grüße
Ekki

 Tula meinte dazu am 31.01.25 um 23:27:
Hallo
An permanent aggressivem Verhalten erkennt man klassische Narzissten. Ich denke, dass hat per sé weniger mit Kapitalismus an sich zu tun, aber durchaus mit den sich verändernden gesellschaftlichen Verhaltensnormen. Wenn man jedem Kind einflösst, dass es etwas ganz besonderes ist und berechtigte Kritik als 'schlecht machen' oder gar ''persönlichen Angriff' abgewertet wird, wundert es nicht, wenn aus diesen Kindern irgendwann eine gewisse Sorte von Erwachsenen werden. 

LG Tula

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.02.25 um 12:26:
Gracias, Tula, du hast recht, die sich verändernden gesellschaftlichen Verhaltensnormen fördern die Aggressivität.

LG
Ekki

 uwesch (31.01.25, 22:34)
Da ist Einiges dran    LG Uwe

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.01.25 um 22:54:
Danke, das will ich hoffen.

LG
Ekki

 Pensionstarifklempner (31.01.25, 22:57)
Solch Aggressionssätze können auch zur Beruhigung beitragen. Paradoxe Intervention. 
Sehr schön das Zitat von Oskar Blumenthal.
In Berliner Theaterkreisen wurde er " der blutige Oskar" genannt.
Gewaltfreies Wochenende. 
Ein Bundestag kann einen auch manchmal aggressiv machen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.02.25 um 12:30:
Danke, Petakle, wenn du noch etwas Zeit hast, erkläre mir bitte, wie du das mit der Beruhigung meinst.
LG
Ekki

 Pensionstarifklempner meinte dazu am 01.02.25 um 14:02:
Mein alter Professor Fiebach hat 2006 ein Aufsatz zum Thema " Inszenierte Wirklichkeit- eine Kulturgeschichte des Theatralischen" . Bei Betrachten der Budestagsdebatte kam in mir der Verdacht auf , wir sahen eine durchgestylte Debatte. Die Rollen waren gut verteilt. Merz gab Richard 3. - Fazit : Solange wir diese Inszenierung sehen, bin ich beruhigt.
Trotzdem gehe ich gleich zur Demo - Bündnis Demokratie  - in Bernau.

 Moppel (31.01.25, 23:01)
heute bei Phoenix die Debatte gesehen zum Zustrombegrenzungsgesetz, Ekki :D
Grins von M.

 Tula (31.01.25, 23:17)
Lieber Ekki
Trauriges Fazit zum Zeitgeist. Verständigung ist wohl passé.

LG Tula

 Jack (01.02.25, 00:32)
Das ist mir zu aggressiv.
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