Kann der Freiheitsgrad eines Einzelnen beschränkt oder gar unendlich sein? Die Regel ist, dass die Freiheit des Einzelnen beschränkt ist. Die Freiheit des Einzelnen beschränken Gesetze, die Moral und die finanziellen Mittel.
Die Summe der Freiheit eines Staates ist die Summe der Freiheit der Einzelnen. Hier stellt sich jedoch schon die erste Frage, die theoretischer Natur ist. Kann die Gesamtsumme der Freiheit eines Staates wachsen oder ist die Gesamtsumme der Freiheit bereits durch Gesetze gegeben, sodass die Überschreitung dieser Grenze gar nicht möglich ist und nur eine Verlagerung der Gesamtsumme der Freiheit über Einzelne möglich ist.
1) Verlagerung der Gesamtsumme der Freiheit über Einzelne
Wird die Gesamtsumme der Freiheit an Einzelne verlagert, so verlieren Einzelne an Freiheit, während andere an Freiheitzunahme gewinnen. Hier gewinnen Einzelne durch Änderung von Gesetzen mehr Freiheiten. Können diese Freiheiten, Freiheiten anderer beschränken, sodass ein Wachstum an Freiheiten eigentlich gar nicht stattfindet, da die Gesamtsumme der Freiheit immer gleich ist, sondern nur dadurch erst ermöglicht wird, wenn die Freiheiten anderer beschränkt werden?
Eine Gesellschaft, die Freiheitsgrade untereinander bloß verlagert, zersetzt sich durch die Zeit. Sie unterliegt der Gefahr der „Unendlichen Freiheit“.
2) Die „Unendliche Freiheit“
Da eine Gesellschaft Freiheiten bloß verlagert, kann der Zustand kommen, dass der Freiheitsgrad sich auf eine Person konzentriert. Dies ist möglich dadurch, wenn Gesetze, Moral und die finanziellen Mittel eines Einzelnen ihn völlig einschränken. Der Verlust seines Freiheitsgrades ist nicht zerstört oder aufgelöst, sondern es ist woanders konzentriert oder angehäuft. Es verlagert sich. Die Frage, wenn viele Einzelnen in ihren Freiheiten eingeschränkt sind, so müsse die Summe ihrer fehlenden Freiheitsgrade woanders sein. Die Frage wäre aber wo diese fehlenden Freiheitsgrade sind? Hier wäre die Frage zu stellen, können allein Einzelne Freiheit haben oder sogar Institutionen? Geht man davon aus, dass nur Einzelne Freiheitsgrade haben können, so sind die fehlenden Freiheitsgrade vieler Einzelner in einer einzelnen Person angehäuft. Der Einzelne mit der überwältigenden Summe der Freiheitsgrade anderer wird mit immenser Freiheit ausgestattet. Einzelne mit immenser Freiheit neigen zu Diktaturen. Es entsteht ein Staat, in dem die Gesamtsumme der Freiheit Vieler auf eine einzelne Person konzentriert ist.
Die „Unendliche Freiheit“ ist erst dann „freigeschaltet“, wenn die Gesamtfreiheit eines Staates auf eine einzelne Person konzentriert ist, weil die angehäufte Gesamtfreiheit der einzelnen Person gleichzeitig beschränkt wird durch fremde Staaten. Die Welt ist die Summe aller Freiheiten jeden Einzelnen. Es ist zwangsläufig, dass ein Einzelner, auf den die komplette Summe der Freiheit Vieler eines Staates konzentriert ist, die Freiheit anderer Staaten absaugen möchte. Weltkriege sind die Folge.
Doch ist die „Unendliche Freiheit“ damit noch nicht erreicht. Sie erstreckt sich über das komplette Universum, weshalb der Mensch auch von diesem Wunsch getrieben wird, die unendlichen Freiheit zu erlangen.
Hier stellt sich eine brutale philosophische Frage: Sollte die Gesamtsumme der Freiheit im Gott konzentriert sein, welche Freiheit bleibt dem Einzelnen dann noch übrig? Eine spannende Konsequenz andere Art wäre, wenn die „Unendliche Freiheit“ sowohl Gott und Mensch erfasst, wäre Gott = Mensch, beide würden gleich unendlich große Freiheit besitzen. Dies ist aber sicherlich nicht der Fall. Ein anderer Fall wäre, Gott gibt von seiner unendlichen Freiheit eine Summe an Freiheiten ab – seine, also die des Gottes Freiheiten würden aber dadurch nicht geschmälert werden.
Da aber hier die Freiheit quantisiert wird, also nach Gesetzen, Moral und finanziellen Mitteln, unterliegt ein Gott diesen Einschränkungen nicht und eine unendliche Freiheit ist auch gar nicht vorstellebar, weshalb die Einschränkung des Freiheitsgrades nur innerhalb des Planeten Erde quantisiert werden kann.
Nach dem Prinzip der „Verlagerten Freiheit“ kann kein „Wachstum an Freiheit“ in der Welt stattfinden. In einer solchen Welt unterliegen die Akteure nicht wissend ständig räuberischen Verlangen. Eine Demokratie ist demnach gesund, wenn die Gesamtsumme der Freiheit überwiegend gleichmäßig verteilt ist. Eine Demokratie fängt zu zerbröseln, wenn Einzelne immer mehr Freiheiten auf Kosten anderer sich aneignen. Freiheiten sind zudem jenseits von Gut und Böse.
