Mano a Mano

Text zum Thema Menschlichkeit

von  RainerMScholz

Ich reiche dir die Hand – und ziehe dich zu mir heran, reiße dich zu mir, hin zu meinem Körper, dass du meinen Geruch spürst und meine Gewalt, ich drücke und presse die Knochen, das Gewebe, die Haut, dein Schweiß vermischt sich mit meinem, vor allem mein eigener Schweiß, meiner – und es ist dir offensichtlich unangenehm und es tut weh und schmerzt, es soll schmerzen, die Nähe ist erdrückend und mein Atem und meine Beteuerungen und meine Aura sind zu nah, viel zu nah, zu nah, zu nah.

Der Kaiser, der Allherrscher, Gottmensch hat ehemals defäkiert in Gegenwart seiner Untergebenen, Bittsteller, Untergeordneten. Auf dem Thron abgeschissen und den Saal vollgestunken. Um zu zeigen, was du wert bist in seinen Augen. Der Kaiser war immer schon ein Arschloch.

Eine Handreichung ist eine Geste der Hilfestellung, eine anthropologische Konstante; eine Ehrenhandlung, der Abschluss eines ehrlichen Geschäftes. Ich zeige meine Hand, auf dass ich keine Waffe gegen dich in ihr trüge. Ich gebe dir die Hand.

Und du gibst mir deine Hand.

Zeiten, in denen ich solche Texte schreiben muss.



© Rainer M. Scholz



Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online: