Da erzählte die Professorin von einer Dame, die ging nicht, die wandelte, denn schließlich "sei sie wer", wohnte in einem normalen Einfamilienhaus ("nix B' sonderes"), rief sämtliche Firmen an, brachte diese dazu, ihr Sämtliches zu liefern, sonst "würde sie durchdrehen, ohne dem könne sie gar nicht leben!"
Mit der Masche wurden brav die teuersten Sachen geliefert, vom Gartenstuhl hin zum teuren Schmuck, alles kam, aber sie zahlte nichts.
Irgendwann kam der Gerichtsvollzieher, der leider ein schwerer Alkoholiker war, den bezirzte sie mit dem teuersten (nicht bezahlten) Wein und der trank mit ihr und zog von dannen, schrieb im Bericht, dass bei ihr nichts zu holen sei.
Zu ihrem Pech starb der Herr an Leberzirrhose - was für ein Unglück - das Gericht schickte einen jungen Mann, der nicht trank und den wollte sie mit ihrer Person betören und bat ihm "gewisse Dienste" an. Da das ein anständiger junger Mann war und er sowieso an der, schon in die Jahre gekommenen Dame nicht interessiert war, bekam sie eine Anzeige wegen schweren Betrugs, wurde auch verhaftet.
Die Psychiaterin kam also in die Haftanstalt, meinte: "Wissen Sie, die Josefstadt (Untersuchungshaft) ist kein Luxushotel, nix Schönes, aber auch nicht dreckig, ja, man kann sich Besseres vorstellen, aber eben nix B'sonderes." Die Dame wurde in den Raum gebracht, hatte dick Creme auf den Augen und Augenliedern, streckte die Hände in die Höhe, schrie: "Wo hat man mich da hingebracht! Ich kann das nicht einmal ansehen!" Die Psychiaterin sagte: "Na, dann geben's einmal die Creme von den Augen!" Das tat sie.
Sie meinte, das sei alles ein Missverständnis, sie müsse doch nichts bezahlen, es stünde ihr doch alles zu, sie sei hier falsch!
Nun, im Gerichtssaal hatte die Dame nochmals ihren Auftritt. Sie kam in Handschellen vorgeführt, erschien und wandelte auf ihren Platz. Dies mit schwarzer Spitze über den Kopf gelegt und einem bodenlangen schwarzen Mantel.
Als das Urteil verkündet wurde, sie wurde schuldig gesprochen, schrie sie: "Sie haben eine Frau zerstört, da, sehen Sie, eine Frau!" und riss sich den Mantel auf, darunter war sie nackt.
Die Theatralik war nicht zu überbieten.