Über den See - Das Strandbad

Text

von  Saudade

Auf heißen Kieselsteinen barfuß "heiß, heiß, heiß" kreischen, mit hüpfenden Bewegungen dies schnell hinter sich bringen wollen, auch ein "Aua!" dazwischen, schnell ins kühle Nass. 

Fische atmen kleine Kreise an die Oberfläche. Schilf am Uferrand, mittendrin ein Ruderboot, zwei Küssende. 

Ein Eiswagen fährt auf die Wiese. Kinder mit Geldscheinen und Erwachsene mit Brieftaschen in Badehosen stellen sich an. Mädchen, nass von oben bis unten, machen ihre Arme ganz steif an den Körper, es fröstelt sie ein wenig. Buben stoßen sich gegenseitig, während sie warten. 

Drüben am Buffet dieselbe Schlange vor der Pommesausgabe. Jemand in Kochschürze, darunter ist der Oberkörper nackt, streut Salz auf die Pommes und drückt auf die Ketchuptube eines Kübels. 

Von weitem sieht man ein Tretboot. Eine kleine Wolke am Himmel, die sich aufzulösen beginnt. Kondenzstreifen am Himmel. Die Dame von der Schlüsselausgabe raucht eine Zigarette hinter der Schlüsselausgabekabine. Aus den Toiletten drängen sich Herren und Damen gemächlich in Schlapfen. 

Neuankömmlinge tragen Badetaschen, ihr Blick richtet sich auf schattige Plätzchen, längst vergeben, vergeblich. 

Die Wasserpolizei dreht im Motorboot ihre Runden. Sanfte Wellen schäumen ans Ufer, glitzern in der Sonne. Rechts im Schatten, ein kleiner Minigolfplatz, man hört es leise klacken. Schläger werden siegessicher in die Höhe gehalten. Daneben, hinter grünen Zaunmatten ein Tennisplatz, es wird gespielt. 

Über dem Kassenhaus, der Nacktliegebereich, abgeschirmt von allem, keine Einsicht. Daneben die Umkleidekabinen mit Kästchen und Kabinen. Links im Schatten, zwischen Birken und Erlen, die Saisonkabinen, kleine Häuschen mit Kochbereich und ein wenig Stauraum. Ältere Herrschaften, tiefbraun gebrannt, liegen davor in Liegen, lösen Kreuzworträtsel oder lesen die Zeitung. Kleine Radios spielen leise alte Lieder. 

Bojen grenzen das Strandbad vom restlichen See ab. In der Mitte ein kleines Babybecken. Mütter stecken dort ihre Kleinkinder in Schwimmreifen hinein. Die lachen entzückt und bereiten den Vorbeigehenden Freude. 


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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (29.05.25, 07:51)
Ähnlich wie Kafka und später Murakami stellst du eine Stimmung allein durch die "Aufzählung" (banaler) Tatbestände dar.
Zugegeben, das ist ein sehr, sehr hoch egriffener Vergleich, was aber nichts an der Kunstfertigkeit des Beitrags ändert.

Applaudierende Grüße

 lugarex meinte dazu am 29.05.25 um 10:20:
shliesse mich ein <3

 Saudade antwortete darauf am 29.05.25 um 10:38:
Dankeschön. Ich hatte eher die Wimmelbilder im Kopf. Die liebte ich als Kind, konnte ich stundenlang ansehen.

 Graeculus schrieb daraufhin am 29.05.25 um 12:01:
Ich finde beides zutreffend: die allein durch eine Schilderung entstehende Stimmung und die Erinnerung an ein Wimmelbild. Beim Lesen habe ich an Letzteres gedacht. 

Das ist gut gelungen, auch wenn ich mir gemäß meiner Veranlagung zusätzlich noch einen winzigen Schuß Realismus gewünscht hätte: etwa einen Mückenstich.

 Saudade äußerte darauf am 29.05.25 um 12:11:
Tröste dich, ich bin auch kein Freibadmensch. Und "Action" hattest du am Anfang. Denke an den Schmerz heißer Steine auf nackten Füßen! Das ist mindestens genauso schlimm wie ein Mückenstich.

 Regina (29.05.25, 10:49)
Ein Stimmungsbild, wie es vor der eigentlichen Handlung stehen könnte. Genau beobachtet und in Worte gefasst.

Kleine Änderung der Überschrift: Am See, über den See selbst wird ja nicht reflektiert.

Kommentar geändert am 29.05.2025 um 10:50 Uhr

 Saudade ergänzte dazu am 29.05.25 um 10:53:
Glaub, das ist "regional- umgangssprachlich" geschuldet. Das sagen wir so, aber ich ändere es. Danke, Regina
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