Du sitzt da. Irgendwo zwischen „Mir egal“ und „Warum mach ich das überhaupt“. Der Text fängt an, als wär er schon im letzten Jahrhundert totgeschrieben worden. Du merkst sofort, das wird nix mit Spannung, nix mit „Aha!“. Es ist wie ’n Glas abgestandenen Wasser in der Mittagshitze, das man aus Höflichkeit trinkt, obwohl man lieber ’nen toten Hamster essen würde.
Zeile für Zeile zieht sich das durch den Raum, hinterlässt ’nen Geruch von abgestandenem Kaffee, der schon seit drei Tagen im Büro rumsteht. Du versuchst, aufzupassen, aber das Gehirn macht dicht, weil es weiß, dass es sich gleich in einem endlosen Nebel aus Leere, sich wiederholenden Worten und sinnlosen Satzfragmenten verliert. Du denkst: „Okay, vielleicht wird’s ja gleich besser“ – aber nein. Es wird nicht. Es wird schlimmer.
Das ist keine Geschichte, das ist ’n Zustand. Ein Zustand, der dir unmerklich die Lebenskraft aussaugt, bis du nur noch ein Schatten deiner selbst bist, der stumm vor sich hin vegetiert, weil die Hoffnung auf irgendwas, was dich reizt, schon vor Stunden im Ausgang verschwunden ist.
Und du bist gefangen in diesem Labyrinth aus Worten, das sich selbst für besonders tiefgründig hält, dabei aber nur das akustische Äquivalent zu ’nem kaputten Ventilator ist, der nur noch mühsam quietscht und kaum Luft bewegt. Du willst schreien, aber du hast keine Kraft mehr, also starrst du nur noch in die Leere, weil das hier nichts anderes ist als Leere in Textform.
Was es dir aber tatsächlich gibt? Ein fettes, schweres Gefühl der Sinnlosigkeit, das sich wie ’n altbackener Mantel um deine Schultern legt und dich runterzieht in ’nen Sumpf, der so zähflüssig ist, dass du gar nicht mehr weißt, wie man richtig atmet. Und du merkst: Das ist keine Kunst, die du genießen kannst, das ist die Kunst, die dir den Atem raubt, indem sie dich in die Leere starrt und sagt: „Hier gibt’s nichts. Bleib schön sitzen.“
Vielleicht willst du das gar nicht lesen, vielleicht willst du es schon nach der ersten Zeile hinschmeißen, aber dann macht dich dieser Text zu ’nem Komplizen deiner eigenen Verzweiflung. Weil du das Zeug am Leben hältst, mit deiner Aufmerksamkeit, mit deinem Augenrollen, mit deinem innerlichen „Bitte, lass es bald aufhören!“
Und so drehst du dich im Kreis, gefangen in der besten aller Sackgassen: dem Text, der nichts sagt, der nichts meint, der nichts kann. Das ist nicht einfach langweilig. Das ist so unfassbar langweilig, dass es ’ne eigene Dimension der Ödnis aufspannt, in der die Zeit selbst stehenbleibt, weil sie keine Lust mehr hat, sich zu bewegen.
Wenn du dich jetzt fragst, ob das überhaupt jemand lesen wird – ja, vielleicht. Weil irgendwer muss ja die ewige Sisyphusarbeit übernehmen, sich mit diesem geistigen Leerlauf zu beschäftigen. Und du bist dieser Jemand. Dein Gehirn hat den Autopiloten aktiviert, während dein Herz sich still fragt, ob es nicht längst tot sein sollte.
Und du sitzt da und spürst die zähe, klebrige Präsenz der Langeweile, die sich wie ’n Schleim über deine Gedanken legt, jeden Funken Freude erstickt und dich zurücklässt in einem Raum voller Schatten, wo selbst die Zeit dir mit scheißegalem Blick begegnet.
Keine Erkenntnis, kein Glanz, nur das dumpfe, monotone Pochen eines Geistes, der sich fragt, wie viel Tod man im Leben ertragen kann, bevor man selbst zum Nichts wird.
Das hier ist keine Flucht, das ist ein Festhalten am Abgrund der Bedeutungslosigkeit, der sich als lächerliche, graue Masse zwischen den Zeilen ausbreitet.
Und wenn du das durch hast, dann bist du nicht schlauer, nicht klüger, nur leerer. Ein bisschen asozialer vielleicht, weil du gelernt hast, dass es keinen Wert hat, etwas zu erwarten. Und das ist die bittere Ironie.
Willkommen im Club der müden Leser, die gelernt haben, dass manche Texte keine Antworten geben, sondern dich bloß zur Strecke bringen. Und jetzt machst du den Text zu, schaust kurz aus dem Fenster, und alles ist noch ein bisschen grauenerregender als vorher.
Das ist Kunst der Langeweile. Willkommen zuhause.