In der städtischen Bibliothek
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von Saudade
Kommentare zu diesem Text
Das ist noch ein ziemlich gutes Angebot an Büchern! Wenn ich einmal davon ausgehe, daß eine Stadtteilbücherei in etwa der einer Kleinstadt entspricht, dann muß ich sagen, daß die nächste Stadtbücherei hier - 15.000 Medien - ausschließlich Kinderbücher und Fantasy im Angebot hat. "Etwas anderes geht bei uns nicht", sagte mir die Bibliothekarin.
Ich bin die Reihen durchgegangen und hätte nicht ein Buch lesen mögen ... was ich traurig fand und mich bedenklich gestimmt hat hinsichtlich der aktuellen Lesekultur.
Ich bin die Reihen durchgegangen und hätte nicht ein Buch lesen mögen ... was ich traurig fand und mich bedenklich gestimmt hat hinsichtlich der aktuellen Lesekultur.
Vielleicht gibst du doch eine Chance?
Kinderbücher? Fantasy?
Es mag aber andernorts anders stehen mit Angebot und Geschmack. Zudem würde ich es nicht wagen, von Wien anders als mit Hochachtung zu sprechen.
Es mag aber andernorts anders stehen mit Angebot und Geschmack. Zudem würde ich es nicht wagen, von Wien anders als mit Hochachtung zu sprechen.
Kinderbücher sind natürlich o.k., aber Fantasy & triviale Liebesromane für Mädchen? Da würde ich noch einen Fluchtversuch unternehmen, selbst wenn Du mich davor festgebunden hättest.
Okay, ich finde immer bei der Belletristik etwas, aber auch ich lasse mich vorher steinigen, bevor ich "Frauenromane" lesen würde. Bei Kinderbüchern sieht es anders aus, Momo ist neu aufgelegt worden und ist entzückend, ich habe es hier stehen und über die "Unendliche Geschichte" lasse ich nichts kommen. Es wäre ein Versuch wert, Graeculus.
Von Michael Ende habe ich nie etwas gelesen. Mein letzter Versuch, schon eine Weile her, war Tolkiens "Hobbits"; aber da habe ich mich gefragt, warum ich ein Buch über Gartenzwerge lesen sollte. Da werden einfach keine Anliegen von mir behandelt.
Was ich wohl tue: Kindergeschichten für meine Enkelin schreiben. Es ist schön, beim Vorlesen zu sehen, wie sie sich freut und mitdenkt.
Sicherlich ist das nicht auf dem Niveau Micheal Endes.
Was ich wohl tue: Kindergeschichten für meine Enkelin schreiben. Es ist schön, beim Vorlesen zu sehen, wie sie sich freut und mitdenkt.
Sicherlich ist das nicht auf dem Niveau Micheal Endes.
Nachtrag: Um einiges Schlimmer sind die pseudo-psychologischen Ratgeber, die dir stets einreden, dass mit dir etwas nicht stimmt und nur ihr Buch rettet dich vom bösen Geist. Holla, die Waldfee, die verdienen Millionen und behaupten stets: "Ich habe das Buch an einem Wochenende geschrieben." Ja... so liest es sich auch und das Diplom hast Du Pfosten in der Strickschule erworben.
Tolkiens "Hobbits";
Was mich wirklich beeindruckt, ist der Umstand, daß das Angebot in einer Wiener Stadtteilbibliothek sich so wohltuend von der Bücherei einer hiesigen Kleinstadt abhebt.
Biographien über Klassiker, Bücher über das Universum ... und, nun gut, Computerliteratur. Nicht einmal dies Letztere gibt es hier.
Biographien über Klassiker, Bücher über das Universum ... und, nun gut, Computerliteratur. Nicht einmal dies Letztere gibt es hier.
Ich weiß, ich wiederhole mich, aber es ist noch präsent... ich kann, nein, ich schaffe es nicht, a"Berlin Alexanderplatz" zu lesen, obwohl mich das als Juristin interessiert, aber das Berlinerische stört mich im Lesefluss. Dabei mag ich es, wenn Berliner reden.
Um einiges Schlimmer sind die pseudo-psychologischen Ratgeber, die dir stets einreden, dass mit dir etwas nicht stimmt und nur ihr Buch rettet dich vom bösen Geist.
Das bringt Geld, ja. "Du hast das Problem - ICH habe die Lösung" ... für 28,99 Euro.
Antwort geändert am 06.06.2025 um 00:11 Uhr
Ah, bei uns gibt es alles, auch aus alten Telefonzellen sind Büchertauschbörsen entstanden. Ich geb da oft was rein und hol mir was raus. Kommt auf die Gegend an. Bei mir sind fast nur Konsalik und Frauenromane, aber in anderen Bezirken wurde ich schon fündig.
Das bringt Geld, ja. "Du hast das Problem - ICH habe die Lösung" ... für 28,99 Euro.
Da, kannst dir ansehen...!
https://buechereien.wien.gv.at/
https://buechereien.wien.gv.at/
37 Zweigstellen! Die auf der Startseite zu sehenden Bücher ... na jaaa.
Frauen sind von der Venus (Symbol: Spiegel mit Griff), Männer vom Mars (Symbol: Schild mit Speer) - ich habe davon gehört.
Aber eines muß ich sagen: Hier in Dobel hat ein weltberühmter Schriftsteller gelebt und ist auch hier gestorben sowie begraben. Verkaufte Auflage: 40 Millionen Bücher. Eines davon mit allen möglichen Stars verfilmt und der größte Kinoerfolg der 80er Jahre. Einer der wenigen deutschen Autoren, die in den USA einen sehr großen Erfolg gehabt haben.
Ich werde Dir sehr böse sein (Minimum: vier Wochen), wenn Du mich jetzt nicht fragst, um wen es sich handelt.
Frauen sind von der Venus (Symbol: Spiegel mit Griff), Männer vom Mars (Symbol: Schild mit Speer) - ich habe davon gehört.
Aber eines muß ich sagen: Hier in Dobel hat ein weltberühmter Schriftsteller gelebt und ist auch hier gestorben sowie begraben. Verkaufte Auflage: 40 Millionen Bücher. Eines davon mit allen möglichen Stars verfilmt und der größte Kinoerfolg der 80er Jahre. Einer der wenigen deutschen Autoren, die in den USA einen sehr großen Erfolg gehabt haben.
Ich werde Dir sehr böse sein (Minimum: vier Wochen), wenn Du mich jetzt nicht fragst, um wen es sich handelt.
Ich hab geschummelt... Willi Heinrich. Ich gestehe: Ich kenne ihn nicht. Ist das schlimm?
Ich zweifle, ob er Deinen Geschmack trifft. Aber "Das willige Fleisch" (--> Steiner - das Eiserne Kreuz) halte ich für einen guten Roman über Krieg und die damit verbundenen moralischen Konflikte. Keine Liebesgeschichte.
Was Dobel angeht, so ist er eh konkurrenzlos. Ansonsten hat hier nur Johann Peter Hebel mal eine Kur gemacht ... im 19. Jhdt., und da dürfte das Kopfkissen längst kalt sein.
Immerhin gibt es Buchautoren im Dorf. Einen davon kennst Du ja flüchtig; der Nämliche und ein ebenfalls schreibender Freund von ihm haben jetzt mit dem Bürgermeister vereinbart, hier Vorträge und Lesungen zu etablieren (zu versuchen).
Gemeindebücherei allerdings: Fehlanzeige.
Was Dobel angeht, so ist er eh konkurrenzlos. Ansonsten hat hier nur Johann Peter Hebel mal eine Kur gemacht ... im 19. Jhdt., und da dürfte das Kopfkissen längst kalt sein.
Immerhin gibt es Buchautoren im Dorf. Einen davon kennst Du ja flüchtig; der Nämliche und ein ebenfalls schreibender Freund von ihm haben jetzt mit dem Bürgermeister vereinbart, hier Vorträge und Lesungen zu etablieren (zu versuchen).
Gemeindebücherei allerdings: Fehlanzeige.
Antwort geändert am 06.06.2025 um 00:38 Uhr
Oh je...
Du, das klingt aber interessant. Schreibe ich mir mal für den Sommer auf.
Du, das klingt aber interessant. Schreibe ich mir mal für den Sommer auf.
Eine Episode aus dem Roman:
Steiner ist ein Unteroffizier, der mit seinem Zug bei einem Rückzug vergessen wird und so hinter die Frontlinie gerät, sich also im Gebiet der Roten Armee befindet. Nun müssen sie sich zur deutschen Linie durchschlagen und geraten dabei an eine Hütte, in der sich russische Partisaninnen eingerichtet haben. Steiner zerstört deren Funkgerät, so daß sie nicht um Hilfe rufen können. Er gibt seinen Männern den strikten Befehl, den Frauen nichts zu tun. Dann legt er sich völlig erschöpft zum Schlafen nieder. Aufgeweckt wird er von den Schreien eines seiner Männer. Der hat eine der Frauen zum Oralsex gezwungen, und die hat ihm dabei das Glied abgebissen.
Was tut Steiner nun? Erschießen wegen Befehlsverweigerung? Beim weiteren Rückzug mitnehmen und vor ein Kriegsgericht stellen? (Da käme nicht viel bei heraus, es war ja nur eine Russin.) Selber den Vorfall ignorieren (war ja nur eine Russin)?
Steiner trifft eine andere, überraschende Entscheidung, und die finde ich sowas von richtig! Er zieht mit seinen übrigen Leuten ab und überläßt den Befehlsverweigerer den Frauen. Was die mit ihm machen, erfahren wir nicht, können es uns aber denken.
Nun weiß ich nicht, ob Du sowas magst. Aber ich meine, daß Heinrich sich mit dem alten Thema Krieg und Gewalt gegen Frauen einerseits illusionlos, andererseits doch mit einem guten moralischen Kompaß auseinandersetzt.
Steiner ist ein Unteroffizier, der mit seinem Zug bei einem Rückzug vergessen wird und so hinter die Frontlinie gerät, sich also im Gebiet der Roten Armee befindet. Nun müssen sie sich zur deutschen Linie durchschlagen und geraten dabei an eine Hütte, in der sich russische Partisaninnen eingerichtet haben. Steiner zerstört deren Funkgerät, so daß sie nicht um Hilfe rufen können. Er gibt seinen Männern den strikten Befehl, den Frauen nichts zu tun. Dann legt er sich völlig erschöpft zum Schlafen nieder. Aufgeweckt wird er von den Schreien eines seiner Männer. Der hat eine der Frauen zum Oralsex gezwungen, und die hat ihm dabei das Glied abgebissen.
Was tut Steiner nun? Erschießen wegen Befehlsverweigerung? Beim weiteren Rückzug mitnehmen und vor ein Kriegsgericht stellen? (Da käme nicht viel bei heraus, es war ja nur eine Russin.) Selber den Vorfall ignorieren (war ja nur eine Russin)?
Steiner trifft eine andere, überraschende Entscheidung, und die finde ich sowas von richtig! Er zieht mit seinen übrigen Leuten ab und überläßt den Befehlsverweigerer den Frauen. Was die mit ihm machen, erfahren wir nicht, können es uns aber denken.
Nun weiß ich nicht, ob Du sowas magst. Aber ich meine, daß Heinrich sich mit dem alten Thema Krieg und Gewalt gegen Frauen einerseits illusionlos, andererseits doch mit einem guten moralischen Kompaß auseinandersetzt.
An Deine Abneigung gegen Alfred Döblin kann ich mich noch erinnern.
Wie geschrieben, es interessiert mich tatsächlich.
Gut. Ich war wieder zu geschwätzig.
Haha, nein. Warst ein guter Marktschreier.