Ein weißer Lieferwagen bleibt hinter der prachtvollen, gelb gestrichenen Orangerie stehen. Ein Mann steigt aus und geht zu einem grünen Poller, der das Parken verhindern soll, hebt ihn hoch und geht mit ihm in der Hand auf die Seite. Der Fahrer des Lieferwagens fährt zum Hintereingang. Dann dreht er den Motor ab, steigt aus dem Wagen, geht zur Hintertüre, öffnet sie. Eine Dame kommt heraus, wechselt mit ihm ein paar Worte, dann geht sie wieder hinein. Keine zwei Minuten später kommen zwei Lehrlinge heraus (auf der Arbeitskleidung steht "Auszubildender" und Namen) und helfen dem Mann drei mittelgroße Palmen hereinzutragen. Dann kommt der Mann wieder alleine heraus, steckt die unterschriebenen Lieferpapiere in die linke Hosenseitentasche, schließt die Liefertüre, steigt ein und parkt aus. Der, mit dem Poller, steckt diesen wieder in die Vorrichtung, steigt ein und sie fahren gemeinsam weg.
Das Schloss erstrahlt in renoviertem, gelben Glanz. Nur an der rechten Seite ist noch ein Gerüst. Arbeiter bemalen die Stukatur. Einige haben kein Hemd an, sind bereits fast schwarz, nichtbmehr braun. Auf ihren Köpfen sind Sonnenkappen aus Stoff. Sie schreien sich gegenseitig Wünsche und Befehle zu. Einer singt alte Volkslieder aus seiner fremden Heimat. Volle Kübel werden mit einem Seilzug nach oben gezogen, leere Kübel nach unten, in einer Mulde entsorgt, die weiter abseits steht.
Aus dem Haupteingang des Schlosses werden Touristengruppen regelrecht geschoben. Es herrscht ein Gedränge und ein französisches Gemurmel. Der Guide trägt eine Stange in der Hand, darauf ist ein Schild. Einige lösen sich aus dem Gemenge und stellen sich an den Rand der Ballustrade, geben ihre Hände über die Augen und sehen so in die Ferne auf die Gloriette. Man sieht Menschen beschwerlich den Hügel hinaufgehen, einige bleiben stehen und fotografieren, andere nehmen sich aus dem Rucksack eine Flasche Wasser. Läufer laufen trainiert im regelmäßigen Tempo hinauf, die Umstehenden umrunden sie gekonnt.
Nach dem Heckenlabyrinth, dem Irrgarten, der an manchen Stellen Löcher in den Hecken hat, jedoch exakt und gerade geschnitten wurde, eine ebenso exakt symetrisch geschnittene Baumallee. Die Kronen neigen sich zu Bögen zusammen. Am Boden Schotter. Im Gras Blumenbeete zu Notenschlüsseln oder "Welcome" gepflanzt, ein Stiefmütterchenmeer, bunt. Vor dem Schloss ein pompöser Brunnen. Aus dem Göttermund kommt Wasser heraus und fließt in das Becken. Auf dem Steinrand turnen junge Mädchen, versuchen die Balance zu halten. Ein Parkwächter auf dem Fahrrad kommt herangefahren, bremst sich vor den Mädchen ein, schreit: "Runter! Das ist kein Park!" Ein Mädchen fragt: "Was denn sonst?" Da sagt der Parkwächter schroff: "Junge Dame, das ist ein Kulturgut!" Er nimmt die Sache ernst, glaubt, was er sagt, sagt es in einer Überzeugung. Die Mädchen ziehen von dannen. Er steigt wieder auf sein Fahrrad und fährt in Richtung Palmenhaus.
Dort steigt beim Öffnen der Türe eine tropische Hitze entgegen. Exotische Pflanzen wohin das Auge reicht, einige biegen sich bis zum Glasdach, sind Jahrhunderte alt.
Im Wüstenhaus laufen kleine Echsen in Höhlen, surren Insekten und säuseln Schlangen, da erholt sich ein Engländer mit Tropenhut in kurzen Hosen im Schmetterlingshaus, packt seine Leica aus und knipst.
Alles steht in Reih und Glied im Schlossgarten, nichts ist dem Zufall überlassen. Eine alte Dame sagt zu ihrer Freundin: "Charme hat es schon."
Rehe, Dachse, Füchse und Eichhörnchen, Krähen, Dohlen, Elstern, Amseln und vieles mehr finden spät am Abend ihrer Ruhe. Die Dachse aus dem umsäumenden Wald, laufen in den Zoo, schlüpfen durch die grünen Gitterstäbe und besuchen das Wasserschweingehege, beide Tierarten ignorieren sich gekonnt. Dort holen sie sich Futter, das ihnen der Tierpfleger im Wissen bereitgestellt hat. Nichts bleibt geheim. Jedoch vorerst fällt einem Kind die Eiskugel von dem Stanizel. Es weint. Die Löwen haben es zu sehr fasziniert.
Menschenmassen stehen vor den Seelöwen und warten auf die Fütterung.
Es führt im Zoo ein kleines Waldstück hinauf zum Tirolerhof. Der Weg führt auch zu den Wölfen und Luchsen. Oben streicheln Kinder und Erwachsene Bauernhoftiere. Den exotischen Spinnen und Krokodilen ist das egal, sie dösen im Haus.
Ein Affe klettert wild über ein Seil, Giraffen sehen gelangweilt die Besucher an. Ein Nilpferd bläst Wasser aus, bevor es untertaucht und der Eisbär spritzt nach dem Sprung die Menschen nass.
Inzwischen stehen die gelieferten Palmen in der Orangerie an den vorgesehenen Plätzen. Die Geschäftsführerin lächelt zufrieden. In ein paar Tagen, passt alles, kommen sie in das Palmenhaus. Bis dahin sind sie unter Beobachtung.
So wie die Eule, die in der Dämmerung auf einer alten Erle sitzt und wartet, bis ihr nächtlicher Beuteflug beginnen kann. Sie dreht den Kopf nach links und rechts, noch ist ihr zu viel Treiben. Der Parkwächter schließt pünktlich um 21 Uhr die großen Pforten und fährt mit der U-Bahn nachhause.
Jetzt beginnt im Park ein anderes Treiben, das der Tiere.