wind

Erzählung

von  minze

Die Kinder sind weg, ihre Haare sind schon geschnitten, ich beschließe, dass ich nach dem Schneiden zu Marlene fahre. Er fragt mich, ob er die Haare waschen soll, ich bin immer ratlos in dieser Position, vielleicht, weil ich selten Beauty mache und wenn ich hingehe, einmal oder zweimal im Jahr, dann bin ich zwar nicht ganz richtig, aber doch da. Dann fordert es von mir ein, dass ich dann zuhöre, dass ich es mal probiere. Ich widerspreche nicht, wenn mir etwas gesagt wird, nur in den Jahren, in denen ich kaum Geld habe und doch drauf bestehe, ohne waschen und föhnen wieder raus zu können.

Er hat mit den Kindern viel gesprochen, ich habe das Gefühl, dass es ihm das leichter fällt, als der übliche Kundenkontakt, er ist weich, warm, er lacht mit ihnen und nimmt sie ernst. Er hört zu, als sie ihre Frisuren erklären und fragt mich nicht um Erlaubnis, zeigt nur ihnen Fotos auf seinem Smartphone und macht im Gespräch die einzelnen Schritte klar, das Rasieren auf der einen Seite, die längeren Haare dort; ich will sie schon ernst nehmen und entscheiden lassen, aber wie er so ernst und sicher ist, wie er sie erzählen lässt und darauf hin sein nachdenkliches Gesicht macht, so klar wird mir, dass ich wirklich nicht gebraucht werde.
Sie bestimmen ihre Frisur und er gestaltet es aus. Als sie nach ein, zwei Verbesserungen mit Yann dann nach Hause gehen, bin ich sehr froh. Maras Mut bringt ihn immer noch zum Lachen.



Ich lasse sie waschen und bin wieder überrascht, wie stark seine Finger sind, natürlich machen sie das immer, aber diese Berührung ist mir ungewohnt, so direkt, grob, strukturiert. Ich bin konzentriert, wie beim Zahnarzt, aber anders, da will ich ruhig atmen und den Schmerz annehmen, hier bin ich an den Stellen meines Schädels, am Wuchs meiner Locken, ihren Eigenheiten, die immer irgendwie trocknen und wegstehen, aber jetzt bearbeitet werden, Stück für Stück, er nuschelt etwas, ich finde ihn auf einmal viel unsicherer in seinem Deutsch, allerdings bin ich auch voll in der Kopfhaut drin, in seiner Massage. Ich verstehe ihn schlecht, frage nach und manchmal erahne ich einfach, was er sagt, er will mir eine Pflege machen, ich sage Mhh und merke, dass er nach dem Massieren die Strähnen langzieht, das ist für mich neu, er zieht sie, er wickelt sie, er gibt zwei verschiedene Sachen rein, genau sagt er nicht was, irgendwann finde ich es schön, was er mit den Haaren macht, nur der Nacken verkrampft sich. Da ich sowieso denke, es wird bald aufhören, frage ich nicht nach einer Lösung, ich erwarte, dass wir zum Schnitt kommen. Dass ich einen Teil angenehm finde und die Körperhaltung aber nicht beibehalten kann, blende ich aus so wie es geht.



Er lässt kurz ab, reflexartig, die Hände weichen zurück, als ich mich dehne, gerade rücke auf dem Stuhl. Ich hab die Augen die ganze Zeit zu, sie suchen nichts ab und wir sprechen auch nicht. Ich schätze das; als er schließlich den Kopf loslässt, die Haarsträhnen ausfährt und dann auch lässt, fängt er mit den Spitzen an und sein Finger ist auf einmal nah an meiner Wange, er hält ein paar Spitzen daran - schau, ich öffne die Augen, ich bin erstaunt, weil fast seine Fingerrücken an meiner Wange streichen und kann es nicht anschauen, er hält es viel zu nah an mein Gesicht und ich bin in keiner Position, dass ich mich frei drehen kann. Ich versuche es dann vorsichtig und sehe. Sie sind ganz dünn. - Ja. Er vergleicht mit diesem Handspiegel für mich hinten die geschnittenen, die gesund aussehen und die Seite mit den kaputten Spitzen. Siehst duWie oft machst du eine Pflege? Jetzt verstehe ich alles, was er sagt, ich antworte Ich mache nichts; nur Du.



Ich erzähle, dass ich mir wieder überlege, mit Henna zu färben, aber erst mal die weißen Strähnen gut finde, er sagt ganz plötzlich Lass es, wirklich, lass es so. Er murmelt in meine Haare rein, manchmal zieht er wieder dran und ich nehm es voll an, ich will sie nicht mehr anfassen. Ich glaub ihm das, auch wenn er dann nur noch belanglose Sachen sagt. Wahrscheinlich ist er fünfzehn Jahre jünger oder zehn, wir reden dann doch irgendwann, er fragt die Friseurfragen, die er schon meinen Kindern gestellt hat. See oder Freibad, wo bist du oft? Zweimal wechselt er ins Sie. Anscheinend ist er auch oft am selben See. Gut möglich, er liegt nur rum und geht nicht ins Wasser, wo wir sind.


Er ist zurückhaltend beim Pony, ich sage ihm schon, wie ich es will, auch ein bisschen mehr, aber er macht es langsam, ich habe seit dem Ziehen und Drehen von meinen Haaren den Eindruck, er hat eine Vorstellung von meinen Haaren, von dem, was ihm an mir gefällt, was er daraus macht. Weil ich nicht so über das Feiern spreche, als er mich danach fragt, sondern über Konzerte und Festivals, finden wir diese Überschneidung vom Reggae Festival und auf meine Automatischantwort Na dann sehen wir uns vielleicht, das beendet auch das, was ich gerade sagen kann, ich sehe meine Augen, mein Gesicht an, die nassen Haare, ich schaue mich schon minutenlang an, ich werde ernst darin, mir so lange so gegenüberzusitzen, seit ich die Augen offen habe, daraufhin sagt er zweimal Ja ich hoffe wirklich, ich hoffe wirklich. Da verliere ich den Ernst, weil ich doch nicht glaube, wir würden was zusammen trinken, sprechen.


Aber vielleicht tanzen, so wie vorhin, als wir nicht gesprochen haben, aber seine Bewegungen beharrlich, sicher waren.


Zwischendrin schreibe ich immer wieder Marlene, dass ich mich verspäte, weil es so lange dauert, länger als sonst und länger als das letzte Mal, auch die Kinder, die so präzise Vorstellungen haben, haben länger gedauert und ich sitze fast eine Stunde da, als er mich fragt, ob er sie trocken machen soll. Ich will's, als er den Föhn holt und ich nochmal auf die Uhr schaue, mag ich sie doch so, an der Luft, trocknen lassen. Er macht gleich kehrt, macht schnell meinen Umhang weg und tippt nur kurz auf die Schultern, als ich frei bin. Ich stehe auf, er ist schon an der Kasse.


Ich zahle, als ich gehe, eile ich. Wie ich mit dem Fahrradhelm zu Marlene fahre, will ich ihn ausziehen wegen der Haare.



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