Vom Zeug des Zeugenden

Aphorismus zum Thema Schöpfung

von  LotharAtzert

So hab ich es gelernt: Ich überzeuge aus Prinzip nicht, stelle jedoch gern Erfahrenes zur Verfügung. Wess‘ Geist hungert oder durstig ist, bediene sich ohne Scheu. Wer aber nicht will, kein Problem, der hat schon.



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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (21.06.25, 16:32)
Es ist angenehm zu spüren, wenn jemand nicht überzeugen will. Diese Haltung lockt mehr, sich auf eine unbekannte Position einzulassen als der missionarische Eifer mancher Überzeugungstäter.`

LG
Ekki

 LotharAtzert meinte dazu am 21.06.25 um 21:35:
Ja, dem Überzeugen haftet immer etwas Zwanghaftes, manipulatives an, ein ungutes "Sendungsbewußtsein", während sich das Gute empfiehlt, oder in schlechten Zeiten auch schon mal unbemerkt bleibt.
Herzlichen Dank, Ekki

Gruß
Lothar

 Jack antwortete darauf am 22.06.25 um 00:44:
Ja, dem Überzeugen haftet immer etwas Zwanghaftes, manipulatives an, ein ungutes "Sendungsbewußtsein",
Daher mene Skepsis bezüglich der angeblichen Pflicht, für die Erlösung aller Wesen zu sorgen. Ich kann, wie du, nur empfehlen. Ist die Empfehlung überzeugend, überzeugt sich der Zeuge des Zeugnisses selbst, muss nicht vom Zeugen der Wahrheit um des Erlösten eigenes Zeugnisses willen hausierendgeherisch überzeugt werden...


Kurz: Wortspiele lassen die Kommunikation scheitern, und das nur selten unabsichtlich. Intuitiv verstehen wir uns. Hungergeister, Höllenwesen: eigenes Karma oder nicht? Was kannst du, was kann ich für sie tun? Werfen wir uns ihnen zum Fraß vor? Wozu?

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 22.06.25 um 09:06:
Möglicherweise ... übersiehst Du dabei eine Sache, die so allgemein bekannt ist, wie nur was: das Unbewußte. Dieses nämlich kann mit dem Intellekt nichts anfangen, reagiert aber auf Bilder und Symbole. Der Lotus zum Beispiel ist das Energiegeflecht, wie es sich zeigt, wenn alles Chaotische gereinigt ist. Und der daraufsitzende (meist auf einer Mondscheibe=friedlich) Buddha sind wir selbst, freilich ohne Ego und erst am Ende des Prozesses. Indem wir also die Meditation vollenden, den Buddha in Licht auflösen, in das wir uns selbst auflösen und anschließend den Verdienst dieser Handlung symbolisch an alle Wesen verschenken (die es allesamt nicht wirklich gibt) ist unser Unbewußtes, trivial gesprochen, total happy.

Werfen wir uns ihnen zum Fraß vor? Wozu?
Einzig und allein fürs Unbewußte, das ja zu uns gehört, wie der Schatten zum Licht. 

Das war jetzt auf die Schnelle gesagt. Bei mehr Nachdenken käme noch anderes dazu, ich bitte das zu berücksichtigen..

 Jack äußerte darauf am 25.06.25 um 09:22:
Wenn der Solipsismus wahr ist, wer ist dann der Solipsist?

 LotharAtzert ergänzte dazu am 26.06.25 um 00:04:
Ja wenn. Kein Selbst, kein Solipsismus. Die magische Ebene funktioniert nicht mit "wenn, dann". Wo Du das Theravada so favorisierst: 
  • Die Wahrheit des Leidens (Dukkha)
  • Die Wahrheit der Gründe für das Leiden (Samudaya)
  • Die Wahrheit vom Ende des Leidens (Nirvana)
  • Die Wahrheit vom Weg, um das Leiden zu beenden (Magga)

Der vierte Punkt betrifft das, was zu praktizieren ist für den, der diese Wahrheiten  als wahr erkannt hat und sie überwinden will. Über die einzelnen Schritte der Praxis läßt sich reden, aber nicht über Wenn-Dann. Das mußt Du schon mit Dir selbst geklärt haben.

 Jack meinte dazu am 28.06.25 um 06:28:
Wer praktiziert, wenn kein Selbst existiert?

An einem Problem scheitern sie alle, dem harten/schweren Problem des Bewusstseins.

 LotharAtzert meinte dazu am 28.06.25 um 14:08:
Wer praktiziert, wenn kein Selbst existiert?
Naja, das fließende Konglomerat, die Aggregate aus Form, Empfindung, Wahrnehmung, Bildekräfte und ... Bewußtsein.

OM SO HA

 Jack meinte dazu am 28.06.25 um 20:42:
Das Bewusstsein ist eine andere Qualität als Wahrnehmung, Empfindung usw. Das sind Fähigkeiten oder Zustände des Bewusstseins. 

Warum existiert Bewusstsein? Warum kennen wir es nur als ich-haft? Was ist das reine Bewusstsein? Leerheit wäre gut, aber da sie kein Ich mehr hat: wer ist sich der Leerheit bewusst?

 LotharAtzert meinte dazu am 29.06.25 um 09:02:
Das Bewusstsein ist eine andere Qualität als Wahrnehmung, Empfindung usw. Das sind Fähigkeiten oder Zustände des Bewusstseins. 
So ist es - das Bewußtsein ist der König. Der ist es aber nur, solange Untertanen da sind und im Königreich hat, anders als beispielsweise im Staat, jeder seinen Ort, wo er nach seiner Fähigkeit mit zum Erhalt des Königreiches beiträgt - sofern der König ein guter ist. Der Ort, dies nur nebenbei, ist im Horoskop der Aszendent, das Bewußtsein der Descendent.
Warum existiert Bewusstsein? Warum kennen wir es nur als ich-haft? Was ist das reine Bewusstsein? Leerheit wäre gut, aber da sie kein Ich mehr hat: wer ist sich der Leerheit bewusst?
Ob Bewußtsein ohne Erscheinung des Ortes "existiert", weiß ich nicht. Und auch nicht, wer sich der Leerheit bewußt ist, aber genau dafür sind ja die Praktiken gedacht, die traditionell damit beginnen, daß man das Gehirn, dessen Benutzung zum Denken ja ohnehin mit dem Tod definitiv endet, wenigstens zeitweise zur Ruhe kommen läßt durch beispielsweise Zählen der Atemzüge. Hat man darin etwas Übung, so läßt man das Zählen weg und läßt auch "Einatmung-Ausatmung" irgendwann weg und ... jetzt könnte man informieren darüber, was dann geschieht, aber das wäre eine Vorwegnahme und der Praktizierende würde dann schauen, ob es das auch erfährt und damit wäre alles zuende.

Muß leider unterbrechen, das Häufchen will raus ... naja ...

 LotharAtzert meinte dazu am 29.06.25 um 09:31:
Die Erscheinung als Ort ist also der AC und Bewußtsein ist der DC. Hierzu ein Satz von Döbereiner, der mir sehr viel genutzt hat: 
„Die Erscheinung ist schon das Ergebnis des Unartikulierten, sie ist nicht das Unartikulierte selbst.“
Das impliziert: Die Erscheinung harrt als Verdrängtes oder Unerlöstes noch der Erlösung. Das Erlöste erscheint nicht mehr, wie eine Wolke nicht mehr erscheint, aber ihr Wasser bleibt im Kreislauf. Das wollte einmal artikuliert sein.

 hehnerdreck (22.06.25, 01:07)
Aber wäre denn das nicht untypisch für Dich, so eine Haltung? Du bist doch schließlich der, der Du bist und nicht jemand anderer. Oder bist Du zu jemanden anderen geworden?

 LotharAtzert meinte dazu am 22.06.25 um 09:13:
Hehni, ich bin der, den Du in mir siehst. Auch umgekehrt natürlich bist Du der, den ich in Dir wahrnehme. Mit der Wirklichkeit hat das nur soviel zu tun, wie wir an der Aussage diese verstehen und dementsprechend integrieren können.

 Augustus (23.06.25, 12:54)
Natürlich. Wir sind aus diesen und weiteren Gründen keine „Cäsaren“, kein „Alexander“, kein „Hannibal“ oder „Napoleon“. 

Wir sind unscheinbar, in der Masse unkenntliche Wesen; und nur die Behörde und insbesondere die Krankenkasse interessieren sich für dich, ob du noch lebst. 

 Saudade meinte dazu am 23.06.25 um 12:58:
Wir sind unscheinbar, in der Masse unkenntliche Wesen; und nur die Behörde und insbesondere die Krankenkasse interessieren sich für dich, ob du noch lebst. 
Somit auch der Fiskus. Ja. Gut geschrieben.

 LotharAtzert meinte dazu am 23.06.25 um 16:51:
Aber indem Du es kenntlich machst, scheint das kenntlich Gemachte für Dich und das ist nicht nur genug, Du kannst als weiterhin Unscheinbarer auch ungestört in Ruhe arbeiten. Und was will man mehr?

 LotharAtzert meinte dazu am 23.06.25 um 17:00:
Wer was zu sagen hat, der sagts und fragt nicht, ob er im Kollektiv gelitten wird.
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