Güte

Erzählung

von  minze


Er lehnt sich zu mir hin, sein Körper ist sehr lang, deswegen meine ich, die Beugung sei gütig, wär mir besonders zugewandt. In der Regel redet Mark das Gleiche und ich habe den Verdacht, ich bin als Gesellschaft angenehme Zerstreuung. Er kifft viel und nimmt einfach die Stimmung auf, die sich um ihn herum verdichtet. Wach ist er, wenn er mit seiner Tochter spricht, er gibt sich ganz ihr hin, wiederholt nichts, wie er es bei mir macht. Wenn er seine Dinge einbringt, macht er das wie einen Einwurf, doch es sind die Brocken, die ihm immer wieder einfallen.


Er ist ehrlich, wenn er zuhört, vielleicht ist das auch für ihn interessanter. Er scheint zu forschen, als käm er aus der Deckung; wohl auch ein Grund, warum er immer wieder vorbei kommt, es gibt etwas, das ihn interessiert.

Seine Augen ruhen auf mir, blicken ruhig und lauschend. Ich fühle mich nicht aufgefordert, aber berechtigt. Je weiter wir so driften, fällt der Schlaf, das Abgelegte aus seiner Haltung und die langen Arme bewegen sich in ein paar klaren Gesten zu dem, was ich sage, wenn ich ein ganz neues Thema nehme, wir reden über Beziehungskonzepte, über den Tod, über Geburten, er hat dazu eigene Sätze, Erlebtes, kann sie als Antwort dazu tun. Als überlege er es hinzu, wenn ich auch überlege und etwas Neues erfahren habe, aktuell. Von den Augen aus wacht das Gesicht auf, wird jung, die braunen Augen geben seinen Haaren Farbe, er fährt durch die langen Dreads, er dreht sie um sie selbst, er nestelt an seinem Turban aus Haaren herum.

Es fällt mir leicht, mir vorzustellen, wie er sehr jung ist, ohne Dreads, mit kurzen Haaren, wie er ganz ohne Haare ist, alles geht von den Augen aus und wieder hin, mit dem Bart ist es das Gleiche, die Haut ist braun und weich, die Lippen mein ich auch eine Mischung aus brombeer und braun, aber sie werden auch von den Augen übertroffen, in der Bestimmtheit, die mich ansteuert.



Eigentlich träume ich von seiner Freundin, sie sagt etwas, sie erzählt von einer Fehlgeburt, ich höre ihr zu, aber dann schiebt er sich vor und ist mir immer gegenüber, er schaut durch das, was sie sagt, auf sich, schaut auf mich, schaut auf. Sie spricht alles aus und wie sein Blick irre wird, kommt es dort zum Tragen, ist er der Vater.



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