Stadtbild uncut und mit Bonusmaterial

Text zum Thema Abstraktes

von  S4SCH4

Eine Gruppe Touristen redet in einem Bistro wild durcheinander, während unweit davon einige Flüchtlinge etwas Folkloremusik spielen. Die Touristen schauen argwöhnisch zu der Musiktruppe, während diese sich mit dem Gedanken befasst, die Location innerhalb der Stadt zu wechseln. Man darf ja immer nur fünfundvierzig Minuten an einem Ort spielen.

 
„Was für ein Tumult heute doch ist!“, meint ein älterer Herr zu seiner Frau, wie er mit seinem Spiegelbild, das in den Fenstern eines Fastfood Restaurants liegt, an eben diesem schnell vorbeigeht und damit gleich auf Höhe des besagten Bistros ist.

 
Seine Frau trägt ein buntes Sommerkleid und fragt laut: „Wo willst du bloß hin?“, erhält aber von niemandem eine Antwort, bleibt daraufhin auf der Stelle stehen und erstarrt zu einer grausteinernen Statue.

 
Als es Nacht wird, sind die Touristen fort, die musizierenden Flüchtlinge ebenso. Einzig und allein der ältere Herr ist noch auf den Straßen unterwegs und sucht seine Frau. Schließlich stößt er sich den Kopf an einer Statue, die ihm vorher noch nicht aufgefallen war, und wird infolgedessen bewusstlos.

 
Als er erwacht, blickt er in einen hellen, weißen Himmel, sieht in der Ferne einen weiten Ozean und um ihn herum stehen unzählige steinerne Statuen. Es scheint ihm so, als sei er der erste oder der letzte Mensch auf diesem Planeten. Mit Unmut nimmt der Mann einen kleinen Stein, wirft ihn weit von sich fort und bemerkt wie die Erde zu beben beginnt.

 
Er rennt und rennt, stolpert und wacht daraufhin in einem Kinosaal auf. Nachdem der Film zu Ende ist, beschließt er, mit seiner Frau noch in die Innenstadt zu gehen. Dort angekommen, hört er aus einiger Entfernung Folkloremusik, die ihm immer wieder vom Lärm einiger Straßenbauarbeiten unterbrochen wird. Unweit von ihm ist ein Fastfood Restaurant. Der Mann bleibt wie vom Blitz getroffen stehen, nimmt seine Frau an die Hand und meint:

 
„Schatz, lass uns lieber nach Hause gehen.“ 



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Kommentare zu diesem Text


 Nuna (29.10.25, 13:34)
I'm a little bit confused, wie wenn ich beim Lesen irgendwo falsch abgebogen wäre und doch am Ende ist die Geschichte wieder rund.  Ein Tag wie jeder mit eingeharkter Since Fiction . GUT, oder?

LG Nuna😎

 S4SCH4 meinte dazu am 29.10.25 um 15:41:
Nuna du übertriffst dich selbst. Dein „Since Fiction“ ist absolut klasse zur Beschreibung des vorliegenden Textes. Wie die Faust aufs Auge. Viele Grüße, Sascha

 Wastl (29.10.25, 15:00)
Hochinteressant, wirkt sehr experimentell. Eingestreute Nebensächlichkeiten zwischen Elementen die dagegen viel wesentlicher erscheinen - wie eine Empfindungs-Symphonie des Auf und Abs. Und am Schluß die Erkenntnis, dass Albträume auch Vorboten sein könnten.

Liebe Grüße

Wastl, der kleine Riese auf dem Wastlkontinent

 S4SCH4 antwortete darauf am 29.10.25 um 15:40:
Der Text sollte zuerst eine neue Parabel werden, daher diese relativ starke Ausprägung von „Nebensächlichkeiten“. Allerdings wurde das Geschriebene bald, wohl weil kein adäquates Ende gefunden wurde, noch fantastisch und erinnerte mich an 2001 Odyssee im Weltraum. Das mir dann noch irgendwie diese Stadtbildsache in Erinnerung geriet, erdete die Sache wieder.

Ein Auf und ein ab, zwischen Realität und Fiction, zwischen Konzept und Experiment zwischen „angedrohter“ Belehrung und „ach lass mal sein und genieß einfach die Show.“. Irgendwie ist der Text mit doch sehr lebenswirklich ohne es zu sein. Ja, interessant. Danke. Viele Grüße, Sascha

 Didi.Costaire (29.10.25, 15:49)
Moin Sascha,

dein surrealer Blick auf die Dinge wirkt erfrischend. 

Beste Grüße,
Dirk

 S4SCH4 schrieb daraufhin am 29.10.25 um 15:57:
Moin Dirk, 

ne? Bei der aufgeheizten Stimmung zum Thema irgendwie willkommen. Hmm... oder ist das Thema lediglich von mir aufgewärmt? Ist ja alles so schnelllebig heute. Ruckzuck ist ja alles wieder weg vom (Fastfood-) Fenster. Aber gut, freut mich wenn´s gefällt. Dankeschön und viele Grüße, Sascha
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