Du Idiot!!!

Anekdote zum Thema Du und Ich

von  bratmiez

Hehe, Alex hat sich den Fuß verstaucht, weil er wieder einmal gegen so nen unschuldigen Hydranten getreten hat. Boah, der Typ läßt sich aber auch leicht auf die Palme bringen.

Freitag abend war es; er holte mich ab, um alsdann mit mir durch die Straßen zu ziehen. 
Ich kenne ihn genau und wußte, daß er mindestens schon drei Bier intus hatte. Nein, er verhielt sich ganz normal aber seine Augen verrieten den erhöhten Alkoholpegel. Den ganzen Tag hatte es geregnet und der gesamte Bürgersteig war mit kleinen Pfützen übersät. Pitsch, patsch...muahahaha...(hach, das macht verdammt Spaß - vorallem, wenn man dabei die Richtigen trifft.)

Alex ist unberechenbar, deshalb hat er auch nur so wenig Freunde. Jan zum Beispiel. Ich bin mir nicht ganz sicher aber irgendwie haben die sich wohl mal gegenseitig das Leben gerettet.
Alex sagt immer: "Da müßte erst der Mond platzen, damit ich ihn in die Wüste schicke!"
Jan weiß das und lehnt sich zuweilen sehr weit aus dem Fenster.

Am Freitag war er auch da. Wo? Oh sorry, ich sollte mehr schreiben als denken!
Im "Dartclub-60" an der Luisenstraße. Das ist ne winzige Kneipe, deren Wirt ein kleiner japanischer Landsmann mit holländischem Dialekt ist. Wir treffen uns eigentlich immer da - außer in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr - da hat der Fug (der Wirt) nämlich Urlaub und reist in seine Heimat.

Wir schlenderten also die Luisenstraße entlang - er rechts, ich links - wie immer, und kehrten bei Master Fug ein. Der Tresen war voll besetzt, deshalb nahmen wir in der Ecke am Stammtisch platz. Traditionell ließen wir uns einen eisgekühlten Jägermeister bringen und traditionell geht der jedesmal aufs Haus. Jan kam eine halbe Stunde später und wollte schon wieder gehen, weil er uns nicht gleich in der dunklen Ecke erkannte. Für solche Situationen hat Alex immer eine Taschenlampe parat, hehe. Blinkeblink fuchtelte er wie verrückt durch das Lokal.

Bis dahin war die Welt noch in Ordnung. Fug kam zu uns an den Tisch und plauderte ne Weile aus seinem Nähkästchen und autsch, dann erwähnte er Sarah (seine neue Flamme). Was Fug nicht wußte ist, daß genau diese Sarah die Frau ist, welche der Alex so mag. Er ist ein Rüpel und Säufer, Dummschwätzer und Scharlatan aber wenn es um Frauen geht, dann sagt er immer: "Wenn sie die Richtige ist, dann wird sich das von alleine regeln!" Niemals wäre er auf sie zugegangen, um sie blöde von der Seite anzuquatschen.
"Es ist alles vorherbestimmt!", seine Worte.

Du hättest sein Gesicht sehen sollen. Also das von Alex. Der Fug redet und redet und erzählt wie sie zusammen im Kino waren, und im Wald, und bei ihren Eltern...
"Bei ihren Eltern??????" - und er schlug mit der Faust auf den Tisch, sodaß es Jan´s Bier in Richtung meines Schoßes manövrierte. Fug schreckte hoch.
"Was fällt Dir eigentlich ein, Du kleiner mieser Frauenheld, Duuuu!", fönte ihn Alex von der Seite an. Fug hielt sich selbsterhaltend die Hände vors Gesicht, welche im gleichen Zuge unkontrolliert zu zittern begannen. Jan gab Alex einen Tritt, worauf er sogleich aufsprang und sich eine handvoll Dartpfeile schnappte.

"Na los, komm schon! - Laß uns spielen!" - dabei packte er den Japaner am Oberarm und zerrte ihn zu den Spielscheiben. Mir war das alles zu viel. Einmischen, wenn er so fahrig ist, macht wenig Sinn, deshalb bestellte ich mir bei der korpulenten Aushilfskellnerin noch ein Bier und beobachtete den weiteren Verlauf. Jan spielte sich als Richter auf und redete wie verrückt auf Alex ein. Dieser jedoch hörte kein Wort und eröffnete stur die erste Runde mit einem Double-In.
Der zweite und dritte Wurf traf jeweils die Triple-20.
"Ha, und nun Du, Du Wurm, Du ahhhhhhhhhh...machs mir nach, hahahahaaaaaaaaaah!"

Was dann geschah, glaubst Du nicht! Fug drehte ihm den Rücken zu und und begann eine SMS auf seinem Handy zu tippen. Jan war wohl gerade auf der Toilette, als plötzlich Sarah den Raum betrat. Oh, Oh, dachte ich noch und nahm erneut einen großen Schluck von dem leckeren Kühlen. Sie kam nicht allein - ihre Schwester war es wohl, die sie begleitete. Alex erstarrte. Hehe, sein Gesicht - unvergeßlich!  Er schaute zu mir herüber. Und ich kannte diesen Blick, muah. Dann ging er forsch auf Fug zu, welcher sich leicht duckte, und warf seinen Arm um ihn.

Und es war tatsächlich ihre Schwester - MANDY. Für unendliche Augenblicke trafen sich der beider Blicke - bis Jan wieder auftauchte. Yvette, die Kellnerin flüsterte mir Unglaubliches zu.
(Mandy und Jan hätten gestern Nacht wie die Kletten aneinandergehangen und so weiter....)
Ja, und so kam es dann auch, daß Mandy zielstrebig auf Jan zustürmte und ihm um den Hals fiel.

Alex riß einem Gast das Bier aus der Hand, trank es auf Ex aus, schnappte sich noch zwei Jägermeister, kam wie ein wilder Stier auf mich zu und schrie: "Komm, wir gehen!"
Gute Entscheidung, dachte ich und klemmte einen Zehn-Euro-Schein unter den Aschenbecher.
"Die sind mir alle zuwider, Baby. Diese Sarah, ahhhh...hast du ihre Augen gesehen? Blau sind sie, blau wie ein wolkenloser Augusthimmel. Und sie hat mich so angesehen, du weißt schon?! Muahhh, und diese Mandy - verdammt!" - und dann war es passiert. Ein Tritt und dann noch einer und wieder und wieder, hehe.

"Fug, Alex....meine Freunde! Pfffffffffffffffffffffffff"
Ich nahm seine Hand. Das mochte er nicht, nicht in dieser Situation und er stieß mich weg.
Die Straßenseite hab ich gewechselt und wir liefen synchron die Luisenstraße Richtung Bahnhof. Ich beobachtete ihn - und er mich. An der Bushaltestelle blieb ich stehen. Der Nachtbus fährt jede Stunde. Er hingegen lief stur weiter. Zwei Minuten noch, dann fuhr der Bus vor. Ich stieg ein und placierte mich direkt hinter den Fahrer. Er war zu früh und mußte noch eine Weile warten. Auf der letzten Bank saßen ein paar überschminkte Partyhühner, die auf dem Weg ins "Holiday-Inn" waren. Drei, zwei..........."Halt, warten sie!" ertönte eine heisere Stimme.

Alex war es, er sah mir in die Augen, lächelte und setzte sich neben mich.
Er hatte geweint oder in der kurzen Zeit noch mindestens zehn Bier getrunken. Letzteres war unmöglich, deshalb versuchte ich erneut seine Hand zu halten. Und wieder löste er die Verbindung und legte stattdessen den Arm um meine Schulter...und dann den zweiten...und wie aus heiterem Himmel flüsterte er mir zu:
"Wenn ich Dich nicht hätte..." 
Eine seiner Tränen lief mir dabei in den Nacken und ich dachte mir leise:

"Du Idiot!!!!"

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Kommentare zu diesem Text


 mondenkind (11.10.05)
ein schöner text über die höhen und tiefen von loyalität und freundschaft.... :)
gefällt mir! nici
LyraBerethil (21)
(11.10.05)
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 Martina (11.10.05)
...ja doch...echt gut zu lesen Lg Tina
daniela (39)
(11.10.05)
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locido (21)
(11.10.05)
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