Alle 474 Texte von Peer

Heile, heile, Gänschen, ein Gänschen namens Fränzchen, das fraß so gerne Pflänzchen, und kriegte von ein Ränzchen. Da kam geschwind das Hänschen, das schlachtete das Fränzchen, und briet es für ein Kränzchen. Heiliger Martin, lecker...

Ein Duft verweht, ein Tag verrinnt, ein Wort verhallt, und mancher sinnt. Was er erlebt, was kommen wird. Erinnerung verblasst und irrt. Was bleibt im Grund? Ein Hoffen zwar, trotz Bangesein? Verzweiflung gar? Es bleibt ein Ruf, ein neuer Tag,...

Dies Gedicht hat nichts zu sagen und spricht daher keinen an. Steht nur da, um dazustehen, weil es sonst nichts andres kann. Dennoch spricht es für sich selber, wenn's auch nichts zu sagen hat. Doch ob es dich angesprochen, steht auf einem...

Wo ihr nichts sagt, wird nicht gefragt. Wo ihr nicht klagt, da wird vertagt. Und schwieget ihr, weil sie euch töten, so müssten einst die Steine reden.

Die Tage werden kälter, Gemäht sind Korn und Gras, Schon färben sich die Wälder, Der Himmel graut wie Glas. Vom Wiesengrunde steigen Die Nebelgeister auf, Und der verirrte Wandrer Beschleunigt seinen Lauf. Im Abendrot entschwindet der letzte...

Erst war sie seine Nummer Eins, doch dann ward er zur großen Nummer. Zieht bei ihr eine Nummer ab, heißt sie ’ne Null, und macht ihr Kummer.

Einmal werd' ich abseits gehen und bei einer Feier stehen, wo sie Gutes von dem sagen, den sie dort zu Grabe tragen, und um den sie schließlich beten, ehe sie nach vorne treten. Und da werden Tränen fließen, wie noch nie zuvor für...

Ein vom Baum gefallnes Blatt, Wollte es mir etwas sagen? Fiel nicht bunt noch lebenssatt, Sondern grün in Sommertagen Eines Morgens wie ein Ahnen, So, als wollte es mich mahnen.

Das Los trifft dich mit gleicher Härte, ob du an IHN glaubst oder nicht. Doch dem der glaubt, schlägt\'s eine Fährte, an der es anderem gebricht.

Am Abend setzte Regen ein, Und wusch die Stadt von Menschen leer. Wir ließen Wetter Wetter sein Und strichen durch das Häusermeer. Im Innern brandete ein Wort Und lief sich an dem Schweigen tot. Von See her böte rauer Wind Und irgendwo ging...

Leider hab ich's ohrtogravisch und grammatisch gar nicht drauf, und Majuskel, Punkt und Komma streue ich gekonnt zu Hauf. Schreibe oft und gern humorig, anzüglich vielleicht, auch derb, helfe mir mit Adjektiven, und vergreife mich im Verb....

Du sprichst, "Ich war zuerst", und du sprichst recht. Doch wer zuerst "war", der verlor sein Recht.

Gegen die Kälte / hat man sich / ein dickes Fell zugelegt, / aber gelegentliche Spitzen / verletzen / noch dann und wann. /

Der ehrbare Jüngling Kai Schemen fand: Geben sei sel'ger denn Nehmen. Verteilte die Habe an Arme als Gabe und boxte meist K.O. für Bremen.

Sie stehlen eurer Boote Segel, und spannen sie vor ihre Träume. Und kältewärts treibt sie der Pegel, doch ihr umdümpelt Ufersä;ume das Strandgut karger Küsten bergend, findet ihr manchmal schon ersterbend in einem...

Wasche deine schmutzige Wäsche künftig woanders und zieh Leine! Sprach's, und gab mir einen Korb.

Der Mönch am Abend leuchtend wie die Mohnblume beim Gang durchs Kornfeld.

Meine Träume schlage ich in den Wind. Der hängt sie an Traummühlenflügel. Wo sie unablässig kreisen, während tief unten, im Innern, ein Stein meine Hoffnung zu Mehl mahlt.

Lieber auf den Putz hauen, als eine hohle Fassade wahren.

Luther Ich sprach aus Not ein wahres Wort und erntete nur Hass und Mord. Ich sprach das Wort zu mir allein - und trug den Sturm ins Herz hinein.

Beim -uss hat man die freie Wahl. Wählt man ein K, freut's kolossal. Doch mit dem Sch, kann's böse enden, beim G kann doppelt man's verwenden. Mit St da fängt der Unsinn an, beim N wird's x-beliebig dann. Und manchmal ist...

Dem Wind warst du von Anbeginn versprochen, und tags pfiff er vergnügt in grünen Zimmern. Des Nachts kam er durchs Schlüsselloch gekrochen und sang dich in den Schlaf mit wirrem Wimmern. Und überallhin folgte er dir leise. Blies Lieder, die...

Der Frühling wurde oft bedichtet, desgleichen Sommer, Herbst und Winter. Doch wer lieh Lingsom, Merherb, Stwin und Terfrüh schon die Stimme, Kinder? Die zwischen allen Stühlen sitzen und nirgends ganz dazugehören. Die, weder eines noch das...

Durch den Raum surrt ein Insekt, das mich ständig narrt und neckt. Und so hole ich die Klatsche und verpass ihm eine Watsche. Plötzlich ist es totenstill, was ich aber auch nicht will, und so summe ich ein Liedchen mit dem feinen...

Wenn die Sonne bald nach Mittag hinterm Grat entflieht, und in Lärchenzweigen bange Wehmut schaukelt, wenn der Rauch in Schwaden abends über Dächer zieht, hat dein Herz dir längstens Sommer vorgegaukelt. Eng und einsam wird es jetzt um...

Sieben Bögen bilden eine Brücke, und nicht selten suchst du sie vergebens. Doch fand das Gestirn nur eine Lücke, brach in Tränen sich das Licht des Lebens.

Die Worte hat er hingebogen, und jeden Satz zurechtgedrechselt, zuletzt noch an dem Text gefeilt. Nun ist das kleine Kunstwerk fertig. Doch auf dem Grund, zu Staub zerteilt, ist ihm die Seele mit enteilt.

Er steht auf nichts so sehr, als auf soliden Gründen, die dafür sprechen, dass sein Haus ein Hort von Winden.

Ein Kängu- und ein ZenGuru, die irrten durch das Outback. Der ZenGuru verlor die Ruh, das Känguru den Bauchspeck.

Ich danke euch für eure Liebe, / mit der ihr mich allzeit beschenkt, / und bitte jene um Vergebung, / die ich durch Wort und Tat gekränkt. / Denn niemals tat ich es mit Absicht, / stets nur aus Unvollkommenheit. / Bleibt mir auch...

Es goettherte der Goethe, und kleisterte der Kleist. Der Hölderlin klang höldern, und Heine heinte meist. Es rilkte Rilke metrisch, es stormte Storm am Deich. Doch schillern tat nur einer, drum kommt ihm keiner gleich.

Er nahm sich manches vor, Doch nahm ihn vieles mit. Nun nahm er sich heraus Und änderte den Schritt.

Die Sterne am Himmel, wie durchstoßene Löcher, durch die der Glanz einer anderen Welt in unser Leb en fä l l t

der sieger wird seine versprechen verkaufen an den sieger der nächsten wahl nur wir werden irgendwann keine wahl mehr haben

Den Himmel auf Erden hat man ihnen versprochen und ihren Sinn umnebelt, dass sie den Himmel vor lauter Wolken nicht mehr sehen.

Über seinen eigenen Schatten springen meint: Ihn fortlaufend mit Füßen zu treten.

Ich treibe auf dem weiten Meer, Hoch über mir das Sternenheer. Nehm meinen Kurs nach ihrem Bild, Bis es mir ganz die Seele füllt, Und treibe, treib im Flammenschein Durch mich hindurch, in mich hinein.

Verborgen scheint mir das Beginnen. Vielleicht ein Stein, unachtsam losgetreten, traf andre, löste, riss von hinnen. Zu Tale rauscht, was vorher schon in Nöten.

Blaßaderig hängt er im Geäst, wie ein zerrissner Lampion und gießt sein kühles Licht herab, auf die im Schlaf erstarrte Welt. Der Wald steht wie ein Monument, und durch die Stille hallt ein Schlag. Im Waldsee bricht das Eis entzwei, und fern...

Nun bist du tot. Eingang und Ausgang beschloß das Kreuz. Dazwischen ruhte kreisrund der Schmerz.

Müsst man das Üpsilon entbehren, gerieten Jin und Jang in Not. Die Psüche würde phüsisch leiden, und sprachidüllisch wär's der Tod. Die Lürik ging verkrüptet flöten, die Bundeswehr käm auf den Hund. Der schräge Tüp wirkte noch...

Der Januar beginnt das Jahr, der Februar will's schalten. Der März, der sät auf Hoffnung aus, April will's frei gestalten. Der Mai bringt es zum Blühen gar, der Juni tut's halbieren. Der Juli brütet manches aus, August neigt...

Sie hält nichts mehr von ihm, seit er nichts auf sich hält. Doch mit ihm hält sie's noch, solang er sie aushält.

Lirum, larum, Stiel, löffel nur recht viel von dem dünnen Brei. Sieh den Kasper, hei, wie er widerstrebte und nicht überlebte. Iß, schmeckt es auch trocken, was sie dir einbrocken; Hauptsache es stillt, wenn's auch nicht...

Auch wer über das Ziel hinausschiesst, hat etwas getroffen.

Dem Höhnenden trat er gefasst entgegen, im Fühlen seiner ewgen Priesterschaft. Sein Geist schritt schon auf lichtentfernten Wegen, als er den Kiesel schleuderte mit Kraft. Und augenblicklich herrschte eine Stille, denn aller Schicksal...

Endlich bleibt nicht ewig aus. Endlich meint: Es hat ein Ende. Endlich hieß es immer noch. Endlich kommt sie doch, die Wende. Und wer hoffend ausgeharrt, durfte "endlich" doch erleben: Hilfe kam! Und manchesmal auch auf ungedachten Wegen.

Zwei Knaben machten einen Bummel durch einen Eisenbahnentunnel. Zweimal, da mussten sie verschnaufen, und haben sich zudem verlaufen. Zwei Knaben flogen auf den Mond und merkten, dass er unbewohnt. Bereisten darauf den Neptun. Man fragt sich: Was...

Am Tag, an dem das ... entwand, da impften die Poeten. Denn ohne ... da kamen sie lichtweg in wulitäten. Nun müh'n sie sich, doch ohne mag mancher Text erheitern. Solang das ... verwunden bleibt, muss ernstes reiben eitern.

Hier hatt' ich ein Gedicht gedichtet, und es sogleich darauf vernichtet. So bleibt dem Leser die Option der freisten Interpretation. Nur eines sei dabei erwähnt: Sein Titel lautete "verschämt".