Mein alter Freund

Gedicht zum Thema Lebensweg

von  Saira

Du sagst, dein Weg durchs tiefe Tal,

er findet bald ein stilles Ende -

das Herbstbunt bräunt sich leer,

ein Grau erklimmt das Abendrot:

der Himmel zeigt sich marmoriert.

Die Schritte fallen schwer.


Dein Blick ist fern und nebelgleich,

durchdringt voll Sehnsucht Raum und Zeit,

du atmest Schläfrigkeit.

Im Schweigen singt die Nachtigall

und weckt in dir Gedankenfülle.

Du bist noch nicht so weit.


Die Füße wollen nicht mehr geh´n,

dein müder Geist sehnt sich nach Frieden -

die Furcht heißt Einsamkeit.

So bleibt dir noch ein kleiner Wunsch:

du möchtest in dir Ruhe finden,

für mehr Gelassenheit.


Der Winter ruft, mein alter Freund,

es werden meine Augen brennen,

doch du bist nicht allein -

denn reicht er dir dann seine Hand,

werd ich und werden alle Bilder

an deiner Seite sein.




©Sigrun Al-Badri/ 2024



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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (29.09.24, 15:07)
Liebe Sigi,

du beschreibst die Gefühle, wie wir sie haben, wenn wir erleben, dass ein uns sehr nahestehender Mensch sich dem Ende seines Lebensweges nähert. Das bedeutet Trauer und Schmerz.

Aber auch den alten Mensch, der noch bewusst sein baldiges Ableben vor Augen hat, bewegt zu tiefst der Kummer darüber, welches Leid er den Hinterbliebenen zufügen wird.

Es gibt kein schmerzfreie Lösung, wir müssen es aushalten.

Herzliche Grüße
TT

 Saira meinte dazu am 30.09.24 um 09:42:
Lieber Tasso,

ich danke dir für deinen gefühlvollen Kommentar.

Loslassen zu müssen kann einen Menschen innerlich zerreißen. Es ist wie du schreibst: wir müssen es aushalten.

Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg (29.09.24, 18:59)
Liebe Sigi,

ein Gedicht über das nahende Ende, das deshalb tröstlich ist, weil die Liebe als Begleiter nicht fehlt.

Herzliche Grüße
Ekki

 Saira antwortete darauf am 30.09.24 um 09:43:
Lieber Ekki,

einsam sterben zu müssen, stelle ich mir unendlich traurig vor. Wer liebevoll begleitet wird, erfährt Trost und Nähe.

Danke für dein Feedback!

Herzlichst
Sigi

 AchterZwerg (30.09.24, 07:03)
Liebe Sigi,
ein sehr anrührendes Gedicht, das uns, indirekt, eine bittere Wahrheit vermittelt: Der Sterbende stirbt einen Tod, die Hinterbliebenen viele. Zuweilen jeden Tag.

Manchen bleibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen im Jenseits - und darauf, dass die Liebe etwas bewirkt.
Über den Tod hinaus.

Herznahe Grüße
Heidrun

 Saira schrieb daraufhin am 30.09.24 um 09:45:
Meine liebe Forenfreundin,

es ist wie du schreibst, Menschen finden unterschiedlich Trost, manche keinen. Manchmal erfährt man von einem alten Menschen, der stirbt und kurz darauf sein Lebenspartner.

Herzlichst
Sigi

 plotzn (30.09.24, 08:49)
Sehr berührend, liebe Sigi.

Wenn Freund Hein seinen Besuch ankündigt, kann man nur hoffen, dass es ohne viel Leiden zuende geht. Oft ist es für die Hinterbliebenen schmerzhafter als für den Betroffenen.

Herzliche Grüße
Stefan

 Saira äußerte darauf am 30.09.24 um 09:48:
Du schreibst Wahres, lieber Stefan,

für den Sterbenden endet das Leid mit dem Tod, ist mein Glaube. Die Hinterbliebenen können nur hoffen, dass der Schmerz mit der Zeit weniger wird.

Danke und herzliche Grüße
Sigi
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