Der Faschist von heute
Satire zum Thema Faschismus
von Saira
Kommentare zu diesem Text
Liebe Sigi,
das ist leider weniger satirisch als man meinen möchte.
Allerorten kommen kleine Faschisten aus ihren Löchern, formieren sich Blockwarte, kleine Mobber-Königinnen und Denunzianten; hoffähig wird, was lange undenkbar schien.
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das ist leider weniger satirisch als man meinen möchte.
Allerorten kommen kleine Faschisten aus ihren Löchern, formieren sich Blockwarte, kleine Mobber-Königinnen und Denunzianten; hoffähig wird, was lange undenkbar schien.
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Ja, so sehe ich es auch.
Liebe Grüße,
Dirk
Liebe Grüße,
Dirk
@AchterZwerg
Liebe Heidrun,
ja, leider. Vieles, was man einst für überwunden hielt, trägt heute wieder neue Masken.
Vielleicht ist das Bitterste daran, dass die Lauten selten bemerken, wie sehr sie sich selbst gehorchen.
Danke dir für deine wachen Worte.
Deine Sigi
@Didi
Danke, Dirk,
ich wünschte, die Zeilen wären bloß Übertreibung. Aber manchmal ist Satire eben nur ein Spiegel mit schärferem Licht.
Liebe Grüße
Sigi
Liebe Heidrun,
ja, leider. Vieles, was man einst für überwunden hielt, trägt heute wieder neue Masken.
Vielleicht ist das Bitterste daran, dass die Lauten selten bemerken, wie sehr sie sich selbst gehorchen.
Danke dir für deine wachen Worte.
Deine Sigi
@Didi
Danke, Dirk,
ich wünschte, die Zeilen wären bloß Übertreibung. Aber manchmal ist Satire eben nur ein Spiegel mit schärferem Licht.
Liebe Grüße
Sigi
Der Faschist startet jede Strophe (erneut) durch mit:
„Ich…“
Er ist omnipräsent und liegt immer goldrichtig, gottgegeben:
„… weiß genau, was falsch sich gibt,“
Und folgerichtig weiß er sich noch als Opfer zu fühlen:
„…und muss es stündlich neu ertragen.“
Soweit nun zur ersten Strophe, das Muster, mit dem im Folgenden verfahren wird ist anhand dessen klar. Was passiert nun? Die Autorin hält einem solchen Menschen das genannte Rahmengerüst mit einem darin befindlichen Spiegel vor. Immer und immer wieder. Knallhart. Kompakt. Dazu passt dann treffenderweise:
„Doch unterm Ruf liegt die Mission,
die Macht zu mehren, nicht zu danken.“
Will heißen es gibt keine Ruhephase, kein Lob, der Faschist von heute ist ein Getriebener und ein Gottmacher mit der Lizenz zur Abschaffung desselben:
„Ich schwör auf Gott und Sicherheit,
solang ich selbst die Regeln mache.“
Diese Göttlichkeit des modernen Faschisten ist vielleicht Produkt eines immer weiter gediehenen Religioneifers über die Jahrhunderte, der in solch einem Menschen ungefiltert ankommt und eine scheinbare Essenz erlangt:
„seh ich, wie spät mein Banner steht –
und was von mir im Dunkel bleibt.“
(Diese letzten Worte des Textes hallen lange nach und müssen Resonanz beim Leser:in finden, sie sind Extraklasse, wie gleich noch ausgeführt sei.)
Also: Eine Satire, die den Eifer eines modernen Faschisten mit den eigenen Waffen schlägt, mit einem gewissen Augenzwinkern, aber irgendwie fasst man sich danach doch an die Wimper und denkt:
„Ich nenn das ehrlich – ach, wieso?
Man hat mich schließlich schon gehoben.“
Will sagen: Die Satire hat mindestens einen bitteren Beigeschmack, eben weil sie größtenteils wiederspiegelt und erst mit einem bedrückenden Vers endet, einer (ich komme auf den vorgenannten letzten Vers zurück), der dann erst zu eigenen Gedanken anregt und diese, ganz im Gegensatz, zu den mit einem eingespielten und verspielten Schmunzeln gelesenen Strophen davor, stehen ließe. Ein super Schachzug. Geballt und so gehaltvoll.
Auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Diese kleine Zäsur am Ende des Textes, zeigt die geballte Kraft, die in dem Thema steckt, etwas das in dem modernen Faschisten selbst lebt und raus will. Und es zeigt, das Schleichende, das Langdauernde, nach festen Vereinbarungen / Mustern laufende und teils belächelte „davor“, was ihn schließlich zu dem macht, was er ist.
„Ich…“
Er ist omnipräsent und liegt immer goldrichtig, gottgegeben:
„… weiß genau, was falsch sich gibt,“
Und folgerichtig weiß er sich noch als Opfer zu fühlen:
„…und muss es stündlich neu ertragen.“
Soweit nun zur ersten Strophe, das Muster, mit dem im Folgenden verfahren wird ist anhand dessen klar. Was passiert nun? Die Autorin hält einem solchen Menschen das genannte Rahmengerüst mit einem darin befindlichen Spiegel vor. Immer und immer wieder. Knallhart. Kompakt. Dazu passt dann treffenderweise:
„Doch unterm Ruf liegt die Mission,
die Macht zu mehren, nicht zu danken.“
Will heißen es gibt keine Ruhephase, kein Lob, der Faschist von heute ist ein Getriebener und ein Gottmacher mit der Lizenz zur Abschaffung desselben:
„Ich schwör auf Gott und Sicherheit,
solang ich selbst die Regeln mache.“
Diese Göttlichkeit des modernen Faschisten ist vielleicht Produkt eines immer weiter gediehenen Religioneifers über die Jahrhunderte, der in solch einem Menschen ungefiltert ankommt und eine scheinbare Essenz erlangt:
„seh ich, wie spät mein Banner steht –
und was von mir im Dunkel bleibt.“
(Diese letzten Worte des Textes hallen lange nach und müssen Resonanz beim Leser:in finden, sie sind Extraklasse, wie gleich noch ausgeführt sei.)
Also: Eine Satire, die den Eifer eines modernen Faschisten mit den eigenen Waffen schlägt, mit einem gewissen Augenzwinkern, aber irgendwie fasst man sich danach doch an die Wimper und denkt:
„Ich nenn das ehrlich – ach, wieso?
Man hat mich schließlich schon gehoben.“
Will sagen: Die Satire hat mindestens einen bitteren Beigeschmack, eben weil sie größtenteils wiederspiegelt und erst mit einem bedrückenden Vers endet, einer (ich komme auf den vorgenannten letzten Vers zurück), der dann erst zu eigenen Gedanken anregt und diese, ganz im Gegensatz, zu den mit einem eingespielten und verspielten Schmunzeln gelesenen Strophen davor, stehen ließe. Ein super Schachzug. Geballt und so gehaltvoll.
Auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Diese kleine Zäsur am Ende des Textes, zeigt die geballte Kraft, die in dem Thema steckt, etwas das in dem modernen Faschisten selbst lebt und raus will. Und es zeigt, das Schleichende, das Langdauernde, nach festen Vereinbarungen / Mustern laufende und teils belächelte „davor“, was ihn schließlich zu dem macht, was er ist.
Moin Sascha,
deine Analyse hat mich sehr beeindruckt – vor allem, weil du das Prinzip des Spiegels so genau erkannt hast. Der Text wollte keine Belehrung sein, sondern eine Wiederholung des „Ichs“, bis es im Leser selbst zu flimmern beginnt.
Du beschreibst den „Getriebenen“ – ja, genau das ist er: einer, der sich selbst zum Mittelpunkt macht, weil er das Eigene nicht mehr erträgt. Und damit ein Teil jener Dynamik, die du so treffend als „Gottmacherei“ beschreibst.
Dein Hinweis auf Hans Hartz passt wunderbar. „Einer ist mehr als genug“ benennt genau das, was mich beim Schreiben begleitet hat: die gefährliche Schwelle, an der das Lachen der Zuschauer in Zustimmung kippt.
Dieses Lied, dein Kommentar und mein Text kreisen um denselben Punkt – den Moment, in dem Wegsehen zur stillen Mittäterschaft wird.
Dass du diese Resonanz gehört hast, freut mich sehr.
Danke dir für deine Aufmerksamkeit, deine klugen Gedanken und deine Zeit.
Herzliche Grüße
Saira
deine Analyse hat mich sehr beeindruckt – vor allem, weil du das Prinzip des Spiegels so genau erkannt hast. Der Text wollte keine Belehrung sein, sondern eine Wiederholung des „Ichs“, bis es im Leser selbst zu flimmern beginnt.
Du beschreibst den „Getriebenen“ – ja, genau das ist er: einer, der sich selbst zum Mittelpunkt macht, weil er das Eigene nicht mehr erträgt. Und damit ein Teil jener Dynamik, die du so treffend als „Gottmacherei“ beschreibst.
Dein Hinweis auf Hans Hartz passt wunderbar. „Einer ist mehr als genug“ benennt genau das, was mich beim Schreiben begleitet hat: die gefährliche Schwelle, an der das Lachen der Zuschauer in Zustimmung kippt.
Dieses Lied, dein Kommentar und mein Text kreisen um denselben Punkt – den Moment, in dem Wegsehen zur stillen Mittäterschaft wird.
Dass du diese Resonanz gehört hast, freut mich sehr.
Danke dir für deine Aufmerksamkeit, deine klugen Gedanken und deine Zeit.
Herzliche Grüße
Saira
Moin Sigi
Der vermeintlich Starke ist ein feiger Hund, der sich stets an Schwächeren auslässt und mit anderen vermeintlich Starken liebschwänzelt. Deshalb will er auch nicht "politisch korrekt" sein, wenn es darum geht, aus sicherem Abstand mal irgendwo reinzuballern, um sich dann als Held darzustellen.
Er wäre aber nichts, ohne jene, die ihm beharrlich zujubeln und sich daran weiden, wenn es den völlig Wehrlosen an den Kragen geht. Sie haben selbst nichts davon, aber das Leid anderer reicht wohl als Genugtuung für ihre eigene Beschränktheiten.
LG Tula
Der vermeintlich Starke ist ein feiger Hund, der sich stets an Schwächeren auslässt und mit anderen vermeintlich Starken liebschwänzelt. Deshalb will er auch nicht "politisch korrekt" sein, wenn es darum geht, aus sicherem Abstand mal irgendwo reinzuballern, um sich dann als Held darzustellen.
Er wäre aber nichts, ohne jene, die ihm beharrlich zujubeln und sich daran weiden, wenn es den völlig Wehrlosen an den Kragen geht. Sie haben selbst nichts davon, aber das Leid anderer reicht wohl als Genugtuung für ihre eigene Beschränktheiten.
LG Tula
Moin Tula,
ja, genau darin liegt das Gefährliche: im Zusammenspiel von Feigheit und Mitläufertum.
Nicht die großen Schreie, sondern die vielen kleinen Zustimmungen lassen das Dunkle wachsen.
Danke dir für deine klaren Worte.
Liebe Grüße
Sigi
ja, genau darin liegt das Gefährliche: im Zusammenspiel von Feigheit und Mitläufertum.
Nicht die großen Schreie, sondern die vielen kleinen Zustimmungen lassen das Dunkle wachsen.
Danke dir für deine klaren Worte.
Liebe Grüße
Sigi
Liebe Sigi,
du zeigst viele interessante Aspekte auf.
Aus meiner Sicht ist dies wesentlich: Der Faschist der Weimarer Republik war total offen und brutal. Der Faschist von heute gibt sich als guter Demokrat und tarnt die alten Ziele. Das Anwachsen der AFD zeigt, dass diese Taktik funktioniert.
Liebe Grüße
Ekki
du zeigst viele interessante Aspekte auf.
Aus meiner Sicht ist dies wesentlich: Der Faschist der Weimarer Republik war total offen und brutal. Der Faschist von heute gibt sich als guter Demokrat und tarnt die alten Ziele. Das Anwachsen der AFD zeigt, dass diese Taktik funktioniert.
Liebe Grüße
Ekki
Danke, lieber Ekki,
ich sehe das ähnlich – die Formen ändern sich, der Ton wird höflicher, aber die Mechanismen bleiben.
Manchmal sind gerade die Tarnfarben das Beunruhigendste.
Herzliche Grüße
Sigi
ich sehe das ähnlich – die Formen ändern sich, der Ton wird höflicher, aber die Mechanismen bleiben.
Manchmal sind gerade die Tarnfarben das Beunruhigendste.
Herzliche Grüße
Sigi
Antwort geändert am 01.11.2025 um 14:11 Uhr
Liebe Sigi,
zu erst dieses, jede Zeile deiner Satire kann ich unterschreiben.
"Ich bin der Held der Ordnung liebt", da stimmt doch jeder gern zu, aber "Ich bin der Held der Ordnung lebt", das bekommt schon, wie man heute sagt, weniger "likes".
Wenn er Nationalismus, der die Vorstufe zum Faschismus ist, sogar in der EU offen zu Tage tritt, wird es bedenklich.
Das weltweite Erstarken des Faschismus liegt nicht an seiner Überzeugungskraft, sondern an der Schwäche und Unentschlossenheit der Demokratien den Bürgern die Werte zu vermitteln, die für für das Überleben einer pluralistischen und toleranten Gesellschaft unabdinglich sind!
Noch lebt die Hoffnung.
Herzliche Grüße
TT
zu erst dieses, jede Zeile deiner Satire kann ich unterschreiben.
"Ich bin der Held der Ordnung liebt", da stimmt doch jeder gern zu, aber "Ich bin der Held der Ordnung lebt", das bekommt schon, wie man heute sagt, weniger "likes".
Wenn er Nationalismus, der die Vorstufe zum Faschismus ist, sogar in der EU offen zu Tage tritt, wird es bedenklich.
Das weltweite Erstarken des Faschismus liegt nicht an seiner Überzeugungskraft, sondern an der Schwäche und Unentschlossenheit der Demokratien den Bürgern die Werte zu vermitteln, die für für das Überleben einer pluralistischen und toleranten Gesellschaft unabdinglich sind!
Noch lebt die Hoffnung.
Herzliche Grüße
TT
Lieber Tasso,
ich danke dir sehr für deinen Kommentar und besonders für diesen Satz:
Faschismus nährt sich selten aus Stärke, sondern aus Leere … aus der müden Mitte, die ihre Werte nicht mehr zu verteidigen weiß. Und so wächst das Laute auf dem Boden des Zaghaften.
„Ordnung liebt“ – das ist, wie du sagst, schnell gesagt. Doch „Ordnung lebt“ verlangt etwas anderes: Bewegung, Selbstprüfung, Widerspruch. Und genau davor scheuen sich viele, weil Freiheit anstrengend ist und Verantwortung keine Schlagzeile macht.
Ich fürchte, wir erleben gerade eine Zeit, in der das Leise verwechselt wird mit Schwäche und das Laute mit Wahrheit.
Doch vielleicht ist Hoffnung genau das: der Mut, trotzdem leise zu bleiben, ohne stumm zu werden.
Herzliche Grüße
Sigi
ich danke dir sehr für deinen Kommentar und besonders für diesen Satz:
„Das weltweite Erstarken des Faschismus liegt nicht an seiner Überzeugungskraft, sondern an der Schwäche der Demokratien.“
Faschismus nährt sich selten aus Stärke, sondern aus Leere … aus der müden Mitte, die ihre Werte nicht mehr zu verteidigen weiß. Und so wächst das Laute auf dem Boden des Zaghaften.
„Ordnung liebt“ – das ist, wie du sagst, schnell gesagt. Doch „Ordnung lebt“ verlangt etwas anderes: Bewegung, Selbstprüfung, Widerspruch. Und genau davor scheuen sich viele, weil Freiheit anstrengend ist und Verantwortung keine Schlagzeile macht.
Ich fürchte, wir erleben gerade eine Zeit, in der das Leise verwechselt wird mit Schwäche und das Laute mit Wahrheit.
Doch vielleicht ist Hoffnung genau das: der Mut, trotzdem leise zu bleiben, ohne stumm zu werden.
Herzliche Grüße
Sigi