Odyssee

Kurzprosa zum Thema Schicksal

von  Triton

Auf seinem Schiff, der „Sehnsucht“ befährt er ein Meer, gespeist von seinen Tränen. Sein Ziel ist die Insel der Hoffnung, auf welcher Karten zu finden sein sollen, die den Weg zu den Ländern des Glücks, der Liebe und der Geborgenheit weisen.
Schon so oft kam die Insel in Sicht, kam er ihr nahe, doch alle möglichen Widrigkeiten hindern ihn stets daran, vor Anker zu gehen und nach diesen Karten zu suchen. Mal treiben ihn Strömung oder falsche Winde davon, dann hindern ihn Stürme oder wochenlange Flaute daran, Kurs auf sie zu nehmen. Scheint er ihre Ufer dann endlich einmal fast erreicht zu haben, wird er von blutrünstigen Piraten vertrieben, derer Übermacht er nichts entgegen zu setzen hat als die Flucht auf seinem schnellen Schiff.
So bleibt ihm immer wieder nur, die schützende Bucht vor den kargen Felsen der Einsamkeit aufzusuchen, bis er eines Tages sein nicht mehr seetüchtiges Schiff wird verlassen müssen, um dort seine letzten Tage zu fristen und zu Grunde zu gehen.
Möge ein weiterer Suchender dereinst seine in der sengenden Sonne bleichenden Knochen bergen, und falls ihm mehr Glück beschieden ist, sie dort am Strand auf der Insel der Hoffnung begraben.

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Kommentare zu diesem Text


 souldeep (29.04.06)
Anfang und Ende dieser besonderen Odyssee gefallen mir ausnehmend gut, lieber Triton.
Gefühlsmässig ist es sehr schwer, so eine Reise zu überstehen, und dabei heil zu bleiben...-oder zu werden?

Freudig-traurige Grüsse dir
Kirsten

 Triton meinte dazu am 05.05.06:
Es freut mich, dass Du Gefallen an dieser Schilderung findest, und Deine zweite Einschätzung ist absolut zutreffend.
Was Deinen Einwand betrifft, nein, das von mir benutzte Wort ist korrekt. Danke und GLG, Triton
urbinia (49)
(29.04.06)
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 Triton antwortete darauf am 04.05.06:
Danke Urbinia, für Deinen Wunsch nach einer Retterin. LG, Triton
enomis (45)
(29.04.06)
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 Triton schrieb daraufhin am 05.05.06:
Irgendwie ist es wie Atlantis oder El Dorado, es gibt viele Geschichten und Überlieferungen, aber gefunden wurden sie nie. GLG, Triton

 AZU20 (30.04.06)
Eine interessante Metapher darüber, wie Leben sein kann. Mir wäre natürlich lieber, der auf dem Felsen der Einsamkeit harrende würde gefunden, bevor seine Knochen bleichen. Wenn natürlich jeder seinen eigenen Felsen hat, wird er nie gefunden. LG zum Sonntag.

 Triton äußerte darauf am 05.05.06:
Ja, da muss ich Dir zustimmen, es muss wirklich unglaublich viele Felsen geben, und viele tragen noch ordentlich dazu bei, dass ja niemand IHREN Felsen betritt. Danke und LG, Triton
Tinas_Galaxy (31)
(01.05.06)
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 Triton ergänzte dazu am 04.05.06:
Danke, dass Du das Gefühl in dem Text spüren kannst. LG, Triton
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