Nacht und Einsamkeit

Kurzprosa zum Thema Alleinsein

von  Triton

Fortgeschrittene Nacht, zwischen drei und vier Uhr morgens. Es ist die bevorzugte Zeit meiner Wachphase, ich nenne sie inzwischen auch meine Schreibphase, denn das meiste meiner schriftlichen Ergüsse findet während dieser Zeit zu Papier.
Meist ist es ruhig, nur selten dringt das Geräusch eines späten oder frühen Autos von der Hauptstraße zu mir vor. Manchmal schreit eine Katze, oder auch zwei, ängstlich ertönt mancher Schrei eines kleineren Beutetieres, das von einem der nächtlichen Jäger gepackt wurde, derer es hier einige gibt. Jäh klagend zerreisst er die von nichts abgelenkte Stille, sich seiner Endgültigkeit bewusst und um für immer zu ersterben. Fahlgrau dringt das Licht der Straßenlaterne durch den Spalt des Rollladens, den ich geöffnet halte, um in der Frühe der Morgendämmerung Zugang zu gewähren, manchmal ist es auch das Mondlicht, das je nach Stand und Phase stärker oder schwächer vordringt und mit der Laterne konkurriert. Die Intensität des Lichtschimmers zeigt mir, dass es neblig ist. Viertelstündlich ist der Glockenschlag des nahen Kirchturms zu vernehmen.
Nacht und Einsamkeit, sie sind beide da, und sie scheinen sich ebenbürtige Verbündete zu sein, denn sie ergänzen sich außergewöhnlich gut. Die Nacht lässt Dich die Einsamkeit intensiver spüren, und die Einsamkeit lässt Dir die Nacht manchmal unendlich erscheinen. Deine möglicherweise quälenden Gedanken finden keine Unterbrechung, aber dennoch fehlen Dir hin und wieder ein oder zwei, manchmal auch drei oder mehr der viertelstündlichen Glockenschläge, der Schlaf ist wichtig, aber was ändert er schon an diesem Gefühl der Leere?
Die Nacht ist hier, wie Du unschwer erkennen kannst, und mit ihr die Einsamkeit, Du kannst sie spüren und fühlen. Schlimmer noch - Du kannst sie sogar hören! - denn das Knarren des Bettes - das Rascheln des Bettzeugs -  das Atmen in der Dunkelheit - all diese einsamen Geräusche - sie werden nur von Dir erzeugt, nur von Dir selbst allein ....!

Zeit zu Schreiben ....  ....  .... !!

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Kommentare zu diesem Text

daniela (39)
(25.12.05)
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 Triton meinte dazu am 01.01.06:
Ups, wenn man nicht gleich antwortet, oder es mal aufschiebt. Der Kommentar wär mir nun fast durchgerutscht. Entschuldigung, aber besser spät als nie.
Ja, es ist bestimmt so, daß man die Nacht wohl in fast allem intensiver erlebt, vielleicht weil sie doch meist verschlafen wird. und wenn nicht, weil man eher zur Ruhe kommt dabei, die Gedanken nicht wie am Tag vielfältig abgelenkt werden.
Die Nacht hat auch mehr Zeit für Stimmungen, und die gehören zum Leben. Morgen mag es anders aussehen, aber ich neige nicht dazu, Stimmungen zu verfälschen, um irgend ein Gefühl zu verbergen, das da war. Hinzu kommt, daß es ja auch jeder Leser, ebenso auch nach Stimmung anders auffassen kann.
Zeit zu Schreiben, etwas das mir niemand nehmen kann, im Gegensatz zum Leben, das von zu vielem beeinflusst wird, auch wenn es dazu sooooo viele schlaue Sprüche gibt, die fern der Realität sind.
LG, Triton

 DariusTech (14.01.06)
Schön atmosphärisch. Ich werde selbst auch immer mehr zu einem Nachtmenschen und kann es daher gut nachempfinden, wenn ich nur nicht so unkreativ wäre, in der letzten Zeit... lg Darius

 Triton antwortete darauf am 16.01.06:
Man macht halt das Beste draus, die Kreativität ist da oft ne Notlösung. Danke und LG, Triton
Symphonie (73)
(26.01.06)
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 Triton schrieb daraufhin am 27.01.06:
Nun, der Text beschreibt etwas, das ich eigentlich niemandem wünsche, auch wenn ich genau weiß, dass es gar nicht so wenige sind, die das kennen. LG Triton
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