Spaziergang

Kurzprosa zum Thema Bewusstsein

von  Triton

Spaziergang


Ich laufe wie so oft ziellos durch die Fußgängerzone. Nehme die üblichen Geräusche einer Großstadt in mir auf. Lächelnd nehmen meine Ohren ein Lärmen von ausgelassenen Jugendlichen wahr, die zwar den wirklichen Ernst des Lebens noch nicht kennen, sich aber im Mittelpunkt der Welt wähnen. Es sei ihnen vergönnt, viel zu schnell wird sie die teils harte Realität einholen. Menschen hasten an mir vorbei in ihrem Eifer, die notwendigen Erledigungen, die sie in die Stadt treiben schnell hinter sich zu bringen. Irgendwo schreit ein Kind, das von seiner Mutter genervt zur Ruhe gemahnt wird, aus der Ferne hört man das Klingeln einer Straßenbahn und das hektische Hupen mehrerer gestresster Autofahrer. Ein Straßenmusikant schart einige Passanten um sich, die wohl in der glücklichen Lage sind, es nicht allzu eilig zu haben. Eine ältere Frau wirft eine Münze in seinen Gitarrenkoffer, und als wenn dies einen Bann gebrochen hätte, folgen nun weitere ihrem Beispiel. Ein paar Meter weiter bellen sich grimmig zwei Hunde an, die nur mit kräftigen Mühen und beschwichtigenden Worten von ihren Besitzern zurückgehalten werden können. Dort am Brunnen sitzen einige Gestrandete der Gesellschaft, sogenannte Penner, die von einigen wenigen Leuten teils geringschätzend, teils herablassend beäugt werden. Welche Schicksale mögen diese Menschen hinter sich haben? In der heutigen Zeit gewiß eine nicht unerhebliche Frage.

Unvermittelt bleibe ich stehen, denn mir wird bewußt, daß mir selbst scheinbar niemand irgendwelche Beachtung schenkt. Kein Blick trifft den meinen. Bin ich etwa so „normal“, was immer auch darunter zu verstehen ist, oder so „unscheinbar“, daß man mich nicht wahrnimmt?

Existiere ich überhaupt ?

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Kommentare zu diesem Text

Nixi (42)
(23.11.04)
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 Triton meinte dazu am 23.11.04:
Hallo Nixi, ja, da kann einem schon mal so manches durch den Kopf gehen, und es gibt auch ne Menge Möglichkeiten, das zu interpretieren. Danke für Deinen Kommentar, lächel. LG Triton
daniela (39)
(28.12.04)
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 Triton antwortete darauf am 30.12.04:
Hallo Daniela, nun, in der Natur kann es durchaus sein, daß ich auch weniger auf andere Menschen achte (aber eher unbewußt), da ich mich dort ganz schnell von ihr gefangen nehmen lasse. Sei es eine Spinne, die ihr Netz baut, eine schlüpfende Libelle, oder irgend etwas in der Art ..., ich entdecke oft was Schönes. LG Triton
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